Die Demontage linker Heldenmythen in Alki Zeis Roman 'Die Verlobte des Achilles' und die Reaktionen in Griechenland Ende der 80er Jahre


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2008

16 Pages, Note: 1,3

Anonyme


Extrait


Inhalt:

1. Einleitung

2. Politische Hintergründe
2.1 Besatzung
2.2 Bürgerkrieg
2.3 Antikommunismus
2.4 Militärjunta

3. Der linke Heldenmythos
3.1 Helden im Allgemeinen
3.2 Der sozialistische Heldenmythos

4. Demontage linker Heldenmythen im Roman
4.1 Stalin
4.2 Löwe von Denfert
4.3 Achilles

5. Reaktionen in Griechenland Ende der 80er Jahre
5.1 Gründe für die Außergewöhnlichkeit
5.2 Reaktionen

6. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In ihrem 1987 erschienenen Roman Die Verlobte des Achilles verarbeitet die Autorin Alki Zei, die selbst in der Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzung sowie für linke Kampftruppen im anschließenden Bürgerkrieg aktiv war, Erlebnisse aus den Jahren ihrer politischen Illegalität und dem Exil (Zei 1991:328). Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den linken Heldenmythen, die während dieser Zeit entstanden sind. Ziel ist es dabei, zu untersuchen, inwieweit die Autorin solche Helden-bilder in ihrem Roman auflöst und somit demontiert. Im Anschluss daran werden die Reaktionen, die das Werk Ende der 80er Jahre in Griechenland hervorgerufen hat, näher beleuchtet.

2. Politische Hintergründe

Um die folgende Arbeit besser verstehen zu können, sollen zunächst die politischen Hintergründe, vor denen der Roman spielt, näher beleuchtet werden. Dabei liegt die Konzentration insbesondere auf der innergriechischen Situation.

2.1 Besatzung

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wollte Metaxas Griechenland zunächst aus den internationalen Streitereien heraushalten (Clogg 1997:150). Erst sein Nachfolger Korysis ging ein Bündnis mit Großbritannien ein (Clogg 1997:151). Dennoch begann im Juni 1940 die harte deutsch-italienisch-bulgarische Besatzung (Clogg 1997:154), gegen die die Kommunistische Partei Griechenlands, die KKE, zum Widerstand aufrief (Clogg 1997:154). Im September 1941 gründeten die KKE und andere politische Organisationen die Nationale Befreiungsfront EAM (Clogg 1997:154, Lagaris 2000:28), deren militärischer Arm ELAS hieß (Clogg 1997:155). Die wichtigste nichtkommunistische Widerstandsgruppe war die Griechische Republikanische Befreiungsliga EDES (Clogg 1997:159).

Zunächst kämpften ELAS, EDES und Großbritannien gemeinsam gegen die Be-satzer (Clogg 1997:162), doch bald gab es Reibereien zwischen den kommunistischen und nichtkommunistischen Widerstandsgruppen wegen längerfristiger politischer Ziele (Clogg 1997:162). Im Winter 1943/44 begannen schließlich die innergriechischen Kämpfe, bis im Februar 1944 eine Waffenruhe vereinbart werden konnte (Clogg 1997:163). Dennoch gründete die EAM das Politische Komitee zur Nationalen Befrei-ung Griechenlands, PEEA (Clogg 1997:165, Lagaris 2000:30), während Großbritannien sogar über eine Zusammenarbeit mit Stalin nachdachte (Clogg 1997:165). Kurz darauf wurde Papandreou Ministerpräsident der Exilregierung (Clogg 1997:166), welche im Oktober 1944 in das mittlerweile befreite Griechenland zurückkehrte (Clogg 1997:167). In dieser Regierung war die EAM jedoch stark unterrepräsentiert (Clogg 1997:166). Die Spannungen stiegen wieder an, die ELAS weigert sich, abzurüsten, und Anfang De­zember traten die EAM-Mitglieder aus Papandreous Kabinett aus (Clogg 1997:168).

2.2 Bürgerkrieg

Im Anschluss daran brachen im Dezember 1944 Straßenkämpfe, die Dekemvriana, in Athen aus, bei denen sich die ELAS und die Briten gegenüber standen (Clogg 1997:168). Plastiras ersetzte Papandreou als Premierminister (Clogg 1997:168). Erst der Vertrag von Varkiza im Februar 1945 sollte die Lösung dieser Krise bringen (Clogg 1997:168/169). Die ELAS begann nun, abzurüsten, und „als Gegenleistung versprach man ihr eine Amnesie für das, was politische Straftaten genannt wurde“ (Clogg 1997:169). Ultrarechte jedoch übten brutal und wahllos Rache an den Linken (Clogg 1997:169) und es fand weiterhin ein Krieg im Untergrund statt (Lagaris 2000:67). Entgegen den Vertragsbestimmungen von Varkiza kündigte die Regierung nun Wahlen an, bevor ein Plebiszit stattgefunden hatte (Clogg 1997:169). Die Linken protestierten gegen diese Entscheidung und boykottierten die Wahlen, so dass eine rechtsgerichtete Koalition gewann (Clogg 1997:169). Bei dem darauf folgenden Plebiszit entschied sich das Volk für die Monarchie (Clogg 1997:171). Weiterhin gab es rechtsextreme Gewalt gegen ELAS-Partisanen, die in die Berge zurückgetrieben wurden, und es herrschte Uneinigkeit innerhalb der kommunistischen Führung, ob die Macht auf verfassungsmäßigem oder militärischem Weg erkämpft werden sollte (Clogg 1997:173). Das Land geriet in einen offenen Bürgerkrieg, und im Oktober 1946 gründeten die Kommunisten die Demokratische Volksarmee (Clogg 1997:174), die mit Guerillataktik gegen die reguläre Armee kämpfte (Clogg 1997:175). Im Dezember 1947 wurde die KKE verboten (Clogg 1997:174/175). Die Kommunisten stellten sich auf die Seite Moskaus, obwohl Stalin einen Sieg der griechischen Kommunisten nicht unterstützen wollte, wenn dies eine Konfrontation mit den USA bedeutete (Clogg 1997:176). Die Regierungsarmee hingegen erhielt Hilfe von den USA (Clogg 1997:176) und besiegte die Demokratische Armee schließlich im Spätsommer 1949 (Clogg 1997:177). Obwohl es sich offiziell nur um einen Waffenstillstand handelte, war der Bürgerkrieg nun real vorbei (Clogg 1997:177).

2.3 Antikommunismus

Die Zeit nach dem Bürgerkrieg war vor allem durch die Teilung der griechischen Gesellschaft in Kommunisten und Antikommunisten geprägt (Clogg 1997:179/180). Das primäre Ziel der Nachkriegsregierungen, Zentrums- und Mitte-Rechts-Koalitionen, war die Eindämmung des Kommunismus (Clogg 1997:180). 1951 nahm auch die Vereinigte Demokratische Linke, im Wesentlichen eine Tarnpartei für die verbotenen KKE, an der Wahl teil (Clogg 1997:181). Mit den Wahlen im November 1952 begann dann eine Periode der rechtgerichteten Herrschaft, die bis 1963 andauern sollte (Clogg 997:182). „Obwohl eine Verfassung die politischen Grundrechte garantierte, wurden diese in der Praxis häufig mit Hilfe der während des Bürgerkrieges eingeführten Notstandsgesetzgebung zunichte gemacht. Das Gesetz 509 [...] blieb zum Beispiel in Kraft und sah schwere Strafen für den Versuch vor, die bestehende Gesellschaftsordnung zu verändern.“ (Clogg 1997:182). Der I’-Beschluss bestrafte die Verbreitung, Entwicklung und Anwendung von Ideen, die zur Loslösung eines Teiles des Staates tendierten, mit Todesstrafe oder Haft (Lagaris 2000:96). Auch das Notstandsgesetz 375, das für Spionage Todesstrafe oder lebenslängliche Haft vorsah, wurde umfunktioniert, um unter anderem aus dem Exil zurückkehrende Kommunisten zu verurteilen (Lagaris 2000:103). Die Methoden der Sicherheitspolizei waren repres-siv, doch im April 1952 wurden schließlich die meisten Todesurteile, die noch vom Bürgerkrieg herrührten, umgewandelt und viele politische Gefangene entlassen oder deren Strafen verringert (Clogg 1997:182). Nach wie vor war die Vereinte Demokratische Linke im Parlament vertreten (Clogg 1997:296/297). Seit 1965 war Karamanlis von der rechten Nationalen Radikalen Union Premierminister (Clogg 1997:296). Im Mai 1963 jedoch wurde Grigorios Lambrakis von der Vereinten Demokratischen Linken von extremen Rechten ermordet (Clogg 1997:192/193), was zeigte, dass der Konflikt zwischen Rechten und Linken noch immer nicht überstanden war. Bei den Wahlen im November gewann dann knapp Georgios Papandreou mit seiner Zentrumsunion und wurde zum neuen Premierminister (Clogg 1997:296).

Bestimmte Cliquen aus der Armee waren der Ansicht, Papandreou und seine Politik würden das Land gefährlichen linksgerichteten Einflüssen öffnen (Clogg 1997:196/197). Insbesondere Andreas Papandreou, der Sohn des Premierministers, stand im Verdacht, der Führer einer konspirativen linken Gruppe namens ASPIDA oder Schild zu sein (Clogg 1997:197). Nach einer politischen Krise und dem Rücktritt Georgios Papandreous waren Neuwahlen für den Mai 1967 geplant (Clogg 1997:198).

[...]

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Die Demontage linker Heldenmythen in Alki Zeis Roman 'Die Verlobte des Achilles' und die Reaktionen in Griechenland Ende der 80er Jahre
Université
Johannes Gutenberg University Mainz  (Institut für Allgemeine Sprach- und Kulturwissenschaft, Arbeitsbereich Neugriechisch)
Cours
Alki Zei und Mimika Cranaki: Das Motiv der Migration vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse in Griechenland nach 1945
Note
1,3
Année
2008
Pages
16
N° de catalogue
V147785
ISBN (ebook)
9783640577781
ISBN (Livre)
9783640577446
Taille d'un fichier
453 KB
Langue
allemand
Mots clés
Griechenland, Bürgerkrieg, Besatzung, Literatur, Spaltung Grichenland recht links
Citation du texte
Anonyme, 2008, Die Demontage linker Heldenmythen in Alki Zeis Roman 'Die Verlobte des Achilles' und die Reaktionen in Griechenland Ende der 80er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147785

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