Finanzierungsmöglichkeiten für nicht börsennotierte Unternehmen und deren Auswirkungen auf den geschäftlichen Erfolg

Die Untersuchung der Einflüsse verschiedener Finanzierungsarten auf das Ratingurteil eines Unternehmens und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Finanzierungskosten


Project Report, 2007

90 Pages, Grade: 1.0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Zielsetzung dieser Praxislaborarbeit

2. Der Begriff der Finanzierung

3. Definition des Mittelstandes

4. Veränderungen der Finanzierungsmöglichkeiten des Mittelstandes durch Basel II
4.1. Der Standardansatz
4.2. Der IRB-Ansatz

5. Rating und dessen Einfluss auf die Finanzierungskosten
5.1. Externes oder internes Rating
5.2. Was und wie wird bewertet

6. Grundsätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für mittelständige Unternehmen
6.1. Bankkredit
6.1.1. Vorteile des Bankkredits
6.1.2. Nachteile des Bankkredits
6.2. Finanzierung durch Leasing
6.2.1. Vorteile des Leasing
6.2.2. Nachteile des Leasing
6.3. Private Equity
6.3.1. Vorteile von Private Equity
6.3.2. Nachteile von Private Equity
6.4. Mezzanine-Kapital
6.4.1. Vorteile von Mezzanine-Kapital
6.4.2. Nachteile von Mezzanine-Kapital
6.5. Factoring
6.5.1. Vorteile des Factoring
6.5.2. Nachteile des Factoring
6.6. Forfaitierung
6.6.1. Vorteile der Forfaitierung
6.6.2. Nachteile der Forfaitierung
6.7. Asset-Backed Securities
6.7.1. Vorteile von ABS
6.7.2. Nachteile von ABS

7. Untersuchung der Auswirkungen ausgewählter Finanzierungsarten im Rahmen einer Fallstudie
7.1. Vorstellung der Musterunternehmen
7.1.1. Das Z-Score-Modell nach Altman
7.1.2. Ermittlung der Ausgangsratings für die Musterunternehmen
7.2. Auswirkungen bei Leasing-Finanzierungen
7.2.1. Szenario A - Zurechnung beim Leasinggeber
7.2.2. Szenario B - Zurechnung beim Leasingnehmer
7.2.3. Berücksichtigung in der Handelsbilanz
7.2.3.1. Szenario A
7.2.3.2. Szenario B
7.2.4. Berücksichtigung in der Steuerbilanz
7.2.4.1. Szenario A
7.2.4.2. Szenario B
7.2.5. Einfluss des Leasings auf das Unternehmensrating
7.2.5.1. Szenario A
7.2.5.2. Szenario B
7.3. Auswirkungen bei der klassischen Kreditfinanzierung
7.3.1. Berücksichtigung in der Handelsbilanz
7.3.2. Berücksichtigung in der Steuerbilanz
7.3.3. Einfluss des klassischen Kredits auf das Unternehmensrating
7.4. Auswirkungen durch Private Equity-Finanzierungen
7.4.1. Berücksichtigung in der Handelsbilanz
7.4.2. Berücksichtigung in der Steuerbilanz
7.4.3. Einfluss der Private Equity-Finanzierung auf das Unternehmensrating
7.5. Auswirkungen bei Mezzanine-Finanzierungen
7.5.1. Berücksichtigung in der Handelsbilanz
7.5.2. Berücksichtigung in der Steuerbilanz
7.5.3. Einfluss der Mezzanine-Finanzierung auf das Unternehmensrating

8. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
8.1. Einfluss auf das Z-Score-Modell nach Altman
8.2. Der Einfluss auf wichtige Bilanzkennzahlen

9. Fazit und Ausblick auf innovative Neuerungen der Mittelstandsfinanzierung

Anhang I: Anpassungsrechnung für die Finanzierung über Leasing

Anhang II: Bilanzkennzahlenveränderung bei Finanzierung über Leasing

Anhang III: Anpassungsrechnung für die Finanzierung über einen Kredit

Anhang IV: Bilanzkennzahlenveränderung bei Finanzierung über einen Kredit

Anhang V: Anpassungsrechnung für die Finanzierung über Mezzanine-Kapital

Anhang VI: Bilanzkennzahlenveränderung bei Finanzierung über Mezzanine

Anhang VII: Anpassungsrechnung für die Finanzierung über Private Equity

Anhang VIII: Bilanzkennzahlenveränderung bei Finanzierung über Private Equity

Erklärung gemäß §22(7), §32(7), §43(7) PO vom 23.07.2004

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Risikogewichte im Standardansatz

Abbildung 2: Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung für das mittlere Unternehmen

Abbildung 3: Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung für das Kleinstunternehmen

Abbildung 4: Z-Score-Werte und Ausfallwahrscheinlichkeiten

Abbildung 5: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch das Leasing bei dem mittleren Unternehmen (Zurechnung beim Leasinggeber)

Abbildung 6: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch das Leasing bei dem Kleinstunternehmen (Zurechnung beim Leasinggeber)

Abbildung 7: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch das Leasing bei dem mittleren Unternehmen (Zurechnung beim Leasingnehmer)

Abbildung 8: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch das Leasing bei dem Kleinstunternehmen (Zurechnung beim Leasingnehmer)

Abbildung 9: Zusammenfassung der Ergebnisse bei Leasingfinanzierung

Abbildung 10: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch die Kreditfinanzierung bei dem mittleren Unternehmen

Abbildung 11: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch die Kreditfinanzierung bei dem Kleinstunternehmen

Abbildung 12: Zusammenfassung der Auswirkungen bei der Kreditfinanzierung

Abbildung 13: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch die Private Equity-Finanzierung bei dem mittleren Unternehmen

Abbildung 14: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch die Private Equity-Finanzierung bei dem Kleinstunternehmen

Abbildung 15: Zusammenfassung der Ergebnisse bei Private Equity- Finanzierung

Abbildung 16: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch die Mezzanine-Finanzierung bei dem mittleren Unternehmen

Abbildung 17: Veränderung der Komponenten des Z-Score durch die Mezzanine-Finanzierung bei dem Kleinstunternehmen

Abbildung 18: Zusammenfassung der Ergebnisse bei Mezzanine-Finanzierung

Abbildung 19: Auswirkungen der Finanzierungsarten im Überblick

Abbildung 20: Veränderung von Bilanzkennzahlen durch die Finanzierungsart beim mittleren Unternehmen

Abbildung 21: Veränderung von Bilanzkennzahlen durch die Finanzierungsart beim Kleinstunternehmen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Zielsetzung dieser Praxislaborarbeit

Im Rahmen dieser Praxislaborarbeit sollen die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für nicht börsennotierte Unternehmen sowie deren Auswirkung auf den unternehmerischen Erfolg aufgezeigt werden.

Ein Großteil der nicht börsennotierten Unternehmen sind mittelständische Unternehmen. Daher konzentriert sich diese Praxislaborarbeit speziell auf mittelständische deutsche Unternehmen. Dabei soll in der Untersuchung insbesondere der Einfluss auf das Rating des untersuchten Unternehmens dargestellt werden, sowie hieraus resultierende Änderungen der Finanzierungs- kosten für Folgeinvestitionen aufgezeigt werden. Je nach Art und Weise wie das Unternehmen die Finanzierung durchführen wird, ergeben sich unterschiedliche Einflüsse auf das Unternehmensrating. Im Sinne der Unternehmensplanung und Kostenreduktion sollte das Unternehmen die Finanzierungsalternative wählen, welche mögliche Folgeinvestitionen am wenigsten durch hohe Finanzierungskosten belastet. Darüberhinaus soll auch auf die Bilanzierung nach dem HGB und auf eventuelle Besonderheiten beim Erstellen der Steuerbilanz eingegangen werden.

In Folge eines erschwerten Kreditzugangs durch die Einführung von Basel II zum 01.01.2007 werden Alternativen zum klassischen Bankkredit an Bedeutung zunehmen. Die vorliegende Praxislaborarbeit verfolgt das Ziel, die wichtigsten Instrumente alternativer Finanzierungsformen vorzustellen und deren Eignung für mittelständische Unternehmen zu erörtern. Dabei soll auch eine Gegen- überstellung spezifischer Vor- und Nachteile der einzelnen Instrumente erfolgen.

Für ein Unternehmensrating unter Basel II ist insbesondere die Frage von Bedeutung, wie mit den später vorgestellten Finanzierungsoptionen positive Wirkungen in der Bilanzstruktur erzielt werden können, die Den deutschen Mittelstand quälen Finanzierungssorgen. Der konventionelle Finanzierungsweg über Bankkredite wird schwieriger, denn die Kreditwirtschaft reagiert auf den weiterhin steigenden Kostendruck, indem sie vielfach die Konditionen für bonitätsschwache Kreditnehmer verschlechtert. Basel II - wonach die seit dem 01.01.2007 gültige Neuregelung der Eigenkapital- vorschriften für Kreditinstitute eine risikogewichtete Unterlegung von Unter- nehmenskrediten fordert - wird diese Entwicklung weiter verstärken.1

Die schwerpunktmäßig auf Bankkredite ausgerichtete Unternehmens- finanzierung steht vor einem Umbruch, der die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Ein zentrales Problem auf Seiten des deutschen Mittelstands ist die sehr geringe Eigenkapitalquote. Darüber hinaus sind oft auch beleihungsfähige Sicherheiten nur in geringem Maße vorhanden. Beides schlägt bei der Bonitätsbeurteilung durch die Bank, dem Rating, negativ zu Buche und kann den gewünschten Kr]edit verteuern. Ungeachtet dieser Tatsache messen viele mittelständische Unternehmen den vorhandenen Alternativen zum Bankkredit noch wenig Bedeutung bei. Vielfach sind die bestehenden Instrumente oder deren konkrete Anwendungsvoraussetzungen dem Mittelstand zu wenig bekannt. Chancen einer ausgewogeneren Finanzierungsstruktur in den Unternehmen bleiben daher oftmals ungenutzt.2

2. Der Begriff der Finanzierung

Die grundlegende Aufgabe des Finanzmanagements besteht in der Beschaffung, Umschichtung und Verwendung von Eigenkapital und Fremdkapital. Die Finanzierungsentscheidung betrifft die Beschaffung und Umschichtung sowie die Rückzahlung von Finanzmitteln auf der Aktiv- und Passivseite der Bilanz. Finanzierung kann als Änderung der Kapitalausstattung des betrachteten Unternehmens definiert werden.3

3. Definition des Mittelstandes

In der gängigen Literatur werden Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen allgemein unter dem Begriff KMU zusammengefasst. Diese Unternehmen stellen ca. 75 Mio. Arbeitsplätze in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und bilden ca. 99% des gesamten Unternehmens- bestandes. In der erweiterten Europäischen Union gibt es ca. 23 Mio. KMU.4

Wie wichtig solche Unternehmen für die EU wirklich sind, zeigt der Versuch der EU die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für KMU zu verbessern. Eine dieser Verbesserungen bestand darin, eine einheitliche Definition der KMU für alle EU-Mitgliedsstaaten zu schaffen. Bereits 1996 wurde eine erste gemein- same Definition seitens der EU formuliert. Um diese Definition den schnell wandelnden Umwelteinflüssen anpassen zu können, wurde am 6. Mai 2003 eine Empfehlung für eine Anpassung der Definition von der EU Kommission angenommen. Diese bis heute gültige Definition trat am 1. Januar 2005 in Kraft. Sie ist das Ergebnis etlicher Diskussionen der Kommission, Unternehmer- verbänden und der Mitgliedsstaaten.5

Nach dieser Definition gelten folgende Größenkategorien:

Die Größenklasse der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) umfasst Unternehmen, die weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen und die entweder einen Jahresumsatz von maximal 50 Mio. € erzielen oder deren Jahresbilanzsumme sich auf höchstens 43 Mio. € beläuft.6

Ferner findet sich in den Absätzen 2 und 3 eine weitere Unterteilung der KMU in Kleinstunternehmen und kleine Unternehmen. Demnach definiert Absatz 2 kleine Unternehmen mit weniger als 10 Mio. € Jahresumsatz bzw. Jahresbilanzsumme und mit weniger als 50 Beschäftigten. Die Grenzen für

Kleinstunternehmen liegen gemäß Absatz 3 bei nicht mehr als 2 Mio. € Jahresumsatz bzw. Jahresbilanzsumme und weniger als 10 Beschäftigten.7

4. Veränderungen der Finanzierungsmöglichkeiten des Mittelstandes durch Basel II

Unter Basel II versteht man das zweite Konsultationspapier des Baseler Ausschusses für die Bankenaufsicht der Kreditwirtschaft. In diesem Papier wurde festgelegt, dass die Bonität des Kunden bei der Vergabe von Krediten eine höhere Berücksichtigung finden soll. Hier wird auch die Eigenkapitalunterlegung der Banken für ausgegebene Kredite geregelt.

Nach der Baseler Eigenkapitalvereinbarung Basel I aus dem Jahre 1988, in der eine Eigenkapitalunterlegung von pauschal 8% gefordert wurde, egal ob es sich bei dem Kreditnehmer um ein Kleinunternehmen, wie z.B. eine Einmann-GmbH oder um eine börsennotierte Aktiengesellschaft handelte, gelten nun unter Basel II völlig andere Vorschriften.8

4.1. Der Standardansatz

Seit dem 01.01.2007 gilt nun Basel II, wonach Kredite - abhängig vom Ausfallrisiko bzw. der Bonität des Kreditnehmers - mit Eigenkapital seitens der Bank zu unterlegen sind. Im Standardansatz werden zur Bestimmung des Risikos Gewichtungsfaktoren zwischen 20% und 150% je nach dem Ausfall des Ratings z.B. durch Standard & Poor’s oder Moody’s vergeben. Je nach Risikoeinstufung des kreditaufnehmenden Unternehmens werden unter Basel II die Eigenkapitalunterlegungen für die ausgegebenen Kredite zwischen 1,6% und 12% liegen.9

Ein zur Veranschaulichung dieser Tatsache dienendes Beispiel soll an dieser Stelle die gravierenden Änderungen auf der Bankenseite aufzeigen. Ein Kredit über 1.000.000 € war nach Basel I mit 80.000 € Eigenkapital auf der Bankenseite zu unterlegen. Dies erfolgte, wie bereits oben erwähnt, völlig unabhängig vom Ausfallrisiko des Kreditnehmers. Unter Basel II beträgt das unterlegungspflichtige Eigenkapital für einen gewährten Kredit über 1.000.000 € auf der Bankenseite zwischen 16.000 € und 120.000 €.

Eine Übersicht über die Gewichtungsfaktoren je nach Rating bzw. Bonität der Unternehmen zeigt die folgende Abbildung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Risikogewichte im Standardansatz. Quelle: Übelhör/Warns, Basel II, 2004, S. 25.

4.2. Der IRB-Ansatz

Im IRB-Ansatz berechnen die Banken die aufsichtsrechtliche Eigen- kapitalforderung für ein kreditrisikobehaftetes Geschäft ganz oder teilweise selbst. Ratingverfahren, welche für die Berechnung der von der Bankenaufsicht geforderten Eigenkapitalunterlegung verwendet werden, müssen zahlreiche quantitative und qualitative Mindestanforderungen erfüllen. Für die Ermittlung der Eigenkapitalunterlegung eines Kredites sind in den IRB-Ansätzen die nachfolgenden Risikoparameter entscheidend:

- Die Wahrscheinlichkeit mit der ein Kreditnehmer ausfällt (Probability of Default, PD)
- Der erwartete Verlust aus einem Kreditengagement bei Ausfall des Kreditnehmers in Prozent (Loss Given Default, LGD)
- Restlaufzeit des Kredites (Maturity, M)
- Die erwartete Höhe der Forderung an den Kreditnehmer im Zeitpunkt seines Ausfalls (Exposure at Default, EaD)

Die Risikoparameter PD und LGD fließen als Rechengrößen in die bankenaufsichtliche Risikogewichtsfunktion ein. Aus der Risikogewichtsfunktion ergibt sich die Eigenkapitalforderung (K) an einen Kredit. Der gewährte Kredit (EaD) wird mit den Faktor K multipliziert. Das Ergebnis aus EaD x K ist der Betrag an Eigenkapital, mit dem der Kredit zu unterlegen ist.

Für die Berechnung der Eigenkapitalunterlegung wird demnach folgende Formel verwendet:

Eigenkapitalunterlegung = EaD x Risikogewicht (=LGD x PD x M)

Wendet die Bank den IRB-Basisansatz an, hat sie lediglich die PD durch das bankeninterne Ratingsystem einzuschätzen. Die LGD wird von den Aufsichts- behörden mit 45% für unbesicherte Kredite vorgegeben. Die Restlaufzeit M wird im IRB-Basisansatz ebenfalls mit einer pauschalen Laufzeit von 2,5 Jahren vorgeben.

Bei Anwendung des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes schätzt die Bank außer der PD auch alle anderen Faktoren eigenständig ein.10

Somit werden die Kapitalkosten für die Unternehmen, sowohl auf Grundlage von externen Ratings als auch bei internen Ratings von den Risikoeinschätzungen, aufgrund des Ratings bestimmt. Für Unternehmen mit einem geringeren Ausfallrisiko werden Kredite tendenziell günstiger zu erhalten sein als für Unternehmen mit einer höheren Ausfallwahrscheinlichkeit, die folglich mit einem Aufschlag auf die Zinssätze zu rechnen haben.

Aufgrund dieser Änderungen werden sich für die Kreditvergabepraxis unter anderem die folgenden Einflüsse ergeben:11

- Allgemeine Verteuerung der Kredite durch anfallende Ratingkosten
- Kreditaufnahme wird bei schlechter Ratingeinstufung erschwert und führt zu schlechteren Kreditkonditionen
- Zukunftsprognosen der Unternehmen werden stärker betrachtet
- Erhöhte Anforderungen an Offenheit und Transparenz der Unternehmen gegenüber der Bank

5. Rating und dessen Einfluss auf die Finanzierungskosten

Das englische Verb „to rate“ kann übersetzt werden mit „bewerten“ oder „schätzen“. Rating versteht sich in diesem Fall als Kreditrating, also der Beurteilung von Kreditrisiken bzw. der Bonität des Kreditnehmers. Ein Rating stellt eine Aussage über die Fähigkeit eines Schuldners dar, finanzielle Verpflichtungen vollständig und fristgerecht erfüllen zu können.

Das Rating von Unternehmen wurde vor ca. 100 Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika entwickelt und hat sich seitdem insbesondere auf den amerikanischen und internationalen Finanzmärkten etabliert. In Deutschland, speziell bei mittelständischen Unternehmen, findet die Prüfung der Kreditwürdigkeit bisher nahezu ausschließlich durch die Gläubiger, wie Banken, Leasing- und Factoringgesellschaften, Kreditversicherer sowie durch die Unternehmen selbst im Rahmen eines Lieferantenkredits, statt.

Die Bildung einer internen Bonitätsnote ist bei Banken schon seit langem für die Entscheidung über einen Kredit üblich. Kriterien für diese Bonitätsnote sind quantitative Kriterien, die von großer Bedeutung für die Bildung des Ratingergebnisses sind. Als Grundlage der quantitativen Kriterien dienen Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen. Aus diesen werden je nach Bank unterschiedliche Kennzahlen berechnet und in einem Ratingergebnis verdichtet. Auch qualitative Kriterien, welche u.a. aus einem Businessplan abgeleitet werden können, wie z.B. die Produktpalette, das Marktumfeld oder die Managementqualitäten, spielen bei der Bildung des Ratingergebnisses eine wichtige Rolle. Verbunden mit der Überprüfung der Kreditsicherheiten und gegebenenfalls weiteren Kriterien bildet die Bonitätsnote die Grundlage für eine Kreditentscheidung durch die Bank. Basel II wird, wie zuvor erläutert, bankinterne Ratingverfahren anerkennen. Befürchtungen, Kredite nur noch anhand kostspieliger externer Bewertungen durch Rating-Agenturen zu erhalten, sind somit unbegründet.12

5.1. Externes oder internes Rating

Die Unternehmen lassen sich entweder gegen eine Gebühr von einer externen Ratingagentur bewerten oder die Banken werden das Unternehmen beim nächsten Kreditantrag einem Ratingverfahren unterziehen.

Wird das Rating von einer Bank im Rahmen eines Kreditantrages durchgeführt spricht man von einem internen Rating.

Externe Ratings wurden in der Vergangenheit von Agenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch fast ausschließlich für Großunternehmen durchgeführt. Erst in Erwartung der neuen Richtlinien haben sich in den letzten 2-3 Jahren einige Ratingagenturen für den Mittelstand gegründet. Der Preis eines Ratings richtet sich nach der Größe, dem Umsatz und der Struktur des Unternehmens für welches das Rating erstellt werden soll und dem damit verbundenen Analyseaufwand der Ratingagentur. Die Preise liegen dabei zwischen 33.000 und 66.000 € bei den drei bekanntesten Ratingagenturen Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Ratingagenturen, die spezielle Angebote für mittelständische Unternehmen im Portfolio vorhalten. Allerdings sollte vor einer Auftragsvergabe immer kritisch die Anerkennung dieser Ratings durch die kreditvergebende Bank geprüft werden.

Die Gründe für ein Unternehmen die Kosten für ein externes Rating zu übernehmen liegen darin, dass ein gutes externes Rating immer die Verhandlungsposition bei der Kreditsuche stärken wird. Darüber hinaus werden Großunternehmen zunehmend vor Abschluss langfristiger Lieferverträge auf den Bonitätsnachweis ihrer Zulieferer Wert legen.13

5.2. Was und wie wird bewertet

Sowohl beim internen Rating von Banken als auch bei externen Ratings durch Ratingagenturen werden zahlreiche und von Ratingagentur zu Ratingagentur unterschiedliche quantitative und qualitative Kriterien bewertet und in einer Ratingkennzahl oder einem Ratingsymbol verdichtet.

Zu den quantitativen Faktoren gehört die Kennzahlenanalyse der letzten Jahresabschlüsse, also von Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen sowie Lagebericht und Anhang des zu ratenden Unternehmens. Mittlerweile wird auch verstärkt auf die Kostenrechnung und die Finanzplanung des Unternehmens geschaut.

Eine besonders wichtige und in den meisten Ratingsystemen stark gewichtete Kennzahl ist die Eigenkapitalquote. Je höher die Eigenkapitalquote eines Unternehmens ist, desto stärker wird die finanzielle und wirtschaftliche Stabilität eingeschätzt. Um eine gute Einstufung in einem Ratingverfahren zu erhalten, sollte die Eigenkapitalquote nicht unter 30% liegen. Allerdings wird im branchen- und rechtsformunabhängigen Durchschnitt in Deutschland nur eine Eigenkapitalquote von ca. 18% erreicht, also ein weit unter diesen Forderungen zurück liegender Wert.14 Zur Beurteilung der Ertragslage eines Unternehmens spielt die Eigenkapitalrentabilität eine wichtige Rolle. Mittels der Eigenkapital- rentabilität wird ermittelt, zu welchem Zins sich das eingesetzte Kapital innerhalb des Unternehmens verzinst. Die durchschnittliche Eigenkapital- rentabilität liegt in Deutschland bei etwa 18%. Als eine weitere wichtige Messgröße für den unternehmerischen Erfolg soll das dem Bereich der Cash- Flow Analyse zugeordnete EBIT (earnings before interest and taxes) genannt werden.

Dabei ist die Gewichtung der qualitativen Komponenten nicht zu unterschätzen. Die Relevanz dieser Faktoren wird von den meisten Kreditnehmern verkannt. Hierzu gehören z.B. die Führung des Unternehmens, die Risiken im Geschäftsprozess, das Wettbewerbsumfeld oder die vom Unternehmen angebotenen Produkte. Die folgende Übersicht zeigt einige Kriterien die geprüft werden können:

- Qualität der Geschäftsführung
- Einhaltung des Corporate Governance Kodex
- Finanzierungspolitik
- Beurteilung des Jahresabschlusses
- Qualität des Rechnungswesens und des Controllings
- Planungs- und Prognosequalität innerhalb des Unternehmens
- Mitarbeiterführung und Sozialkompetenz
- Nachfolgeregelung
- Personalwesen / Betriebsklima
- Marktpotenzial / Konjunkturabhängigkeit
- Abnehmer-/Lieferantenstreuung
- Export-/Importrisiken
- Wettbewerbssituation, Konkurrenzintensität
- Marketing / Vertrieb /Kundenbeziehung
- Kontoführung
- Kundentransparenz / Informationsverhalten
- Gesamte Vermögensverhältnisse
- Liquiditätssteuerung / Risikomanagement
- Unternehmensentwicklung
- Ertragsplanung und künftige Kapitaldienstfähigkeit
- Besondere Unternehmensrisiken15

6. Grundsätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für mittelständige Unternehmen

In der Literatur werden zahlreiche verschiedene Möglichkeiten für die Einteilung bzw. Aufgliederung von Finanzierungsarten vorgestellt. Die zwei geläufigsten Einteilungen sind die nach Art des Kapitals und die nach Herkunft des Kapitals.16

Auf solche Einteilungen soll hier gänzlich verzichtet werden, da diese in der Standardliteratur zum Thema Unternehmensfinanzierung ausführlich aufgezeigt und erläutert werden. Im Rahmen dieser Praxislaborarbeit werden die Aus- wirkungen spezieller Finanzierungsarten untersucht, welche auch grund- sätzlich in der Praxis für mittelständige Unternehmen durchführbar sind. Solche Finanzierungsmöglichkeiten, welche aufgrund gewisser Mindestvolumina nicht für den Mittelstand in Frage kommen, werden nicht näher betrachtet.

6.1. Bankkredit

Diese Form der Finanzierung stellt im Wirtschaftsleben und im unter- nehmerischen Handeln gerade bei mittleren und Kleinstunternehmen die dominante Wahl der Finanzierungsart dar. Viele KMU nutzen den Bankkredit trotz steigender Finanzierungskosten und in einem gleichbleibenden Umfang weiter, da ihnen die Alternativen nicht bekannt sind oder sie diesen skeptisch gegenüberstehen. Ebenso können sie bilanzielle Einflüsse nicht abschätzen.

Es existieren zahlreiche Varianten des Bankkredits bedingt durch die vielen Ausgestaltungsmöglichkeiten der Kreditverträge auf Seiten der Bankhäuser selber. Beispielhaft können dies Kontokorrentkredite, Lieferantenkredite und Darlehen sein.17 In einem Punkt jedoch stimmen Kredite grundsätzlich überein: Die Bank bzw. der Gläubiger gewährt dem Unternehmen einen vereinbarten Geldbetrag für eine bestimmte Laufzeit. Am Ende dieser Laufzeit muss das Unternehmen diesen Betrag zurückgezahlt haben, entweder per laufender Tilgung, oder alternativ per Einmaltilgung am Ende der Laufzeit. Abhängig vom Ausfallrisiko des Unternehmens, vgl. Kapitel 5. Rating und dessen Einfluss auf die Finanzierungskosten, verlangt die Bank im Gegenzug zur Bereitstellung des Geldbetrags ein Entgelt, den sog. Zins. Für mittelständische Unternehmen liegt dieser Zins meistens zwischen 7%-12%.18 Es wird weiterhin zwischen Krediten mit Fixzinssatz, also einem festen Zinssatz und Krediten mit variabler Verzinsung unterschieden.

Gerade diese hohe Flexibilität und Individualität machen den klassischen Bankkredit sehr interessant und brauchbar für KMU. Grundsätzlich sind die meisten Eckpunkte des Kreditvertrages frei verhandelbar, jedoch liegt beim Kreditgeber, also der Bank, die größere Verhandlungsmacht. Die hohe Flexibilität zeichnet sich durch die zügige und einfache Einsetzbarkeit aus, welche durch die Standardisierung noch beschleunigt wird.

6.1.1. Vorteile des Bankkredits

Steuerliche Vorteile:

Die Aufwendungen für Zinsen sind nach dem HGB erfolgswirksam zu be- handeln. Sie mindern den Jahresüberschuss eines Unternehmens und nehmen somit auch Einfluss auf die Bemessungsgrundlage für Steuern vom Einkommen und Ertrag.

Individualität und Flexibilität:

Die Möglichkeiten zur freien Vertragsgestaltung gewährleisten einen universellen Einsatz dieser Finanzierungsart. Sie kann für fast alle Finanzierungsvorhaben des Unternehmens passend zugeschnitten werden.

Planungssicherheit und Kalkulationsgrundlage:

Durch die hohe Individualität und Flexibilität können auch eine große Planungssicherheit und somit eine feste und sichere Kalkulationsgrundlage erreicht werden. Als Beispiel seien hier nur die Festzinssatzkredite erwähnt.

Schnelle Abwicklung:

Kreditverträge können schnell geschlossen werden. Das sichert eine Zuführung von liquiden Mitteln in kürzester Zeit.

Kapitalkostenoptimierung:

Ein gezielter und geplanter Einsatz von Fremdkapital kann zur Verbesserung der Kapitalkosten durch den sog. Leverage-Effekt führen. Ein positiver Leverage-Effekt tritt ein, wenn die Rentabilität des Gesamtkapitals größer ist als der Fremdkapitalzins. Mit Hilfe des Leverage erhöht sich die Eigenkapitalrendite bei steigender Verschuldung. Geht diese Kalkulation nicht auf, endet das Engagement mit einem Verlust.

6.1.2. Nachteile des Bankkredits

Keine Bilanzneutralität:

Diese Fremdfinanzierung führt zu einer Bilanzverlängerung beim Kreditnehmer, dem Unternehmen. Durch Erhöhung des Fremdkapitals verschlechtern sich Kennzahlen wie die EK-Quote. Das hat zur Folge, dass sich das Rating des Unternehmens auch verschlechtert und dies zu steigenden Finanzierungskosten führt oder führen kann.

Finanzierungskosten:

Je mehr Fremdkapital in einem Unternehmen vorhanden ist, desto höher werden die Kosten für Folgefinanzierungen ausfallen. Begründet wird diese Tatsache damit, dass eine Kreditgewährung bei einem hoch verschuldeten Unternehmen für die kreditgewährende Bank risikoreicher ist. Somit werden aufgrund der Ratingverschlechterung Folgekredite zwangsläufig teurer, da mit schlechterem Rating auch das Ausfallrisiko und damit die Kosten der Finanzierung steigen.

Bereitstellung von Sicherheiten:

Die Risikobereitschaft bzw. Risikoübernahme der Kreditgeber hat ein begrenztes Maß. Üblicherweise werden für den Abschluss eines Kredit- vertrages Sicherheiten für diesen verlangt. Je nach Unternehmenstyp sind solche Sicherheiten schnell vergeben und Möglichkeiten einer weiteren Finanzierung werden mangels freier Sicherheiten gering oder zumindest kostenintensiver.

6.2. Finanzierung durch Leasing

Leasing beschreibt die gewerbsmäßige Vermietung von Anlagegegenständen an Unternehmen. Leasing orientiert sich an den Vorschriften des § 535 BGB. Die Finanzierung des Leasinggutes erfolgt dabei durch die Leasinggesellschaft, auch Leasinggeber genannt, während das Unternehmen, der Leasingnehmer, den Leasinggegenstand im Produktionsprozess nutzt und dabei die festgelegten Leasingraten zu zahlen hat. Die Besonderheit des Leasings liegt darin, dass nicht der Hersteller der benötigten Anlagegüter den Vertrag mit dem Leasingnehmer schließt, sondern eine zwischengeschaltete Leasinggesellschaft diesen Part übernimmt.19

6.2.1. Vorteile des Leasing

Steuerliche Vorteile:

Die Leasingraten sind als Betriebsausgaben steuerlich dann voll in der Gewinnund Verlustrechnung ansetzbar, wenn das Leasingobjekt steuerlich dem Leasinggeber zugeordnet ist.

Bilanzneutralität:

Die Leasinggegenstände erscheinen bei bestimmten vertraglichen Aus- gestaltungen nicht in der Bilanz des Leasingnehmers. Dies ist immer dann der Fall, wenn der Leasinggenstand dem Leasinggeber zugerechnet wird. Lediglich die Leasingraten werden als Betriebsausgaben in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht. Die Eigenkapitalquote und der Verschuldungsgrad verändern sich nicht.

Kalkulationsgrundlage:

Die Leasingrate wird auch langfristig nicht von Zinsänderungen oder Ratingveränderungen beeinflusst und stellt somit eine sichere Kalkulationsgrundlage für die Zukunft dar.

Liquidität:

Da die Leasinggesellschaft die Finanzierung des Objektes übernimmt, entsteht für den Leasingnehmer ein breiterer finanzieller Handlungsspielraum für künftige Investitionsentscheidungen. Zudem wird die Abhängigkeit von Kreditinstituten verringert.

Individuelle Vertragsgestaltung:

Durch die vielfältigen und individuellen Vertragsgestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf Laufzeit, Amortisations- und Zahlungsverlauf sowie die Zahlungsweise ist eine Anpassung an unterschiedliche Bedürfnisse möglich.

6.2.2. Nachteile des Leasing

Kein Eigentumserwerb:

Der Leasinggegenstand geht nach Ablauf des Leasingzeitraums wieder an den Leasinggeber zurück. Aber auch hier kann individuell ein Ankaufsrecht oder eine Ankaufspflicht am Ende des Grundmietzeitraumes vereinbart werden. Solange der Leasingnehmer den Leasinggegenstand nicht erworben hat, hat er nicht die Möglichkeit das Leasingobjekt bei eventueller Nichtnutzung zu verkaufen.

Hohe Gesamtkosten:

Die anfallenden Leasingraten sind in der Regel höher, als bei einem fremdfinanzierten Kauf eines identischen Anlagegegenstandes. Hinzu kommen laufende Kosten für Versicherungen, Reparaturen oder Instandhaltungsmaßnahmen, welche meist schon im Rahmen des Leasingvertrages fixiert und vorgeschrieben werden.

Vertragslaufzeit:

Ein Leasingvertrag ist während der Grundmietzeit in der Regel unkündbar. Die Leasingrate stellt somit einen Fixkostenblock über den vertraglich vereinbarten Grundmietzeitraum dar.

Kündigungsgefahr:

Der Leasinggeber kann den Vertrag fristlos kündigen, wenn der Leasingnehmer in Zahlungsverzug ist. Hinzu kommen u.U. auch noch Schadenersatzforderungen. Wenn der Leasingnehmer auf diesem Wege eine für den Produktionsprozess essentiell wichtige Maschine verliert, ist der Bestand des gesamten Unternehmens in Gefahr.

6.3. Private Equity

Unter Private Equity versteht man die Bereitstellung von Eigenkapital, worauf der Begriffsteil „Equity“ bereits hinweist. „Private“ deutet darauf hin, dass es sich hierbei um eine außerbörsliche Bereitstellung handelt.20 Bisher nutzt der Mittelstand diese Art der Finanzierung selten, jedoch ist in den letzten Jahren eine steigende Tendenz zu beobachten. Im Rahmen dieser Finanzierungsmöglichkeit muss man zwischen den sog. Business Angels und den Beteiligungsgesellschaften unterscheiden.

Die Business Angels sind in der Regel wohlhabende Privatpersonen. Solche Personen stellen im Gegensatz zu Beteiligungsgesellschaften eher geringere Summen zur Verfügung. Neben dem Kapital stellen Business Angels auch Kontaktnetzwerke, Know-how usw. zur Verfügung und wünschen als Entgelt neben der Rendite meistens auch eine Managementbeteiligung in unterschiedlichen Stärkeausprägungen.

Dahingegen bietet die Beteiligungsgesellschaft unternehmerische Selbst- bestimmung. Sie wünscht regelmäßige und großzügige Renditerückflüsse aus ihrer Investition.21 Eine Managementbeteiligung ist in den meisten Fällen nicht gewünscht.

Eine Private Equity-Finanzierung benötigt eine umfassende Vorbereitung. Zunächst muss ein sog. Businessplan aufgestellt werden. Inhalt dieser Pläne sind u.a. die Entwicklung des Unternehmens, die Unternehmensstrategie und die Managementqualifikationen. Dieser Businessplan muss dann den Beteiligungsgesellschaften bzw. dem Business Angel vorgelegt werden, welche daraufhin eine Prüfung des Businessplans anhand der gegebenen Mög- lichkeiten vornehmen. In der Regel ist diese Prüfung bei Beteiligungs- gesellschaften detaillierter und genauer ausgeprägt als bei Privatpersonen.

Die „Laufzeit“ dieser Finanzierung muss ebenfalls differenziert betrachtet werden. Während die Beteiligungsgesellschaften schon nach kurzer bis mittel- fristiger Zeit ihr Kapital aus der Beteiligung abziehen (Finanzierung meist nicht länger als 5 Jahre), ist die Beteiligung eines Business Angels eher langfristig orientiert. Beteiligungsgesellschaften sind meist aufgrund ihrer eigenen renditeorientierten Kapitalgeber dazu gezwungen, ihre Beteiligungen gewinnbringend zu veräußern, um Ausschüttungen zu finanzieren. Daher ist es bei Beteiligungsgesellschaften üblich, bereits bei Vertragsbeginn die möglichen Ausstiegsvarianten mit einzubinden. Mögliche sog. Exit-Varianten sind:22

- Buy back - Das Unternehmen kauft die Anteile von der Beteiligungs- gesellschaft selbst zurück.
- Trade sale - Verkauf der Anteile an strategische Investoren
- Secondary Purchase - Verkauf der Anteile an andere Finanzinvestoren
- Going Public - Das Unternehmen wird an die Börse gebracht und die Anteile über den Kapitalmarkt veräußert. Für Beteiligungsgesellschaften stellt dies die günstigste Variante dar, da hier mögliche Probleme bei der Verkaufspreisfixierung umgangen werden. Jedoch ist dieser Exit-Kanal bei KMU selten.

Der Ausstieg der Business Angels erfolgt meist aus Initiative des Unternehmensmanagements oder aus alterstechnischen Gründen. Der Business Angel könnte z.B. zu alt geworden sein, um noch nutzenbringend im Unternehmen mitzuwirken. Oder aber das Unternehmen kann aus der Beteiligung des Business Angel keinen strategischen Nutzen mehr ziehen und die derzeitige finanzielle Lage lässt einen Rückkauf zu. Anzunehmen ist hier eine Beteiligungsdauer von 5 bis 10 Jahren.

[...]


1 Vgl. Brezski/Claussen/Korth, Rating, 2004, S. 1ff.

2 Vgl. Müller/Brackschulze/Mayer-Fiedrich/Ordemann, Finanzierung mittelständischer Unternehmen, 2006, S. 7ff.

3 Vgl. Bernecker/Seethaler, Grundlagen der Finanzierung, 1998, S. 2.

4 Vgl. Europäische Gemeinschaften, Die neue KMU-Definition, 2006, S. 5.

5 Vgl. Europäische Gemeinschaften, Die neue KMU-Definition, 2006, S. 5-6.

6 Vgl. Europäische Gemeinschaften, Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen (2003/361/EG), in: Amtsblatt der Europäischen Union L 124/39 vom 20.05.2003.

7 Vgl. Europäische Gemeinschaften, Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen (2003/361/EG), in: Amtsblatt der Europäischen Union L 124/39 vom 20.05.2003.

8 Vgl. Ehlers, Basel II/Rating, 2003, S. 7.

9 Vgl. Ehlers, Basel II/Rating, 2003, S. 8.

10 Vgl. Übelhör/Warns, Basel II, 2004, S. 28f.

11 Vgl. Haunerdinger, Unternehmensrating leicht gemacht, 2003, S.9.

12 Vgl. Gleißner/Füser, Leitfaden Rating, 2002, Seite 14f.

13 Vgl. Hundt/Neitz/Grabau, Rating als Chance für kleine und mittlere Unternehmen, 2003, S. 23ff.

14 Vgl. Hundt/Neitz/Grabau, Rating als Chance für kleine und mittlere Unternehmen, 2003, S. 2.

15 Vgl. Becker/Gaulke/Wolf, Praktiker-Handbuch Basel II, 2005, Seite 484ff.

16 Vgl. Olfert, Finanzierung, 1999, S. 32 - 33.

17 Vgl. Figgener/Grunow, Handbuch Moderne Unternehmensfinanzierung, 2006, S. 147.

18 Vgl. Müller/Brackschulze/Mayer-Fiedrich/Ordemann, Finanzierung mittelständischer Unternehmen, 2006, S. 200.

19 Vgl. Wöhe, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 2002, S. 699.

20 Vgl. Reimers, Private Equity für Familienunternehmen, 2004, S. 5.

21 Vgl. Müller/Brackschulze/Mayer-Fiedrich/Ordemann, Finanzierung mittelständischer Unternehmen, 2006, S. 212-219.

22 Vgl. Müller/Brackschulze/Mayer-Fiedrich/Ordemann, Finanzierung mittelständischer Unternehmen, 2006, S. 222.

Excerpt out of 90 pages

Details

Title
Finanzierungsmöglichkeiten für nicht börsennotierte Unternehmen und deren Auswirkungen auf den geschäftlichen Erfolg
Subtitle
Die Untersuchung der Einflüsse verschiedener Finanzierungsarten auf das Ratingurteil eines Unternehmens und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Finanzierungskosten
College
University of Wuppertal  (Schumpeter School of Business and Economics)
Grade
1.0
Author
Year
2007
Pages
90
Catalog Number
V145809
ISBN (eBook)
9783640569472
File size
851 KB
Language
German
Keywords
Rating, Finanzierung, Ratingoptimierung, Z-Score, Altman, Finanzierungskosten, KMU, SME, Bilanzierung Finanzierungsarten, HGB, Steuergesetz, Mezzanine-Kapital, Factoring, Leasing, Private-Equity, Financial-Modelling
Quote paper
Manfred Waldrich (Author), 2007, Finanzierungsmöglichkeiten für nicht börsennotierte Unternehmen und deren Auswirkungen auf den geschäftlichen Erfolg , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145809

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