Der Basler Geschichtsprofessor Jacob Burckhardt (1818-1897) gilt heutzutage unumstritten als einer der bedeutendsten Geschichtsdenker seiner Zeit und die zahlreichen aktuellen Publikationen über ihn und sein Werk beweisen das ungebrochene Interesse der modernen Geschichtswissenschaft an dieser faszinierenden Persönlichkeit. Unter seinen Zeitgenossen war er allerdings zutiefst umstritten und er galt als ein eher sonderbarer Außenseiter innerhalb der Gelehrtenzunft. Denn als sich die meisten Historiker seiner Zeit angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umbruchsprozesse als politisch engagierte Professoren verstanden und damit im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses standen, zog sich Burckhardt völlig aus dem öffentlichen Leben zurück und widmete sich ganz seinen historischen Studien.
Diese Arbeit will nun zeigen, dass Burckhardts Geschichtsdenken entgegen der landläufigen Meinung keineswegs als prinzipiell apolitisch und weltentrückt charakterisiert werden kann, sondern es vielmehr als bewusste Reaktion auf die gesellschaftlichen und politische Umbrüche seiner Zeit verstanden werden muss. Dies wird anhand einer genauen Analyse der Burckhardtschen Darstellung der griechischen Polis in seiner "Griechische(n) Kulturgeschichte" nachgewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anstatt einer Biographie: Jacob Burckhardts Werke als politische Reaktion auf seine Zeit
- Der kulturgeschichtliche Ansatz Jacob Burckhardts: Die Einleitung zur \"Griechische(n) Kulturgeschichte\"
- Jacob Burckhardts Bild der Polis in der \"Griechischen Kulturgeschichte\"
- Burckhardts Begriff und Definition der Polis
- Die Entstehung der Polis
- Das ambivalente Wesen der Polis
- Die Polis als totalitäre Macht über das Individuum
- Die Polis als Schöpferin kultureller Höchstleistungen
- Zusammenfassende Deutung des Burckhardtschen Polisbildes und ihr Gegenwartsbezug
- Burckhardts Angst vor den Massen: Die athenische Demokratie als Untergang der Polis
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Jacob Burckhardts Geschichtsdenken und zeigt, dass seine Sichtweise auf die griechische Polis keineswegs unpolitisch war, sondern vielmehr eine bewußte Reaktion auf die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche seiner Zeit darstellt. Dabei wird die spezifische Methodik Burckhardts, seine Interpretation des Wesens der griechischen Polis und insbesondere seine konkrete Beschreibung der attischen Demokratie analysiert. Die Arbeit soll beleuchten, wie Burckhardts Gegenwartsbezug in seinem Bild der Polis zum Ausdruck kommt.
- Burckhardts Geschichtsdenken als Reaktion auf gesellschaftliche und politische Umbrüche
- Analyse von Burckhardts kulturgeschichtlichem Ansatz
- Interpretation von Burckhardts Bild der griechischen Polis
- Ausführliche Untersuchung der attischen Demokratie als Gegenwartsbezug
- Zusammenfassende Deutung von Burckhardts Polisbild
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Jacob Burckhardt als einen der bedeutendsten Geschichtsdenker seiner Zeit vor, der jedoch zu seinen Lebzeiten umstritten war. Die Arbeit will belegen, dass Burckhardts Geschichtsdenken nicht als unpolitisch verstanden werden kann, sondern als bewußte Reaktion auf die gesellschaftlichen Umbrüche seiner Zeit.
Das zweite Kapitel beleuchtet Burckhardts Werke und ihre Beziehung zu den gesellschaftlichen Umbrüchen der Zeit. Es zeigt, wie Burckhardt sich aus dem öffentlichen Leben zurückzog und sich seinen historischen Studien widmete.
Der dritte Abschnitt befasst sich mit Burckhardts kulturgeschichtlichem Ansatz, der eine Grundlage für das Verständnis seiner Interpretation der griechischen Polis bildet.
Im vierten Kapitel wird Burckhardts Bild der Polis in der \"Griechischen Kulturgeschichte\" analysiert. Hierbei werden sein Begriff der Polis, die Entstehung der Polis und das ambivalente Wesen der Polis, sowohl als totalitäre Macht als auch als Schöpferin kultureller Höchstleistungen, besprochen. Besondere Aufmerksamkeit wird Burckhardts Interpretation der attischen Demokratie gewidmet, die seine Angst vor den Massen und den Untergang der Polis widerspiegelt.
Schlüsselwörter
Jacob Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte, Polis, attische Demokratie, Gegenwartsbezug, Kulturgeschichte, Geschichtsdenken, Politische Reaktion, Totalitäre Macht, Kulturelle Höchstleistungen, Angst vor den Massen.
- Quote paper
- Christoph Marx (Author), 1998, Jacob Burckhardt in seiner Zeit: Das Bild der Polis in seiner "Griechischen Kulturgeschichte", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14588