Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mich mit dem Thema „Familie im Wandel“. Dieser Titel für sich allein ist jedoch noch recht allgemein und unspezifisch gehalten, sodass als Untertitel die Hypothese „Von der Wirtschafts- zur Gefühlsgemeinschaft“ gewählt wurde. Ziel der dieser Arbeit soll sein, die Annahme zu belegen, dass „Familie“ nicht immer die Bedeutung einer emotionalen Gemeinschaft, bestehend aus Vater, Mutter und Kind, hatte, sondern sich erst mit der Industrialisierung der Akzent von einer ökonomischen hin zu einer Gefühlsebene verschoben und bis heute weiterentwickelt hat.
Schon während meiner Recherche stieß ich auf eine Vielzahl von Autoren, die sich allgemein mit dem Thema „Familie“ befassen. Im Rahmen der Hausarbeit werde ich mich jedoch auf diejenige Literatur beschränken, die sich mit dem historischen Wandel von Familie, der Funktion und dem Funktionswandel sowie der veränderten Rollen- und Aufgabenverteilung innerhalb der Familie auseinandersetzt. Dazu gehören: "Familienformen im sozialen Wandel" von Rüdiger Peukert, "Familie heute und Wandel und Kontinuität der Familie in der Bundesrepublik Deutschland" herausgegeben von Rosemarie Nave-Herz, sowie "Die Deutsche Familie" von Ingeborg Weber-Kellermann und "Die Familie" von Friedrich K. Barabas und Michael Erler. Vereinzelt werden im Laufe der Arbeit auch andere Quellen zu Rate gezogen.
Das erste Kapitel behandelt die Familie im zeitgeschichtlichen Wandel. Ein historischer Abriss soll Überblick geben über Struktur und Funktion des ganzen Hauses in vormoderner Zeit bis zur bürgerlichen Kleinfamilie im 20. Jahrhundert. Welche Auswirkungen und Folgen die Industrialisierung auf die Funktion und Binnenstruktur von Familie hatte, soll im zweiten Teil geklärt werden. Weiterhin werde ich in diesem Kapitel auf die Veränderungen der Vater- und Mutter-Rolle, insbesondere in den letzten 50 Jahren, eingehen. Am Ende hoffe ich, die zu Beginn aufgestellte These bestätigen zu können und neue Erkenntnisse über die Thematik gewonnen zu haben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Historischer Wandel der Familienformen
2.1 Familie als Produktionsstätte: Das ganze Haus
2.2 Das Leitbild der modernen Kleinfamilie
3. Funktions- und Rollenwandel in der Familie
3.1 Funktionswandel der Familie als Folge der Industrialisierung
3.2 Wandel der Mutter-Rolle
3.3 Wandel der Vater-Rolle
4. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mich mit dem Thema „Familie im Wandel“. Dieser Titel für sich allein ist jedoch noch recht allgemein und unspezifisch gehalten, sodass als Untertitel die Hypothese „Von der Wirtschafts- zur Gefühlsgemeinschaft“ gewählt wurde. Ziel der vorliegenden Arbeit soll sein, die Annahme zu belegen, dass „Familie“ nicht immer die Bedeutung einer emotionalen Gemeinschaft, bestehend aus Vater, Mutter und Kind, hatte, sondern sich erst mit der Industrialisierung der Akzent von einer ökonomischen hin zu einer Gefühlsebene verschoben und bis heute weiterentwickelt hat.
Schon während meiner Recherche stieß ich auf eine Vielzahl von Autoren, die sich allgemein mit dem Thema „Familie“ befassen. Im Rahmen der Hausarbeit werde ich mich jedoch auf diejenige Literatur beschränken, die sich mit dem historischen Wandel von Familie, der Funktion und dem Funktionswandel sowie der veränderten Rollen- und Aufgabenverteilung innerhalb der Familie auseinandersetzt. Dazu gehören: Familienformen im sozialen Wandel von Rüdiger Peukert, Familie heute und Wandel und Kontinuität der Familie in der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben von Rosemarie Nave-Herz, sowie Die Deutsche Familie von Ingeborg Weber-Kellermann und Die Familie von Friedrich K. Barabas und Michael Erler. Vereinzelt werden im Laufe der Arbeit auch andere Quellen zitiert werden.
Das erste Kapitel behandelt die Familie im zeitgeschichtlichen Wandel. Ein historischer Abriss soll Überblick geben über Struktur und Funktion des ganzen Hauses in vormoderner Zeit bis zur bürgerlichen Kleinfamilie im 20. Jahrhundert. Welche Auswirkungen und Folgen die Industrialisierung auf die Funktion und Binnenstruktur von Familie hatte, soll im zweiten Teil geklärt werden. Weiterhin werde ich in diesem Kapitel auf die Veränderungen der Vater- und Mutter-Rolle, insbesondere in den letzten 50 Jahren, eingehen. Am Ende hoffe ich, die zu Beginn aufgestellte These bestätigen zu können und neue Erkenntnisse über die Thematik gewonnen zu haben.
2. Historischer Wandel der Familienformen
2.1 Familie als Produktionsstätte: Das ganze Haus
Die Bezeichnung das ganze Haus beschreibt die typische Sozialform der vorindustriellen Agrargesellschaft[1] vom Mittelalter bis zur Industrialisierung, die sich ab dem 16. Jahrhundert in Europa vollzog. Im Gegensatz zum heutigen Verständnis von Familie, das sich auf das Zusammenleben von Blutsverwandten bezieht, umfasste das ganze Haus auch „nichtverwandte Angehörige des Hauses, wie Knechte und Mägde auf den Bauernhöfen“[2]. Wesentliches Kennzeichen dieser Hausgemeinschaft ist laut Barabas /Erler die „gemeinsame Produktion von Gütern, deren Tausch bzw. deren Handel und Konsumption“[3]. Hinsichtlich dieser Aussage kann man Familie sicherlich als Wirtschaftsgemeinschaft auffassen. Der Wohnbereich war zugleich auch Arbeitsstätte, d.h., Haushalt und Produktion bildeten eine untrennbare Einheit[4]. Oberhaupt der Gemeinschaft war der Hausvater. Er vertrat alle Familienmitglieder nach außen; er allein war politisch-rechtlich handlungsfähig und besaß überdies sogar das körperliche Züchtigungsrecht[5]. Ihm war der gesamte Hausstand untergeordnet. Die Hausmutter hingegen hatte keinerlei Rechte; sie kümmerte sich um häusliche Angelegenheiten. Partnerwahl und Eheschließung waren aufgrund des Primats der Produktivität an ökonomischen Gesichtspunkten orientiert[6]. Demnach spielte Emotionalität im Ehe- und Familienleben eine untergeordnete Rolle. In erster Linie ging es um die Sicherung von elementaren Bedürfnissen. Trotz der Tatsache, dass Wohn- und Arbeitsstätte eins waren, gab es strikte Verhaltensregeln, die z.B. die männliche und weibliche Arbeitsteilung betrafen. Männer arbeiteten häufig draußen auf dem Feld, Frauen dagegen im Haushalt, was zur Folge hatte, dass emotionale Nähe zwischen Ehemann und –frau kaum entstehen konnte[7]. Somit ist es meiner Meinung nach auch verständlich, dass Kinder unter ökonomischer Perspektive als potentielle Arbeiskräfte betrachtet wurden, galt doch die Ehe vornehmlich als Zweckgemeinschaft zur Erzeugung von Nachkommen. Je mehr Kinder eine Ehe hervorbrachte, desto weniger Gesinde war von Nöten[8]. Kinder wurden folglich mit Knechten und Mägden auf dieselbe Stufe gestellt. Eine gefühlsmäßige Bindung war auch hier nicht gegeben. Dies erscheint in meinen Augen auch nachvollziehbar, da allgemein bekannt ist, dass im Mittelalter eine sehr hohe Gefahr der Kindersterblichkeit bestand und eine emotionale Eltern-Kind-Beziehung bei solch hohem Verlust-Risiko der Arbeitsbewältigung zuwider gestanden hätte.
Die Armut der unteren Bevölkerungsschichten, vor allem des Bauerntums, welches im hohen Mittelalter 70-80 % der Bevölkerung ausmachte[9], und die äußerst harten Lebensumstände machten eine Emotionalisierung der Familienbeziehung fast unmöglich. Doch auch wenn der Alltag der Menschen in der vormodernen Ständegesellschaft hauptsächlich von der häuslichen Produktion bestimmt war, gab es daneben ein Familienleben. So verbrachten die Familienmitglieder beispielsweise lange Winterabende gemeinsam vor dem Herdfeuer der großen Wohnküche, um sich zu wärmen, Geschichten zu erzählen oder zu singen, während sie notwendige Handarbeiten wie Spinnen, Stricken und Weben erledigten. Jedoch waren diese nostalgisch anmutenden Familienabende von Jahreszeiten und Tagesrhythmen abhängig[10]. Durch den täglichen Existenzkampf blieb den Menschen daher kaum die notwendige Zeit und Energie, eine Intimsphäre zu schaffen, die ja erst Voraussetzung ist zur Herausbildung von emotionalen Interaktionen der Familienmitglieder[11]. So blieb das Beziehungsmuster der Mitglieder des ganzen Hauses eher formell bestimmt[12] ; es war von Gleichgültigkeit geprägt, sowohl zwischen den Ehepartnern als auch in ihrer Beziehung zu den Kindern.
Diese Form der Hausgemeinschaft im deutschen und teilweise auch im europäischen Raum galt bis zum Eintritt der Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Inwiefern sich die Ausbreitung des neuen Handelskapitalismus und seine Folgen auf die Struktur der Familie auswirkte, soll im Folgenden dargelegt werden.
2.2 Das Leitbild der modernen Kleinfamilie
Die Familie als Einheit von Produktion und Leben, die Jahrhunderte lang den Alltag der Menschen geregelt hatte, begann sich im Laufe der Industrialisierung in zwei eigenständige Bereiche aufzuspalten. Es vollzog sich eine Trennung von Arbeits- und Wohnstätte, wobei sich ein familiärer Intimraum herauskristalisierte, „der Platz für intensive emotionale Gestaltung ließ“[13]. Die Industrielle Revolution, welche in mehreren Phasen verlief und keineswegs, wie der Name vermuten lässt, einen plötzlichen Bruch mit sich brachte, veränderte die gesellschaftliche Gesamtstruktur[14]. Neue Produktionsverfahren mit großen, komplizierten Maschinen machten es erforderlich, dass die Arbeitsstätte aus dem Familienleben ausgelagert wurde, die Ehemänner und Söhne das Haus täglich verließen und ihre Frauen nunmehr für den familialen Binnenraum, d.h., Haushalt und Erziehung der Kinder, zuständig waren. Zunächst vollzog sich der Wandel im gebildeten und wohlhabenden Bürgertum, wo sich der spezialisierte Typ der emotional-intimen modernen oder bürgerlichen Kleinfamilie herausbildete[15], der meist aus zwei Generationen bestand.
[...]
[1] Vgl. Eickelpasch: 1999, S.54
[2] Peukert: 2004, S.21
[3] Barabas/Erler: 2002, S. 26
[4] vgl. Eickelpasch: 1999, S.54
[5] ders., S.54
[6] vgl. Barabas/Erler: 2002, S.42
[7] ders., S.40
[8] vgl. Eickelpasch: 1999, S.54
[9] vgl. Weber-Kellermann: 1974, S.74
[10] vgl. Barabas/Erler: 2002, S.40
[11] vgl. ders., S.40
[12] vgl. ders., S.43
[13] vgl. Barabas/Erler: 2002, S.44
[14] vgl. Weber-Kellermann: 1974, S.100
[15] vgl. Peukert: 2004, S.22
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