Nachdem es in England, Frankreich und Italien bereits im 12. und 13. Jahrhundert zu Universitätsgründungen gekommen war, dauerte es in Deutschland noch etwa 150 Jahre bis ins 14. Jahrhundert, bis auf scholastischen Grundsätzen fußend, sich die ersten korporativ strukturierten Bildungseinrichtungen konstituieren konnten1. Sie nannten sich von Anfang an „universitas“ und ihre Motivlage bei der Wahl der Korporativität war durchaus ähnlich wie diejenige bei den Zünften, Gilden und Klöstern: Man beabsichtigte, so heterogen man von Herkunft und Vermögen auch sein mochte, in einem gemeinsamen geschützten Rechtsraum die Ziele eher und ungestörter zu erreichen, die man sonst isoliert hätte anstreben müssen. Ausschlaggebend für die Gründung der Korporation war die wirtschaftliche und rechtliche Situation der Lehrenden und Lernenden2. Die bisweilen vertretene Darstellung, es habe sich um eine Emanzipationsbewegung gegen Staat und Kirche gehandelt, geht von einem monolithischen Staats~ und Kirchenbild aus, das der Wirklichkeit des ausgehenden Mittelalters nicht entsprach3, denn der Staat des Mittelalters war einer Ansammlung nebeneinanderstehender Korporationen, die alle ihre eigenen Angelegenheiten selbst verfochten, ähnlicher als einem modernen Staat, der mit seinem Verwaltungsapparat die gesamte Gesellschaft fast lückenlos durchdringt4. Rechtlich entstand eine Gemeinschaft, die sich durch einen Eid verband und so konstituierte. Durch die Eidesleistung entstand also eine Rechtsperson, der der Einzelne seinen Willen übertrug. Innerhalb der korporativen Gemeinschaft galten deshalb eigene Gesetze, die ihrerseits der Garantiemächte als legitimierenden Instanzen bedurften, so daß bei allen universitären Festanlässen stets Kaiser (oder sonstiger Landesherr) und Kirche in Wort und Symbol ehrerbietigste Erwähnung fanden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Verliehene Grade
- Voraussetzungen für Vergabe
- Studiendauer
- Die Prüfung selbst
- Zeremoniell und Aufnahme in den Gelehrtenstand
- Bedeutung der Grade
- Standeszugehörigkeit
- Ansehen
- Einkommen
- Wandel des Verhältnisses Staat-Universität
- Rechtsgewalt über Lehre
- Reaktion auf Qualitätsverlust
- Schlußbetrachtung
- Quelle / Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Prüfungen und Graduierungen an deutschen Universitäten vom Ende des Mittelalters bis zum 18. Jahrhundert. Sie untersucht die Bedeutung dieser Rituale für die Integration von Absolventen in die Gesellschaft und beleuchtet die Entwicklung der universitären Autonomie in einem sich wandelnden politischen Kontext.
- Entwicklung der Prüfungen und Graduierungen an deutschen Universitäten
- Bedeutung der Grade für Standeszugehörigkeit, Ansehen und Einkommen
- Die Rolle der Universität in der Gesellschaft und der Wandel des Verhältnisses Staat-Universität
- Der Einfluss von Zeremonien und Formalitäten auf die Aufnahme in den Gelehrtenstand
- Die Bedeutung der Korporativität in der frühen Universitätsgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Das Kapitel gibt einen Überblick über die Entstehung der ersten Universitäten in Deutschland im 14. Jahrhundert und die Bedeutung der Korporativität für ihre Entwicklung. Es stellt dar, dass die Universität Teil der sie umgebenden Gesellschaft war und durch politische und geistesgeschichtliche Veränderungen beeinflusst wurde.
Verliehene Grade: Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen Grade, die an deutschen Universitäten vergeben wurden, und die Voraussetzungen für ihre Verleihung.
Voraussetzungen für Vergabe: In diesem Kapitel werden die Studiendauer, die Prüfungsformen und die Zeremonien im Zusammenhang mit der Vergabe der Grade detailliert erläutert. Es wird die Bedeutung der Aufnahme in den Gelehrtenstand hervorgehoben.
Bedeutung der Grade: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung der Grade für die Standeszugehörigkeit, das Ansehen und das Einkommen der Absolventen. Es beleuchtet auch den Einfluss der Grade auf das Verhältnis zwischen Staat und Universität.
Wandel des Verhältnisses Staat-Universität: Das Kapitel untersucht den Wandel des Verhältnisses zwischen Staat und Universität in den Jahrhunderten nach dem Mittelalter. Es geht auf die Rechtsgewalt über die Lehre und die Reaktion auf den Qualitätsverlust ein.
Schlußbetrachtung: Dieses Kapitel wird in der Vorschau nicht berücksichtigt, um Spoiler zu vermeiden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Prüfungen, Graduierungen, Gelehrtenstand, Universität, Korporativität, Standeszugehörigkeit, Ansehen, Einkommen, Staat, Kirche, Mittelalter, 18. Jahrhundert, Deutschland, Zeremonie, Formalität.
- Citation du texte
- Magister Joachim Pahl (Auteur), 2001, Universitätsgründungen in historischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14935