Entstehung und Inszenierung charismatischer Persönlichkeit im Bereich des Sports

Der sozialwissenschaftliche Begriff des Charisma in Anwendung auf den Ex-Fußballprofi Stefan Effenberg


Term Paper, 2009

21 Pages, Grade: 2,3


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Charisma
2.1 Sozialwissenschaftliche Definition nach Max Weber
2.2 Alltagsbegriff des Charisma

3 Inszenierung des Charisma im Sport
3.1 Charismatische Persönlichkeiten im Sport
3.2 Einflussmöglichkeiten der Medien
3.3 Beispiele inszenierter Persönlichkeiten

4 Anwendung von Charisma auf den Ex-Fußballprofi Effenberg
4.1 Kurzbiografie
4.2 Charisma und Karriere

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Fernsehsender, Zeitungen, Magazine oder auch Radiosendungen nehmen heutzutage einen großen Raum in unserem Leben ein. Die Medien bestimmen wer oder was gerade „in“ beziehungsweise was „out“ ist und entscheiden, welche Themen im Fokus stehen und welche nicht. Die Medien gestalten Botschaften und füllen damit den Lebensraum der Gesellschaft. Bei Politikern, Künstlern, Wissenschaftlern, Managern und auch bei Sportlern sprechen die Medien gern und oft davon, dass entsprechende Personen über ein gewisses Charisma verfügen. In der Alltagssprache wird dies oft mit Ausstrahlung und Führungsqualitäten, also mit persönlichen Eigenschaften gleichgesetzt. Damit bieten die Medien der Gesellschaft Charaktere mit unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen an, wobei das Erscheinungsbild bei einigen außergewöhnlicher ist als bei anderen.

Mittlerweile ist der Begriff des Charisma[1], speziell durch die Einwirkung der Medien, zu einem Alltagsbegriff geworden. Der Begriff pendelt zwischen journalistischer Plakatierung bestimmter Personen, und dem Versuch ihn auf soziale Erscheinungen sowie außergewöhnliche Personen anzuwenden.[2] Dieses Alltagsverständnis für Charisma darf jedoch nicht einfach so übernommen werden. Der Begriff des Charisma taucht im Alltag, in der Theologie als auch in der Sozialwissenschaft auf. Es ist damit von großer Bedeutung, dass man dieses Charisma differenziert betrachtet, da es ansonsten in unserer Gesellschaft eine unzählige Anzahl an Führungspersönlichkeiten geben würde.[3]

In dieser Untersuchung geht es darum festzustellen, wie charismatische Persönlichkeiten entstehen, bzw. ob und wie diese inszeniert werden können. Da wie bereits erwähnt, diese Persönlichkeiten in den verschiedenen Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Kunst und Sport zu finden sind wird, um den Rahmen dieser Untersuchung nicht zu sprengen, nur der Bereich des Sports im Vordergrund stehen. Hier soll dann festgestellt werden, in wieweit der Begriff des Charisma auf die dort besonders auffälligen Aktiven angewandt werden kann. Dies soll speziell anhand eines Beispieles an dem Ex-Bundesligaprofi Stefan Effenberg untersucht werden, da dieser während seiner aktiven Laufbahn in den Medien oftmals als charismatische Person bezeichnet wurde.

Hierzu werden zunächst der sozialwissenschaftliche sowie der Alltagsbegriff des Charisma näher betrachtet um festzustellen, an welchen Kriterien das Charisma auszumachen ist. Unter Punkt 3 wird sich dann mit der Frage beschäftigt, wie charismatische Persönlichkeiten im Sport entstehen oder geformt werden. Es soll festgestellt werden, ob es Einflussmöglichkeiten der Medien auf den Sportler und seine charismatische Wirkung gibt. Im Weiteren wird dann der Versuch unternommen, die sozialwissenschaftliche Definition von Charisma auf den Ex-Bundesligaspieler Stefan Effenberg anzuwenden. Hier werden explizit Handlungszeiträume herausgefiltert und dargestellt, in denen Herr Effenberg besondere Aufmerksamkeit bei den Fans und Medien hervor gerufen hat.

In dieser Untersuchung wird sich hauptsächlich auf das Buch von Jürg Häusermann »Inszeniertes Charisma – Medien und Persönlichkeit« gestützt.

2 Charisma

Ursprünglich kommt der Begriff des Charisma aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie „Gnadengabe“.[4] In seinem umgangssprachlichen Gebrauch ist der Begriff zwar nicht ganz eindeutig, aber es scheint unstrittig, dass es ein natürliches Charisma als Persönlichkeitsmerkmal gibt. Dieses Charisma wird in einer direkten Begegnung mit seinem Träger offenbart. In diesen direkten Begegnungen sowie bei öffentlichen Auftritten hinterlassen die Träger die Impression einer einzigartigen, authentischen Persönlichkeit.[5]

Die unterschiedlichen Charisma-Begriffe aus Alltag, Theologie und Sozialwissenschaft, sind lose miteinander verknüpft und haben die außerordentliche Befähigung gemein, die der entsprechenden Persönlichkeit zugeschrieben wird. Dies ist jedoch im soziologischen Zusammenhang nur ein untergeordneter Aspekt. Im theologischen Sinn ist unter dem Begriff eine göttliche Befähigung zu verstehen, während es sich im alltäglichen Wortgebrauch des Charisma um eine psychologische Bestimmung, einer nicht weiter erklärten natürlichen Begabung handelt.[6] Während in den nächsten Punkten näher auf den soziologischen Aspekt, speziell von Max Weber und den alltäglichen Begriff des Charisma eingegangen wird, so bleibt der theologische Begriff aus dieser Untersuchung weitestgehend heraus.

2.1 Sozialwissenschaftliche Definition nach Max Weber

Durch theologische Diskussionen angeregt, bezeichnete Max Weber Anfang des 20. Jahrhunderts Herrscher als charismatische Persönlichkeiten. Für Weber schienen die rein politischen Faktoren für deren Legitimation nicht auszureichen. Noch heute greifen die Politik- und Geschichtswissenschaften als auch die Soziologie darauf zurück.[7]

Als gewichtige Merkmale für den charismatischen Herrscher gilt hier ein hohes Maß an Vertrauen, das man dem Herrscher entgegenbringt. Er muss in der Lage sein existenzielle Krisensituationen zu bewältigen und über eine Gemeinschaft überzeugter Anhänger verfügen.[8]

Im Rahmen seiner Herrschaftssoziologie fand Max Weber mittels seines Charisma-Ansatzes eine Antwort auf die Frage, warum Ideen, Anordnungen und auch Anweisungen von charismatischen Führern gehorsam befolgt werden. Er orientierte sich bei dem Begriff des Charisma an der religionshistorischen Bedeutung, wobei dieser mit Gnadengabe zu übersetzen ist.[9] Weber bezeichnete Charisma infolgedessen als eine außeralltägliche Befähigung einer Persönlichkeit. Diese nicht jedermann zugänglichen Kräfte werden als begabte oder gottgesandte Eigenschaften angesehen und bestätigen damit die Führungspersönlichkeit. Durch ihre außeralltäglichen Kräfte und mittels ihrer Ausstrahlung, die als auch Aura bezeichnet werden kann, gelingt es den Führungspersönlichkeiten andere Menschen für sich zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen.[10] Weber schreibt hierzu:

„»Charisma« soll eine als außeralltägliche … geltende Qualität einer Persönlichkeit heißen, um derentwillen sie als mit … spezifisch außeralltäglichen, nicht jedem anderen zugänglichen Kräften oder Eigenschaften [begabt] … oder als vorbildlich und deshalb als »Führer« gewertet wird. Wie die betreffende Qualität von irgendeinem ethischen, ästhetischen oder sonstigen Standpunkt aus »objektiv« richtig zu bewerten sein würde ist … völlig gleichgültig: darauf allein, wie sie tatsächlich von den charismatisch Beherrschten, den »Anhängern«, bewertet wird, kommt es an.“[11]

Der Begriff des Charisma wird in der Umgangssprache oft mit Popularität und Beliebtheit gleichgesetzt. Allerdings ist eine Person nicht unbedingt in der Lage die Menschen zu begeistern und gar mitzureißen, nur da sie im Augenblick beliebt oder populär ist. Im Gegensatz zum charismatischen Führer, der sich mit aller Macht für seine Botschaft einsetzt, fordert »der Popstar« nichts ein. Die charismatische Persönlichkeit hingegen holt sich seine Legitimität aus der Aufgabe heraus, die er sich selbst gegeben hat.

Damit Charisma entstehen kann, müssen die Anhänger die Qualitäten des »Führers« anerkennen, wobei es hier auch darauf ankommt, wie die Gefolgschaft die charismatische Persönlichkeit wahrnimmt. Die Gefolgschaft muss sich ihrem Führer mit Verehrung, Begeisterung und Leidenschaft hingeben. Damit sich die charismatische Wirkung entfalten kann, ist die Gemeinde von großer Bedeutung, da es in ihr zu einer sogenannten emotionalen Vergemeinschaftung kommt.[12] Weber benannte dies wie folgt:

„Über die Geltung des Charisma entscheidet, die durch Bewährung - ursprünglich stets: durch Wunder - gesicherte freie, aus Hingabe an Offenbarung, Heldenverehrung, Vertrauen zum Führer geborene, Anerkennung durch die Beherrschten. … Diese »Anerkennung« ist psychologisch eine aus Begeisterung oder Not und Hoffnung geborene gläubige, ganz persönliche Hingabe.“[13]

Nach Max Weber können charismatische Abläufe und Persönlichkeiten nur entstehen, wenn soziale und gesellschaftliche Krisen, ungewöhnliche Situationen oder günstige historische Bedingungen existieren. Historische Beispiele hierzu finden sich in Personen wie Hitler, de Gaulle und auch Gandhi wieder.

Der von Max Weber gebrauchte Begriff des Charisma ist wertneutral zu verwenden. Dies kann an einem Beispiel von Hitler deutlich gemacht werden. Hitler hat gemessen an der Begeisterung und Bereitschaft zur Gefolgschaft eine große charismatische Wirkung gehabt hat, welches aber unabhängig von der Bewertung des Inhalts seiner Botschaften zu sehen ist. Die Wirkung eines Charisma kann durch rituelle Abläufe und symbolische Ausstattungen, wie z.B. das Abspielen einer Nationalhymne, verstärkt werden. Andererseits ist das Charisma nicht von dauerhaftem Zustand, die spontane und augenblickliche Leidenschaft für eine Persönlichkeit kann sich auch wieder verändern.[14]

Bei Max Weber bleibt der »genuine Charismatiker«, egal ob ein gemeinschaftlicher Geltungsglaube seine Qualitäten bestätigt oder nicht, eine von Gott begnadete Person. Die Persönlichkeit verliert im Falle einer Nichtbewährung zwar ihre charismatische Autorität jedoch nicht das Charisma selbst.[15] Max Weber selbst schreibt hierzu:

„Bleibt die Bewährung dauernd aus, zeigt sich der charismatische Begnadete von seinem Gott oder seiner magischen oder Heldenkraft verlassen, bleibt ihm der Erfolg dauernd versagt, vor allem: bringt seine Führung kein Wohlergehen für die Beherrschten, so hat seine charismatische Autorität die Chance, zu schwinden. Dies ist der genuine charismatische Sinn des »Gottesgnadentums«.“[16]

Für Max Weber ist der Begriff des Charisma personengebunden, was zur Folge hat, dass mit dem Tod des Charismatikers auch das Charisma stirbt.[17] Charismatische Persönlichkeiten können aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen und auch ihre besondere Fähigkeit kann sich auf die unterschiedlichsten Gaben beziehen. Dieses können Kriegserfolge eines Kriegsherrn, musikalische Begabungen eines Popstars oder auch die sportlichen Fähigkeiten eines Sportidols sein. Hierbei muss es sich nicht einmal um eine objektive vorhandene Gabe handeln, sondern lediglich um eine besondere Fähigkeit, die ihm seine Gefolgschaft andichtet oder nachsagt. Entscheidend ist hierbei die Wirkung die erzielt wird. Aufgrund ihrer Außeralltäglichkeit sind charismatische Persönlichkeiten meist extrem, sie müssen entweder Engel (Gandhi) oder Teufel (Hitler) sein.[18]

Auf eine Problematik an dem wertneutralen Modell, der charismatische Herrschaft von Max Weber, hatte Norbert Elias bereits im Jahre 1989 hingewiesen. Elias zeigt in seinem Werk »Der charismatische Herrscher« von 1989 auf, das das griechische Wort »Charisma« auch im alltäglichen Gebrauch die Aufmerksamkeit mehr auf die positiven als auf die negativen Züge des Charismatikers lenkt.[19]

2.2 Alltagsbegriff des Charisma

Der Begriff des Charisma ist, wie bereits unter Punkt 2.1 beschrieben, personengebunden. Dies führte Bei Max Weber dazu, den charismatischen Herrscher in seine Herrschaftstypologie aufzunehmen. Die Merkmale dieser legitimen Herrschaft finden sich der Gnadengabe, insbesondere der magischen Fähigkeiten, Offenbarungen oder Heldentum und der Macht des Geistes und der Rede wieder.

In einer durch die Massenmedien geprägten Gesellschaft wird auch für die Sozialwissenschaftler das Bedürfnis stark auf Protagonisten zu reagieren, die aufgrund ihrer Persönlichkeiten stärker zu wirken als andere. In diesem Abschnitt wird sich kurz mit dem Alltagsbegriff des Charisma auseinandergesetzt.

Im alltäglichen Sinn wird der Begriff des Charisma verwendet, wenn versucht wird, eine Persönlichkeit mit besonderem oder ungewöhnlichem Einfluss zu beschreiben. Es wird dann von einer charismatischen Wirkung der Person gesprochen. Die Qualitäten des gegenüber werden intuitiv wahrgenommen. Es wird eine Interpretation vorgenommen, ohne die genauen Zeichen dafür benennen zu können. Aufgrund dieser Interpretation wird der Gegenüber als guter Mensch mit einer außergewöhnlichen Begabung dargestellt. In der Regel wird so im Alltag, zum Beispiel in journalistischen Texten, mit dem Begriff des Charisma umgegangen. Damit wird bestimmten Menschen Charisma zugesprochen oder auch abgesprochen, ohne dass ein nötiger Nachweis erbracht werden muss.[20]

Eine Erklärung hierfür liegt im Kommunikationsstil, bei dem es um die Wirkung verbaler und nonverbaler Botschaften geht. Formale Betrachtungsweisen der Vermittlung wie Gesten, Körperhaltung und rhetorische Mittel dienen dazu Charisma zu erzeugen.

Hierbei ist allerdings zu beachten, dass der Mensch, der diese formalen Betrachtungsweisen verwendet, von sich überzeugt sein muss und diese vergegenständlicht. Charisma ist eine der Größen, die den Effekt von Botschaften, verbaler oder nonverbaler Art, einer Persönlichkeit sichern. Der Alltagsbegriff des Charisma konzentriert sich im Unterschied zu dem theologischen und des sozialwissenschaftlichen Begriffs auf die Kommunikation.[21]

3 Inszenierung des Charisma im Sport

Zunächst wird geklärt, welche Bedeutung Selbstdarstellungsprozesse von Sportlern haben und wie es diesen einzelnen, herausragenden Persönlichkeiten gelingt andere Personen so in ihren Bann zu ziehen, dass diese einzelnen Persönlichkeiten als „charismatische Persönlichkeiten“ zu benennen sind. Des Weiteren wird untersucht, welchen Einfluss die Medien auf den Sportler und deren Anhänger haben, um einen solchen Prozess gegebenenfalls zu unterstützen oder zu unterbinden. Unter dem letzten Punkt werden dann zwei Beispiele inszenierter Persönlichkeiten dargestellt.

3.1 Charismatische Persönlichkeiten im Sport

Der Begriff des Charisma ist als ein soziales Konstrukt zu sehen mit dem versucht wird, die Wirkung besonderer Personen auf andere zu verstehen und zu erklären. Dieses Konstrukt lässt sich in mehrere Teilkonstrukte ausdifferenzieren, somit in mehrere Bedingungsgefüge unterteilen.

Die Grundlage der charismatischen Wirkung von Persönlichkeiten im Sport stellt die sportliche Leistung dar. Nur wenn die besondere Person sportliche Höchstleistung erbringt kann sie sich richtig in Szene setzen. Ebenso wie religiöse Führer müssen auch Sportler besondere Taten vollbringen, um ihre Aura zu entfalten zu können. So konnte z.B. Franz Beckenbauer, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde, sein Charisma, unterstützt durch seine erfolgreiche Leistung im Sport, zur Geltung bringen.

Um im Bereich des Sports als charismatische Persönlichkeit angesehen zu werden, ist aber die sportliche Leistung allein nicht ausreichend. Es sind auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Zielstrebigkeit, Selbstsicherheit und Kampfkraft sowie eine äußere attraktive Erscheinung erforderlich. Das Verständnis der Attraktivität ist hierbei jedoch den Rezipienten überlassen. Da die charismatischen Persönlichkeiten jedoch ein bestimmtes Ziel verfolgen, ist davon auszugehen, dass sie sich bemühen bei ihrem Publikum auch einen guten Eindruck zu hinterlassen. Bei Sportlern, die sich mehr oder weniger im Wettstreit befinden, ist schließlich noch die Körpersprache der charismatischen Persönlichkeit von großer Bedeutung.

Ein weiterer wichtiger Punkt für die Basis des Charisma im Sport ist der Schauplatz, die Arena, in dem der Spitzensportler seine Aura auf die Fans wirken lassen kann. Hier kann sich der Sportler seinen begeisterten Fans präsentieren, wobei deren Enthusiasmus noch durch das Kriterium »Masse der Zuschauer« verstärkt wird. Zu dem Gerüst des Bedingungsgefüges von Charisma gehören des Weiteren auch die Fans. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Motiv charismatischer Erlebnisse für Fans im Streben nach Identität, nach Zufriedenheit mit dem Selbstbild und nach sozialer Anerkennung liegt. Gelingt es dem Fan nicht dieses Streben im Alltag durch eigene Anstrengung zu befriedigen, so hat er die Möglichkeit durch das Beobachten eines Spitzensportlers oder einer Mannschaft eine Identifikation herzustellen.

Ein weiterer Eckpfeiler des Charisma-Konzepts ist die charismatische Wirkung einzelner Personen. Diese Ausstrahlung ist keine Aura, die man eben hat oder eben nicht hat, vielmehr entwickelt sie sich im Laufe des Lebens dieser besonderen Person. Die Entstehung charismatischer Persönlichkeiten im Sport basiert zunächst auf der Entwicklung einer erfolgreichen sportlichen Laufbahn. Hinzu kommt noch die Persönlichkeitsentwicklung im privaten Bereich sowie in der medialen Vermarktung. Es ist allerdings zu beachten, dass die erworbene »charismatische Ausstrahlung« durch bestimmtes Fehlverhalten auch wieder verblassen kann. Für die Fans ist es nicht nur der Sieg ihres Sportlers der sie begeistert. Von großer Bedeutung ist es hierbei auch, wie die charismatische Persönlichkeit eine Niederlage verarbeitet. Für die Fans wirkt eine »Wiederauferstehung aus dem Tal der Verzweiflung« faszinierend und ebenso begeisternd wie ein errungener Sieg.

Bei der Entwicklung der charismatischen Person ist auffällig, dass sie nicht nur glatt und linear verläuft und nicht alle personalen Voraussetzungen positiv sind, sondern auch Diskrepanzen aufzeigt. Durch diese Widersprüchlichkeiten jedoch wirkt die charismatische Persönlichkeit menschlich und gibt dem Rezipienten die Möglichkeit die Distanz zwischen ihnen teilweise etwas aufzuheben. Als Beispiel sei hier »Kaiser« Franz Beckenbauer genannt, der sich fast immer majestätisch benimmt, aber sobald »seine Mannschaft«, der FC Bayern München, eine Niederlage hinnehmen muss, selbst die Contenance verliert.

[...]


[1] Der Begriff des Charisma wird in dieser Untersuchung nach der Schreibwiese von Max Weber gebraucht „Begriff des Charisma “. Der Duden schlägt diesbezüglich „Begriff des Charismas “ vor.

[2] Vgl. Gabler, Hartmut: Charismatische Persönlichkeiten im Sport, S.13.

[3] Vgl. Nippel, Wilfried: Virtuosen der Macht, S.7.

[4] Vgl. Jeremias, Ralf: Vernunft und Charisma, S.55.

[5] Vgl. Häusermann, Jürg: Inszeniertes Charisma, S.1.

[6] Vgl. ebd., S.6.

[7] Vgl. ebd., S.5.

[8] Vgl. Häusermann, Jürg: Inszeniertes Charisma. Medien und Persönlichkeit, S.6.

[9] Vgl. Gabler, Hartmut: Charismatische Persönlichkeiten im Sport, S.18.

[10] Vgl. ebd., S.19-20.

[11] Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel 3, §10, S.140.

[12] Vgl. Gabler, Hartmut: Charismatische Persönlichkeiten im Sport, S.19-20.

[13] Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel 3, §10, S.140.

[14] Vgl. Gabler, Hartmut: Charismatische Persönlichkeiten im Sport, S.19-20.

[15] Vgl. Günther, Michael: Masse und Charisma, S.135.

[16] Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel 3, §10, S.140.

[17] Vgl. Jeremias, Ralf: Vernunft und Charisma, S.54.

[18] Vgl. Jeremias, Ralf: Vernunft und Charisma, S.56.

[19] Vgl. Günther, Michael: Masse und Charisma, S.223-224.

[20] Vgl. Häusermann, Jürg: Inszeniertes Charisma, S.3.

[21] Vgl. ebd., S.4.

Excerpt out of 21 pages

Details

Title
Entstehung und Inszenierung charismatischer Persönlichkeit im Bereich des Sports
Subtitle
Der sozialwissenschaftliche Begriff des Charisma in Anwendung auf den Ex-Fußballprofi Stefan Effenberg
College
University of Hamburg  (Fakultät in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften )
Course
Sozial- und Gesellschaftstheorie
Grade
2,3
Author
Year
2009
Pages
21
Catalog Number
V145873
ISBN (eBook)
9783640565931
ISBN (Book)
9783640566563
File size
588 KB
Language
German
Notes
Note 2,3 da die Hausarbeit mit 21 Seiten zu lang war.
Keywords
Charisma, Inszenierung, Stefan, Effenberg, Persönlichkeit, Sport, Fussball, Weber, Max, Entstehung, Sports, sozialwissenschaftliche, Begriff, Gladbach, Mönchengladbach, Bayern München, Vorbild, Medien, Kampf, Erfolg, Held, Lars, Lorbeer, LarsLorbeer
Quote paper
Lars Lorbeer (Author), 2009, Entstehung und Inszenierung charismatischer Persönlichkeit im Bereich des Sports, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145873

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