Die immer wieder aufflammende Diskussion um EU-Agrarsubventionen, von denen aus
historischen Gründen heute besonders Frankreich profitiert, und die von Zeit zu Zeit
auftretenden spektakulären bis gewalttätigen Proteste französischer Bauern haben den
französischen Agrarsektor vor allem in der Vergangenheit ins Licht der Öffentlichkeit
gerückt. Erstaunlich scheint, dass diese oft illegale und wohl gerade deshalb medienwirksame
Art, ein landwirtschaftlich motiviertes Anliegen vorzubringen, in Frankreich
mitunter von Erfolg gekrönt ist und meist von staatlicher Seite toleriert wird.
In der vorliegenden Arbeit soll also geklärt werden, ob es tatsächlich zutrifft, dass der
französische Agrarsektor in der V. Republik, wie in Clive S. Thomas Typologie zum
Verhältnis zwischen Parteien und Interessengruppen in liberalen Demokratien
beschrieben, eher zum Kooperationsmodel im Verhältnis von Parteien und Interessengruppen
tendiert, denn:
"In fact, by deduction from existing studies, the vast number of interest groups in any
society likely have no or very little contact with political parties and seek political
influence through other channels."
Literatur zum politischen System der V. Republik, zu einzelnen Parteien und zur
Landschaft der Interessengruppen im Allgemeinen – lediglich im Sinne einer
Beschreibung ihrer Ziele und Ideologien – ist reichlich vorhanden, landwirtschaftliche
Interessengruppen dagegen werden meist undifferenziert als eine agrarische Bewegung
entweder im europäischen Kontext dargestellt oder im nationalen Vergleich mit anderen
Interessengruppen behandelt. Zudem werden die Beziehungen der Gruppen zum Staat
bei ihrer Beschreibung meist vernachlässigt, von Parteien ganz zu schweigen. Die
aktuellste empirische Studie hierzu – wieder auf das gesamte Spektrum der Interessengruppen
bezogen – liefert Wilson, allerdings liegt auch sein Interesse auf der Interaktion
zwischen Gruppen und Staat, während einzelne Parteien kaum erwähnt werden. Somit
mussten die hier angeführten Daten aus verschiedenen Quellen zusammengefügt
werden, die landwirtschaftliche Gruppen immer nur als Teil einer Gesamtdarstellung
des Themenbereichs Interessenverbände abhandeln und Parteien wenig Aufmerksamkeit
schenken.
Die Untersuchung der Agrarverbände beschränkt sich aus praktischen Gesichtspunkten
auf die größten und einflussreichsten...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Theorie von Clive S. Thomas zum Verhältnis von Parteien und Interessengruppen in liberalen Demokratien
- Die "Big Players"
- Determinanten für die Beziehungen zwischen Parteien und Interessengruppen
- Die sieben Formen der Beziehungen zwischen Parteien und Interessengruppen
- Landwirtschaftliche Interessengruppen in Frankreich
- Vorstellung der wichtigsten landwirtschaftlichen Verbände
- Determinanten für die Beziehungen zwischen Parteien und Interessengruppen im Fall französischer Agrarbewegungen
- Politische Kultur und politische Ideologie
- Gegenwärtiger Stand der sozioökonomischen Entwicklung
- Gegenwärtiger Stand der politischen Entwicklung
- Zentralisierung bzw. Dezentralisierung staatlicher Politikgestaltung
- Die regierende Partei oder Koalition
- Art des Wahlsystems
- Zusammenfassung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Interessenvermittlung französischer Bauern in der V. Republik im Kontext der Theorie von Clive S. Thomas zum Verhältnis von Parteien und Interessengruppen. Sie analysiert, ob der französische Agrarsektor eher dem Kooperationsmodell im Verhältnis von Parteien und Interessengruppen entspricht, wie es von Thomas beschrieben wird.
- Analyse der Theorie von Clive S. Thomas zum Verhältnis von Parteien und Interessengruppen
- Untersuchung der wichtigsten landwirtschaftlichen Verbände in Frankreich
- Bewertung der Determinanten für die Beziehungen zwischen Parteien und Interessengruppen im Kontext der französischen Agrarpolitik
- Einordnung der wichtigsten landwirtschaftlichen Interessengruppen in das Modell von Thomas
- Beantwortung der Frage, ob der französische Agrarsektor tatsächlich dem Kooperationsmodell im Verhältnis von Parteien und Interessengruppen entspricht
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung des französischen Agrarsektors im politischen Kontext der V. Republik. Sie hebt die Relevanz der Analyse des Verhältnisses von Parteien und Interessengruppen in diesem Kontext hervor und stellt die Forschungsfrage in den Mittelpunkt.
2. Die Theorie von Clive S. Thomas zum Verhältnis von Parteien und Interessengruppen in liberalen Demokratien
Dieses Kapitel erläutert die Theorie von Clive S. Thomas, die das Verhältnis von Parteien und Interessengruppen in liberalen Demokratien analysiert. Es definiert die "Big Players" und stellt die Determinanten für die Beziehungen zwischen Parteien und Interessengruppen vor. Außerdem werden die sieben Formen der Beziehungen zwischen Parteien und Interessengruppen im Detail vorgestellt.
3. Landwirtschaftliche Interessengruppen in Frankreich
Dieses Kapitel stellt die wichtigsten landwirtschaftlichen Verbände in Frankreich vor und analysiert die Determinanten für die Beziehungen zwischen Parteien und Interessengruppen im Kontext der französischen Agrarpolitik. Es betrachtet dabei die politische Kultur, die sozioökonomische Entwicklung, die politische Entwicklung, die Zentralisierung bzw. Dezentralisierung staatlicher Politikgestaltung, die regierende Partei oder Koalition und das Wahlsystem.
- Arbeit zitieren
- Thomas Kresin (Autor:in), 2008, Die Interessenvermittlung französischer Bauern in der V. Republik im Rahmen der Theorie von Clive S. Thomas zum Verhältnis von Parteien und Interessengruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147234