Das künstlerische Klima Florenz’ im Quattrocento ist ohne den Zusammenhang zu der Bankiersfamilie der Medici nicht zu erklären. Ihr auf humanistischen Grundideen gestütztes Gedankengut war untrennbar mit der Kunst verbunden und zudem war die Förderung derselben eines der wichtigsten Machtinstrumente zur Umsetzung ihrer politischen Ambitionen. Durch Kunstpatronage konnten sie langsam aber sicher ihren Herrschaftsanspruch in der Republik Florenz legitimieren.
Die engen Verbindungen Botticellis zu der einflussreichen Familie sind seit jeher belegt. Schon Giorgio Vasari erwähnte sie in seinen Künstlerviten und ging sogar so weit, die Schaffenskraft des italienischen Malers ganz und gar von dessen Beziehung zu den Medici abhängig zu machen: Aufgeblüht im Gunstkreis der Medici und durch deren Aufträge erlange seine Kunst eine herausragende Qualität, wohingegen seine Abwendung von der Familie und Zuwendung zur Revolution des Benediktinermönchs Girolamo Savonarola um die Jahrhundertwende nur einen Abfall seiner Kunst nach sich ziehen könne und er folglich in Armut verendet sei.
Natürlich ist diese Bewertung Vasaris, welcher selbst treuester Anhänger der Medici war, kritisch zu betrachten. Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass die Familie durch ihre zahlreichen Aufträge und Empfehlungen großen Anteil an der florierenden Kunstwelt der Stadt hatte und den hohen Prestigecharakter der Kunst mit begründete.
In dieser Arbeit geht es nicht um den direkten Bezug zu den Medici, anhand eines von ihnen in Auftrag gegebenen Gemäldes, sondern vielmehr um die Auswirkungen, die ihre Kunstpolitik bei anderen wohlhabenden Familien der Stadt hervorrief und welchen Einfluss dies auf die Kunstwerke der Zeit hatte. Anhand des Bardi-Altars von Botticelli soll gezeigt werden, wie aus der Verschränkung von Kultur und Macht im Florenz der Medici, die Qualität der Kunstwerke gesteigert werden konnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Bardi-Altar
- 2.1. Provenienz
- 2.2. Beschreibung
- 2.3. Sacra Conversazione – Transformation ins Pflanzliche
- 2.3.1. Vorbilder und Einflüsse
- 2.4. Ein Garten zu Ehren Marias
- 2.5. Das Gefäßmotiv
- 2.6. Das „Bild im Bild“
- 3. Die Entstehung
- 3.1. Die Kunst durch Kunst Macht zu begründen
- 3.2. Der Auftraggeber: Giovanni d’ Agnolo de’ Bardi
- 3.3. Der Bestimmungsort: Die Kirche Santo Spirito in Florenz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Bardi-Altar von Sandro Botticelli im Kontext der florentinischen Kunstpolitik der Medici im Quattrocento. Ziel ist es, die Auswirkungen der mediceischen Kunstförderung auf das Werk Botticellis und andere wohlhabende Familien zu analysieren und den Einfluss auf die Kunstqualität aufzuzeigen. Der Bardi-Altar dient als Fallstudie für die Verflechtung von Kultur und Macht.
- Die Kunstpatronage der Medici und deren Einfluss auf die florentinische Kunstwelt.
- Analyse des Bardi-Altars als Beispiel für die Verschränkung von Kultur und Macht.
- Die Symbolik und Ikonografie des Bardi-Altars, insbesondere die Verwendung von Pflanzenmotiven.
- Der Vergleich Botticellis mit anderen Künstlern der Zeit und deren Einfluss.
- Die Rolle von Auftraggebern wie Giovanni d’Agnolo de’ Bardi in der Entstehung des Werkes.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der florentinischen Kunst des Quattrocento dar und betont den Einfluss der Medici-Familie auf das künstlerische Klima. Sie führt in die Thematik der Kunstpatronage als Machtinstrument ein und hebt die enge Verbindung Botticellis zu den Medici hervor, wobei kritisch auf Vasaris Bewertung eingegangen wird. Der Fokus der Arbeit liegt auf den Auswirkungen der mediceischen Kunstpolitik auf andere wohlhabende Familien und deren Einfluss auf die Kunstwerke, am Beispiel des Bardi-Altars.
2. Der Bardi-Altar: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit dem Bardi-Altar, beginnend mit seiner Provenienz, von seiner Entstehung bis zu seinem heutigen Verbleib in der Berliner Gemäldegalerie. Es beschreibt detailliert die Darstellung der Heiligenfiguren, Maria mit Kind und den beiden Johannes, sowie die aufwändige Pflanzenkulisse, und erklärt die Bedeutung der verwendeten Pflanzen und Symbole. Das Kapitel analysiert den Bildaufbau, die Komposition und die Symbolik, wobei insbesondere die Transformation der traditionellen Sacra Conversazione in eine pflanzenreiche Szenerie untersucht wird. Es geht auf Vorbilder wie Hugo van der Goes ein und analysiert die theologische Bedeutung der Bildsprache, einschliesslich der Inschriften auf den Schriftbändern.
3. Die Entstehung: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des Bardi-Altars im Kontext der Machtpolitik der Medici. Es untersucht die Rolle der Kunst als Machtinstrument im Florenz des 15. Jahrhunderts und wie die Medici durch Kunstpatronage ihren Herrschaftsanspruch legitimierten. Das Kapitel profiliert den Auftraggeber Giovanni d’Agnolo de’ Bardi, seine Verbindung zur Medici-Familie und seine Motivation, die Kapelle in Santo Spirito auszustatten. Die Rolle des Bestimmungsortes, der Kirche Santo Spirito mit ihrer besonderen architektonischen Konzeption und der daraus resultierenden Konkurrenzsituation unter den Stifterfamilien und Künstlern, wird ausführlich diskutiert.
Schlüsselwörter
Medici, Kunstpatronage, Botticelli, Bardi-Altar, Sacra Conversazione, Florenz, Quattrocento, Pflanzen-Symbolik, Macht, Religion, Kunst und Politik, Giovanni d’Agnolo de’ Bardi, Santo Spirito.
Häufig gestellte Fragen zum Bardi-Altar von Sandro Botticelli
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Bardi-Altar von Sandro Botticelli im Kontext der florentinischen Kunstpolitik der Medici im 15. Jahrhundert. Sie untersucht die Auswirkungen der mediceischen Kunstförderung auf Botticellis Werk und andere wohlhabende Familien und beleuchtet den Einfluss auf die Kunstqualität. Der Bardi-Altar dient als Fallstudie für die Verflechtung von Kultur und Macht.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die Kunstpatronage der Medici und ihren Einfluss auf die florentinische Kunstwelt, die Analyse des Bardi-Altars als Beispiel für die Verschränkung von Kultur und Macht, die Symbolik und Ikonografie des Altars (insbesondere die Pflanzenmotive), einen Vergleich Botticellis mit anderen Künstlern, und die Rolle des Auftraggebers Giovanni d'Agnolo de' Bardi.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit umfasst drei Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) stellt den Kontext der florentinischen Kunst des Quattrocento dar und führt in die Thematik der Kunstpatronage ein. Kapitel 2 (Der Bardi-Altar) befasst sich umfassend mit dem Altar, seiner Provenienz, Beschreibung, Symbolik und Ikonografie, inklusive der Analyse der Pflanzenmotive und der „Sacra Conversazione“. Kapitel 3 (Die Entstehung) beleuchtet die Entstehung des Altars im Kontext der Machtpolitik der Medici, die Rolle des Auftraggebers und den Bestimmungsort (Kirche Santo Spirito).
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Medici, Kunstpatronage, Botticelli, Bardi-Altar, Sacra Conversazione, Florenz, Quattrocento, Pflanzen-Symbolik, Macht, Religion, Kunst und Politik, Giovanni d’Agnolo de’ Bardi, Santo Spirito.
Wo finde ich eine detaillierte Beschreibung des Bardi-Altars?
Kapitel 2 bietet eine detaillierte Beschreibung des Bardi-Altars, einschließlich seiner Provenienz, seiner Darstellung der Heiligenfiguren, der Pflanzenkulisse und der Analyse des Bildaufbaus, der Komposition und der Symbolik. Es werden auch Vorbilder und die theologische Bedeutung der Bildsprache untersucht.
Welche Rolle spielt die Medici-Familie in dieser Arbeit?
Die Medici-Familie spielt eine zentrale Rolle, da ihre Kunstpatronage den Kontext für die Entstehung des Bardi-Altars bildet. Die Arbeit untersucht, wie die Medici durch Kunstpatronage ihren Herrschaftsanspruch legitimierten und wie sich dies auf die Kunstproduktion und -qualität auswirkte, nicht nur auf Botticelli, sondern auch auf andere wohlhabende Familien.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Zielsetzung ist es, die Auswirkungen der mediceischen Kunstförderung auf das Werk Botticellis und andere wohlhabende Familien zu analysieren und den Einfluss auf die Kunstqualität aufzuzeigen. Der Bardi-Altar dient als Fallstudie für die Verflechtung von Kultur und Macht im Florenz des Quattrocento.
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- Leonie Zug (Autor), 2008, Botticellis Bardi-Altar in Santo Spirito im Florenz der Medici, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148197