Seit der Antike hat es immer wieder Künstler gegeben, die Ereignisse aus der aktuellen Tagespolitik in ihren Werken künstlerisch verarbeitet haben. Dabei können sie sich sowohl positiv über bestehende politische Systeme auslassen, als auch die Intention haben, auf unbefriedigende Elemente innerhalb einer Gesellschaft hinzuweisen, oder diese gar zu kritisieren und das verantwortliche System anzuklagen. Als im besonderen Maße für die Integrierung von Gesellschaftskritik geeignet erweisen sich Theaterstücke, da diese durch ihre Aufführung die Menschen unmittelbar erreichen können. Durch diese Unmittelbarkeit kann der Zuschauer nach dem Willen des Autors zum einen auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam gemacht werden, zum anderen soll er dazu angeregt werden, sich aktiv dafür einzusetzen, dass diese Missstände in der Realität abgeschafft werden. Die vorliegende Hausarbeit untersucht, wie Dramatiker, die sich in Theaterstücken kritisch mit ihrer Zeit beschäftigen, dabei vorgehen, welche Absichten sie möglicherweise haben und welche Wirkungen sie erzielen können.
Der erste Teil der Hausarbeit wendet sich der griechischen Tragödie zu, die von Anfang an untrennbar mit den politischen Entwicklungen in Athen verbunden ist. Die griechischen Dramatiker setzen sich in ihren Tragödien mit der attischen Demokratie auseinander und zeigen Krisen in der Polis auf, wobei sie versuchen, durch ihr Werk einen Beitrag zur Erziehung der Bürger Athens zu leisten.
Der Hauptteil der Arbeit beschäftigt sich mit der Verarbeitung von politischen Fragen in Tragödien im 20. Jahrhundert. Dabei spielt auch der auffallende Widerspruch zwischen dem immer wieder deklarierten ‚Tod’ der Tragödie und der ständig wachsenden Zahl moderner Adaptionen griechischer Tragödienstoffe eine Rolle. Es wird gezeigt, dass hinter diesen Theaterstücken häufig die Absicht steht, Kritik an Formen der Politik, die als ungerecht empfunden werden, zu vermitteln. Als Beispiel für diese Art der politischen Stellungnahme wird dann das von dem südafrikanischen Dramatiker Athol Fugard gemeinsam mit den Schauspielern John Kani und Winston Ntshona verfasste Theaterstück "The Island" herangezogen. Neben den politischen Inhalten des Dramas wird "The Island" vor allem im Hinblick darauf betrachtet, wie der Antigone-Stoff von den Verfassern des Theaterstückes aufgefasst und miteinbezogen worden ist und welche Folgen sich daraus für eine Interpretation ergeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tragödien und Politik
- Politik in der griechischen Tragödie
- Politisches in Tragödienadaptionen nach der Antike
- Politische Aussagen in der modernen Tragödienadaption The Island
- Theater in Südafrika in den Jahren des Apartheidsystems
- Athol Fugard und die Township Plays
- Die Adaption des Antigone-Stoffes in The Island
- The Island als Beitrag zum Kampf gegen die Apartheid
- Die politische Relevanz von The Island nach dem Ende der Apartheid
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die politische Aussagekraft von Tragödien am Beispiel von Athol Fugards "The Island". Ziel ist es, zu analysieren, wie Dramatiker gesellschaftliche Missstände und politische Systeme in ihren Werken kritisieren und welche Wirkungen sie auf Zuschauer erzielen können.
- Die Rolle der griechischen Tragödie im Kontext der attischen Demokratie
- Die politische Dimension von Tragödienadaptionen im 20. Jahrhundert
- Die politische Aussagekraft von "The Island" im Kontext des Apartheidregimes in Südafrika
- Die Adaption des Antigone-Stoffes in "The Island" und deren Bedeutung für die Interpretation des Stückes
- Die Relevanz von "The Island" für die politische Debatte nach dem Ende der Apartheid
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der politischen Aussagekraft von Tragödien ein und stellt die zentrale Forschungsfrage der Arbeit vor.
Das erste Kapitel beleuchtet die politische Dimension der griechischen Tragödie im 5. Jahrhundert v. Chr. und analysiert, wie die Tragödien mit den politischen Entwicklungen in Athen verbunden sind.
Das zweite Kapitel widmet sich der politischen Aussagekraft von Tragödienadaptionen im 20. Jahrhundert und untersucht, wie diese Werke Kritik an politischen Systemen üben.
Das dritte Kapitel untersucht Athol Fugards "The Island" im Kontext des Apartheidregimes in Südafrika und analysiert die politische Aussagekraft des Stückes.
Schlüsselwörter
Politische Aussagekraft, Tragödie, Athol Fugard, The Island, Apartheid, Antigone, Demokratie, Gesellschaftskritik, Theater, Südafrika.
- Citation du texte
- M.A. Marius Nobach (Auteur), 2007, Die politische Aussagekraft von Tragödien am Beispiel von Athol Fugards "The Island", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147740