Mit dem Tod von Josef Stalin am 5. März 1953 endete auch seine grausame Gewaltherrschaft. In den folgenden Jahren öffneten sich die Lagertore des Gulags , eines gigantischen Lagersystems in der Sowjetunion, für eine Vielzahl von Häftlingen. Das waren Überlebende aus einer Parallelwelt von Schreckensorten, in denen das Regime seine angeblichen und tatsächlichen Feinde gefangen hielt, erniedrigte und in einer besonderen Mangelsituation durch Repressionen und schwere Zwangsarbeit unterdrückte. Wie es Häftlingen auf verschiedene Art und Weise gelang die extremen Bedingungen dieser Lager zu überleben, wird in den folgenden Kapiteln dargestellt. Ausgehend von der modernen Verhaltensforschung, die als Psychobiologie unterschiedliche Verhaltensformen untersucht, wird in Kapitel zwei menschliches Erhaltungsverhalten unter Stress beschrieben. Anhand der Forschungsliteratur von Richard Lazarus und Klaus Immelmann wird geschildert, wie sich Stress auf den Menschen auswirkt und welche Möglichkeiten das Individuum hat, mit belastenden Situationen fertig zu werden. In Kapitel drei wird die extreme Stresssituation des Lagerlebens im Gulag gezeigt, wie die Häftlinge entrechtet und ihrer Freiheit beraubt, schwierigsten Lebensbedingungen ausgesetzt waren. Durch den erheblichen Mangel in allen Bereichen, verbunden mit schwerer körperlicher Belastung, gelangte der menschliche Organismus oft an die Grenzen seiner Belastbarkeit oder versagte, indem der Häftling starb. Unter diesen Umständen war das Überleben primäres Ziel vieler Häftlinge, mitunter um jeden Preis. Welche Möglichkeiten und Verhaltensweisen es dabei gab, wird in Kapitel vier dargestellt.Da sich die Häftlingsgesellschaft aus verschiedenen Menschentypen zusammensetzte, gab es auch unterschiedliche Bewältigungsformen und Überlebensstrategien. In den besonderen Belastungssituationen des Lagerlebens wurde das Handeln vieler Häftlinge vom vorrangigen Bedürfnis nach Selbsterhaltung bestimmt. Die Sicherung der Nahrungsgrundlage und die Schonung der körperlichen Ressourcen waren Voraussetzungen für das Überleben und rückten in den Mittelpunkt aller Bestrebungen. Es entstand eine Lagerwelt mit eigenen Regeln und Verhaltensformen, in der fast jegliches Handeln dem Gebot der Selbsterhaltung untergeordnet war, wo aber auch Formen gegenseitiger Hilfe Überleben ermöglichten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Menschliches Erhaltungsverhalten unter Stress
- Entstehung von Stress
- Aktive Stressbewältigung
- Das stalinistische Lager als extreme Stresssituation
- Entmenschlichung
- Mangel
- Zwangsarbeit
- Lagerstress und Überlebensstrategien
- Häftlingsgesellschaft
- Individualverhalten
- Sozialverhalten
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Überleben im Gulag unter dem Aspekt des menschlichen Erhaltungsverhaltens unter Stress. Sie analysiert, wie Häftlinge mit den extremen Bedingungen des Lagerlebens umgingen und welche Strategien sie entwickelten, um zu überleben. Dabei wird der Fokus auf die Faktoren gelegt, die von den Häftlingen selbst beeinflussbar waren.
- Menschliches Erhaltungsverhalten unter Stress
- Das stalinistische Lager als extreme Stresssituation
- Überlebensstrategien im Gulag
- Häftlingsgesellschaft und Individualverhalten
- Sozialverhalten und gegenseitige Hilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Gulags ein und stellt die Bedeutung des Überlebens im Kontext der stalinistischen Repressionen heraus. Kapitel zwei beleuchtet das menschliche Erhaltungsverhalten unter Stress anhand der modernen Verhaltensforschung. Es werden die Auswirkungen von Stress auf den menschlichen Organismus sowie die Möglichkeiten der aktiven Stressbewältigung beschrieben. Kapitel drei zeigt die extreme Stresssituation des Lagerlebens im Gulag auf, die durch Entmenschlichung, Mangel und Zwangsarbeit geprägt war. Die Häftlinge waren schwierigsten Lebensbedingungen ausgesetzt, die ihre körperliche und psychische Belastbarkeit stark beanspruchten. Kapitel vier untersucht die Überlebensstrategien der Häftlinge im Gulag. Es wird die Häftlingsgesellschaft mit ihren unterschiedlichen Menschentypen und Verhaltensweisen beleuchtet, sowie die Bedeutung von Individual- und Sozialverhalten für das Überleben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Gulag, das stalinistische Lagersystem, Überlebensstrategien, Häftlingsgesellschaft, Individualverhalten, Sozialverhalten, Stress, Entmenschlichung, Mangel, Zwangsarbeit, Selbsterhaltung, Repressionen, Psychobiologie, Verhaltensforschung, Lagerleben, Häftlingsbiographien, Archivmaterial.
- Quote paper
- Jan Andrejkovits (Author), 2010, Selbsterhaltung unter Lagerstress - Überleben im Gulag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149219