„In der Kirche lesen die immer die halbe Bibel vor. Das ist so langweilig.“
Diese und ähnliche Äußerungen sind häufig von Kindern meines ersten Schuljahres zu vernehmen, wenn das Thema „Kirche“ in irgendeiner Form zur Sprache kommt. Sie spiegeln die zunehmende Distanz der Schüler zu Kirche und christlichen Glaubensinhalten wider. Die in der Regel seltenen Besuche der Schulgottesdienste scheinen für viele eine reine Pflichterfüllung zu sein und der Kirchenraum in den Augen der Kinder vorrangig ein Ort, „an dem man leise sein muss“ . Dabei ist jedoch stärker die Aufforderung zu angemessenem Verhalten von Seiten der Lehrer und Eltern als die Ehrfurcht vor dem sakralen Raum herauszuhören. Es fehlt den Kindern heute vermehrt an kirchlicher und religiöser Sozialisation und familiären Vorbildern, die Religiosität vermitteln und ihren Glauben im Alltag leben. Den meisten dieser Erstklässler fehlt nahezu jeglicher Bezug zur Kirche, der heilige Ort „bewegt“ sie nicht. Eine allgemein festzustellende religiöse Erfahrungsarmut der Schüler bewirkt daher, dass sich Religionsunterricht immer weniger auf Erfahrungen mit gelebter und gestalteter Religion stützen kann. Die Entwicklung einer religiösen Sozialisation und das „Vertraut-machen“ mit Formen und Institutionen gelebten Glaubens sind daher zentrale Aufgaben des katholischen Religionsunterrichts. Der Kirchenraum scheint diesbezüglich als außerschulischer Lern- und Erfahrungsort zahlreiche Chancen zu eröffnen und bietet die Möglichkeit, Leben und Schule, Religionsunterricht und religiösen Alltag miteinander zu verbinden. Ich als bekennende Religionslehrerin sehe es als wichtiges Erziehungsziel an, gelebten Glauben für die Schüler erfahrbar werden zu lassen und ihre positive Einstellung und innere Bindung an die Kirche zu stärken. So stellt sich mir die Frage, inwieweit es möglich ist, mit Schülern dieses ersten Schuljahres den Kirchenraum als Ort gelebten Glaubens zu erkunden. Kann die Bewegung in ihm im physischen Sinne sie auch innerlich bewegen und dadurch die Beziehung des Einzelnen zur Kirche und zum eigenen Glauben gestärkt werden? Vor dem Hintergrund dieser Frage entwickelte ich die Idee zu einem Unterrichtsvorhaben, in dessen Mittelpunkt die Erkundung der Pfarrkirche St. Konrad in Hilden als Ort gelebten Glaubens steht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Die Kirche - ein „Ort gelebten Glaubens“
- Zu dem Begriff „Kirchenpädagogik“
- Ansätze und Ziele der Kirchenpädagogik
- Prinzipien der Kirchenpädagogik
- Rahmenbedingungen für eine Kirchenraumerkundung in Hilden
- Die Pfarrkirche St. Konrad
- Bedingungsanalyse: Die Lernvoraussetzungen der Schüler
- Planung und Vorbereitung des Unterrichtsvorhabens
- Zielsetzung und Intention einer Kirchenraumerkundung in Hilden
- Organisatorische Maßnahmen
- Vorbereitungen der Kirchenraumerkundung im Unterricht
- Didaktisch-methodische Überlegungen
- Konzeption des Unterrichtsvorhabens zur Erkundung der Pfarrkirche St. Konrad
- Gestaltung der Kirchenraumerkundung
- „Begegnung mit dem Kirchenraum“ – Die erste Erkundung der Kirche St. Konrad
- „Der Innenraumgestaltung und ihrer Bedeutung auf die Spur kommen“ Die zweite Erkundung der Kirche St. Konrad
- Nachbereitung der Kirchenraumerkundung im Unterricht
- Gestaltung der Kirchenraumerkundung
- Durchführung der Kirchenraumerkundung
- Gestaltung der Gottesdienstfeier in der Pfarrkirche St. Konrad
- Auswertung des Unterrichtsvorhabens
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Unterrichtsvorhaben verfolgt das Ziel, Erstklässlern den Kirchenraum als Ort gelebten Glaubens erfahrbar zu machen und ihre positive Einstellung sowie innere Bindung zur Kirche zu stärken. Die Erkundung der Pfarrkirche St. Konrad in Hilden soll den Schülern ermöglichen, die Bedeutung des Kirchenraums als Ort der Begegnung, der Geschichte und der religiösen Praxis zu verstehen.
- Der Kirchenraum als Ort gelebten Glaubens
- Die Bedeutung der Kirchenarchitektur und Ausstattung
- Die Rolle der Kirche im Leben der Gemeinde
- Die Förderung religiöser Erfahrung und Bildung
- Die Stärkung der Beziehung des Einzelnen zur Kirche und zum eigenen Glauben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Unterrichtsvorhaben vor und beschreibt den Ausgangspunkt der Arbeit: die Distanz von Kindern zu Kirche und christlichen Glaubensinhalten. Sie skizziert die Herausforderungen, die sich aus dieser Distanz für den Religionsunterricht ergeben, und begründet die Notwendigkeit, den Kirchenraum als außerschulischen Lernort zu nutzen.
Kapitel 2 erläutert die theoretischen Grundlagen des Unterrichtsvorhabens. Es werden die Kirche als Ort gelebten Glaubens, der Begriff der Kirchenpädagogik und ihre Ansätze, Ziele und Prinzipien dargestellt.
Kapitel 3 behandelt die Rahmenbedingungen für eine Kirchenraumerkundung in Hilden. Es werden die Pfarrkirche St. Konrad und die Lernvoraussetzungen der Schüler des ersten Schuljahres vorgestellt.
Kapitel 4 befasst sich mit der Planung und Vorbereitung des Unterrichtsvorhabens. Es werden die Zielsetzung, organisatorische Maßnahmen, Unterrichtsvorbereitungen und didaktisch-methodische Überlegungen erläutert.
Kapitel 5 beschreibt die Konzeption des Unterrichtsvorhabens. Es werden die Gestaltung der Kirchenraumerkundung, die Nachbereitung im Unterricht und die Durchführung des Unterrichtsvorhabens erläutert.
Kapitel 6 widmet sich der Gestaltung der Gottesdienstfeier in der Pfarrkirche St. Konrad.
Kapitel 7 behandelt die Auswertung des Unterrichtsvorhabens.
Kapitel 8 schließt mit einem Fazit und Ausblick auf die Weiterarbeit.
Schlüsselwörter
Kirchenpädagogik, Kirchenraum, Religionsunterricht, gelebter Glaube, religiöse Sozialisation, Erkundung, Pfarrkirche St. Konrad, Hilden, Unterrichtsvorhaben, Lernort, Begegnung, Geschichte, religiöse Praxis, Gemeinde, Erfahrung, Bildung, Beziehung, Glaube.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2009, Die Kirche als Ort gelebten Glaubens für Schüler des ersten Schuljahres, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144934