Eugène Ionesco zählt nach wie vor zu den meistgespieltesten französischen Theaterautoren der Gegenwart. Alfred Kubins Werk rückte im Kubin-Jahr 2009 wieder in den Fokus der Öffentlichkeit, während der rumänische Dichter Gellu Naum inzwischen in Europa eine Art Wiederentdeckung erlebt. Diesen drei Künstlern wurde ein Forschungsprojekt gewidmet, das sich in theaterpraktischer und –theoretischer Auseinandersetzung mit den literarischen Stoffen beschäftigte und einen tieferen Einblick in die Welt der drei Ausnahmeschriftsteller vermitteln sollte. So unterschiedlich ihr literarischer Hintergrund auch sein mag, so läßt sich doch eine Gemeinsamkeit in ihrer Beschäftigung mit und in der Verarbeitung des Gegensatzes von Okkult-Sakralem und Profanem feststellen. Sie befördern alle einen eigenen Denkansatz in der menschlichen Suche nach Lebenssinn und Selbst- bzw. Fremdbestimmung durch eine höhere Sphäre – oder allein dem Wunsch danach. Zugleich wird von ihnen, zum Teil auf schmerzhafteste Weise, die menschliche Existenz mit ihren düsteren Seiten, die Selbstzerstörung und Ausweglosigkeit des Menschen aus seiner Lebenswelt geschildert. Also zwei Aspekte des Menschlichen, allzu Menschlichen.
Nach einer genaueren Analyse der Werke „Mein müder Vater“, „Welch gigantischer Schwindel!“ und „Die andere Seite“ lässt sich festhalten, dass alle drei Autoren die Themen der Sakralität und der Profanisierung in ihrem Werk nicht nur gestreift, sondern richtig gehend aufgearbeitet, in Frage gestellt und Stellung dazu bezogen haben. Gellu Naum, dessen Name diesem Forschungsprojekt voran gestellt ist, nutzt in seinem Gesamtwerk, aber vor allem in seinem „Pohem“ "Mein müder Vater" sowohl die Ausdrucksformen und Motive des Okkult-Sakralen als auch die des Rebellisch-Profanen. Durch diesen Kontrast regt er den Leser bzw. Zuschauer an, die Gewichtung der beiden Bereiche im eigenen Leben zu hinterfragen. Während sich bei Kubin, dem frühesten Schriftsteller dieser Reihe, vor allem das Okkult-Sakrale zeigt, arbeitet auch er mit profanen Einschlägen, um die Lächerlichkeit der alltäglichen Welt zu demonstrieren. Ionesco hingegen scheint sich vorrangig dem Rebellisch-Profanen verschrieben zu haben, das jedoch auch durch okkulte Anspielungen durchbrochen wird – ein Hinweis auf seine Hoffnung bzw. die seiner Figuren, der banalen Sinnlosigkeit des Daseins zu entkommen?
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Autoren und ihre Zeit
- Alfred Kubin
- Eugène Ionesco
- Gellu Naum
- Expressionismus, Surrealismus und absurdes Theater
- Der Expressionismus
- Der Surrealismus
- Das absurde Theater
- Die drei Autoren im Vergleich
- Das Okkult-Sakrale und das Rebellisch-Profane bei Alfred Kubin
- Das Okkult-Sakrale und das Rebellisch-Profane bei Eugène Ionesco
- Das Okkult-Sakrale und das Rebellisch-Profane bei Gellu Naum
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Spannungsfeld zwischen Okkult-Sakralem und Rebellisch-Profane am Beispiel der Werke von Alfred Kubin, Eugène Ionesco und Gellu Naum. Sie beleuchtet, wie diese drei Autoren den menschlichen Lebens- und Sinnfindungsprozess vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Zeit und persönlichen Erfahrungen thematisieren. Im Mittelpunkt stehen die Suche nach Selbst- und Fremdbestimmung, die Auseinandersetzung mit dem Übernatürlichen und die existentielle Verzweiflung des Menschen angesichts der Absurdität der Welt.
- Die künstlerische Reaktion auf historische Ereignisse wie die Weltkriege und politische Umbrüche
- Die Bedeutung von Mythologie, Psychologie und Folklore für die Gestaltung der Werke
- Die künstlerischen Strömungen Expressionismus, Surrealismus und absurdes Theater als Einflussfaktoren auf die drei Autoren
- Die Rolle des Okkult-Sakralen und Rebellisch-Profanen in der Darstellung von Lebenssinn und Selbstfindung
- Die literarische Auseinandersetzung mit Themen wie Tod, Traum, Angst und Verzweiflung
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar. Es beleuchtet den Kontrast zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und dem anhaltenden Bedürfnis nach spiritueller Orientierung im 21. Jahrhundert.
Das Kapitel „Die Autoren und ihre Zeit“ führt die drei Autoren Alfred Kubin, Eugène Ionesco und Gellu Naum sowie ihre jeweiligen Lebenswege und künstlerischen Schaffensprozesse näher vor. Dabei werden die Einflüsse ihrer jeweiligen Zeit und die persönlichen Erfahrungen, die ihre Werke prägten, beleuchtet.
Das Kapitel „Expressionismus, Surrealismus und absurdes Theater“ gibt einen Überblick über die relevanten künstlerischen Strömungen des 20. Jahrhunderts und deren Einfluss auf die Werke der drei Autoren. Es zeigt, wie der Expressionismus mit seiner Betonung des subjektiven Empfindens, der Surrealismus mit seiner Auflösung der Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit sowie das absurde Theater mit seiner Darstellung des Sinnlosen die Werke Kubins, Ionescos und Naums prägten.
Schlüsselwörter
Okkult-Sakrales, Rebellisch-Profane, Alfred Kubin, Eugène Ionesco, Gellu Naum, Expressionismus, Surrealismus, absurdes Theater, Lebenssinn, Selbstfindung, Tod, Traum, Angst, Verzweiflung, Mythologie, Psychologie, Folklore, Zeitgeschichte, existenzielle Fragen, Krieg, politische Umbrüche, Identität, Daseinsberechtigung.
- Citation du texte
- Isabella Nassauer (Auteur), 2010, Das Okkult-Sakrale und das Rebellisch-Profane bei Gellu Naum, Eugène Ionesco und Alfred Kubin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144249