Die Auffassung, dass Organisationen lernen können, ist bekannt und wird in unterschiedlichen Zusammenhängen, aus verschiedenen Perspektiven und mit diversen Schwerpunkten immer wieder aufgegriffen. Peter M. Senge ist den Vertretern der eklektischen Perspektive organisationalen Lernens zuzuordnen. Sein Buch „Die Fünfte Disziplin“ stellt einen außergewöhnlichen Beitrag dar. Die Kernidee des organisationalen Lernens wird von Senge plausibel herausgearbeitet und anhand von authentischen Geschichten und Beispielen, die in Zusammenarbeit mit einigen Firmen entstanden sind, veranschaulicht. Der Erfolg und große Einfluss dieses Werkes auf die Unternehmensführung führten dazu, dass es breit rezitiert und infolgedessen als Standardwerk für Praktiker und Theoretiker gleichermaßen gilt. Die vorliegende Arbeit legt eine strukturationstheoretische Beschreibung, Erklärung und Rekonstruktion der lernenden Organisation nach Senge als spezifisches Problem zugrunde. Eine theoretisch fundierte Analyse und Erklärung des Phänomens „organisationales Lernen“ wird mit Hilfe der integrierenden Sozialtheorie von Anthony Giddens vorgenommen. Die Strukturationstheorie ist eine grundlegende Theorie des Sozialen, die zwischen den Standpunkten, welche zum einen soziale Systeme und zum anderen das Individuum hervorheben, zu vermitteln versucht. Das Ziel der Erkenntnisgewinnung ist es, einen Mehrwert der Wissensgenerierung zu schaffen, der durch eine Rekonstruktion der Konzeption nach Senge mit Hilfe der Strukturationstheorie erbracht werden soll. Die Relevanz des Themas wird darin gesehen, dass das organisationale Lernen als Wettbewerbsvorteil der Zukunft gilt und die Strukturationstheorie im Rahmen der Organisations- und Managementforschung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Da es bis dato keine Arbeit gegeben hat, die mit der vorliegenden zu vergleichen ist, liegt es nahe, diese beiden Elemente zu verknüpfen und sich mit dem Thema intensiv zu befassen. Zunächst wird Die Fünfte Disziplin zusammengefasst und den Bedürfnissen dieser Arbeit angepasst, ohne den Charakter zu ändern. Darauf folgend wird die Strukturationstheorie vorgestellt und erläutert, um anschließend in Form von Denkfiguren ein Modell zu entwickeln, durch das die einzelnen Komponenten der Fünften Disziplin „gefiltert“ werden. Eine kritische Beurteilung und Auswertung soll abschließend zeigen, was eine strukturationstheoretische Analyse der Konzeption Senges und die Konzeption als solche bringt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Organisationales Lernen nach Senge
- Ausgangspunkt der Konzeption
- Ansatzpunkt Senges
- Senges Annahmen über Denk- und Interaktionsweisen nicht-lernender Organisationen
- Systemdenken als Rahmendisziplin lernender Organisationen
- Grundlagen der lernenden Organisation
- Bestimmungen des Systemdenkens
- Wesen und spezielle Denkart
- Einsichten des Systemdenkens
- Komplementäre Disziplinen der Konzeption
- Personal Mastery
- Mentale Modelle
- Gemeinsame Vision
- Team-Lernen
- Schlussbemerkungen
- Konflikte und Konflikthandhabung
- Senges Fazit
- Theoretische Grundlagen und Denkfiguren der Strukturationstheorie
- Einleitender Überblick
- Stratifikationsmodell der menschlichen Psyche
- Schichtenmodell der Handlungssteuerung
- Konzeption sozialer Systeme
- Rolle und Bedeutung des Menschen
- Weitere zentrale Begriffe und Analysedimensionen
- Strukturationstheoretischer Kerngedanke und Resultat
- Strukturationstheoretische Rekonstruktion der Konzeption Senges
- Modell und Gang der Untersuchung
- „Die Fünfte Disziplin“ aus strukturationstheoretischer Sicht
- Der Ausgangspunkt der Konzeption Senges aus strukturationstheoretischer Sicht
- Die Grundlagen der Konzeption aus strukturationstheoretischer Sicht
- Die komplementären Disziplinen aus strukturationstheoretischer Sicht
- Die Schlussbemerkungen aus strukturationstheoretischer Sicht
- Auswertung und Beurteilung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich zum Ziel, die Konzeption des organisationalen Lernens nach Peter Senge mithilfe der Strukturationstheorie zu analysieren und zu rekonstruieren. Im Fokus stehen dabei die systemtheoretischen Grundlagen des Modells und die damit verbundenen Denk- und Handlungsperspektiven im Hinblick auf die Gestaltung lernender Organisationen.
- Systemdenken als Grundlage für organisationales Lernen
- Die Fünfte Disziplin als integratives Konzept
- Die Rolle von Strukturen und Handlungen in Lernprozessen
- Die Bedeutung von mentalen Modellen und gemeinsamen Visionen
- Der Einfluss der Strukturationstheorie auf die Analyse der Konzeption Senges
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Gegenstand der Arbeit und die Forschungsfrage vor, die sich mit der Analyse der Konzeption des organisationalen Lernens nach Senge mithilfe der Strukturationstheorie beschäftigt.
- Kapitel 2 befasst sich mit der Konzeption des organisationalen Lernens nach Peter Senge. Es werden die Ausgangspunkte der Konzeption sowie die wichtigsten Elemente der "Fünften Disziplin" erläutert, darunter Systemdenken, Personal Mastery, Mentale Modelle, Gemeinsame Vision und Team-Lernen.
- Kapitel 3 präsentiert die theoretischen Grundlagen und Denkfiguren der Strukturationstheorie. Es werden zentrale Konzepte wie das Stratifikationsmodell der menschlichen Psyche, das Schichtenmodell der Handlungssteuerung, die Konzeption sozialer Systeme und die Dualität von Strukturen und Handlungen behandelt.
- Kapitel 4 rekonstruiert die Konzeption Senges aus strukturationstheoretischer Sicht. Es wird gezeigt, wie die zentralen Elemente des Modells in den Rahmen der Strukturationstheorie eingebettet werden können und welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Gestaltung lernender Organisationen ergeben.
Schlüsselwörter
Organisationales Lernen, Peter Senge, Die Fünfte Disziplin, Systemdenken, Strukturationstheorie, Anthony Giddens, Strukturen, Handlungen, Mentale Modelle, Gemeinsame Vision, Team-Lernen, Lernende Organisation, Systemdynamik, Soziales System, Handlungstheorie.
- Quote paper
- Charalambos Panagiotidis (Author), 2006, Eine strukturationstheoretische Analyse der Konzeption organisationalen Lernens nach Senge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145133