Am 13.10.2008 veröffentlichte das International Accounting Standards Board (IASB) weitgehende Änderungen an den Bilanzierungsvorschriften für Finanzinstrumente. Die einschlägigen Ergänzungen des IAS 39 und des IFRS 7, die zusätzliche Möglichkeiten der Re-Kategorisierung und Bewertung finanzieller Vermögenswerte eröffnen, waren ausnahmsweise ohne den i. d. R. vorangehenden due process verabschiedet worden. 48 Stunden später hatte die EU-Kommission die Neuregelungen bereits per Verordnung in geltendes europäisches Recht umgesetzt.
Das hohe Tempo dieser Rechnungslegungsänderungen lässt tief blicken. Seit die Verwerfungen auf dem US-amerikanischen Hypothekenmarkt massive Auswirkungen in der weltweiten Finanz- und Realwirtschaft zeigen, hat die Zahl der Verbesserungsvorschläge für die Rechnungslegung deutlich zugenommen. Die bisherigen Bilanzierungsregeln gelten den meisten zwar nicht als Auslöser, wohl aber als verstärkender Faktor der Finanz- und Wirtschaftskrise. Im Fokus der Diskussion stehen dabei die Bewertungsregeln für Finanzinstrumente nach IAS/IFRS. Insbesondere die Möglichkeit der Bewertung zum Fair Value stößt in Fachkreisen teils auf massive Kritik – wie sich z. B. an der „Saarbrücker Initiative gegen den Fair Value“ zeigt. Gegner führen v. a. ins Feld, dass diese Bilanzierungskonzeption Willkür und mangelnde Objektivierbarkeit, fehlende Transparenz und prozyklische Verstärkungen fördere. Befürworter weisen auf die umfangreichen Offenlegungspflichten hin, die diesen Fehlentwicklungen entgegen wirken.
In der vorliegenden Arbeit gehe ich zunächst auf die Definition und bilanzielle Behandlung von Finanzinstrumenten nach IAS/IFRS ein. Es handelt sich hierbei um eine Skizzierung der Bilanzierungsregeln, die für die Offenlegungsvorschriften eine Rolle spielen. Im Zentrum der Arbeit steht die Betrachtung und Hinterfragung der Offenlegungsvorschriften für Finanzinstrumente nach IFRS 7. Den Schwerpunkt lege ich auf die Darstellung und kritische Würdigung der neuesten Änderungen an IFRS 7. Insbesondere diskutiere ich, inwieweit sie den gewünschten Beitrag zu einer transparenteren bilanziellen Darstellung von Finanzinstrumenten leisten können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Welche „Macht“ haben Rechnungslegungsvorschriften?
- 2 Finanzinstrumente in der internationalen Rechnungslegung
- 2.1 Die Definition des Finanzinstruments nach IAS 32
- 2.1.1 Finanzielle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten
- 2.1.2 Eigenkapitalinstrumente
- 2.2 Kategorisierung und Bilanzierung der Finanzinstrumente
- 2.2.1 Die Kategorisierung der Finanzinstrumente nach IAS 39
- 2.2.2 Umklassifizierungen zwischen den Kategorien nach IAS 39
- 2.2.3 Erst- und Folgebewertung der Finanzinstrumente nach IAS 39
- 2.2.4 Die Problematik der Fair-Value-Bewertung
- 3 Die Offenlegungsvorschriften des IFRS 7
- 3.1 Angaben zur Bewertung der Finanzinstrumente (IFRS 7.7-30)
- 3.2 Angaben zu Risiken und Risikomanagement (IFRS 7.31-42)
- 4 Die Änderungen des IASB an IFRS 7
- 4.1 Die neuen Angabepflichten zum Fair Value (IFRS 7.27-27B)
- 4.2 Die neuen Angabepflichten zu Liquiditätsrisiken (IFRS 7.A, IFRS 7.39)
- 4.2.1 Die neue Definition des Liquiditätsrisikos (IFRS 7.A)
- 4.2.2 Die neuen Angaben zu Liquiditätsrisiken (IFRS 7.39)
- 4.3 Zukünftige Änderungen an IFRS 7
- 5 Synthese und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Auswirkungen der neuen Offenlegungsvorschriften für Finanzinstrumente, insbesondere die Änderungen am IFRS 7. Die Arbeit analysiert die "Macht" von Rechnungslegungsvorschriften im Kontext der Finanzkrise und beleuchtet kritisch die Fair-Value-Bewertung. Ziel ist es, die neuen Vorschriften zu darstellen und deren Beitrag zu einer transparenteren Bilanzierung zu bewerten.
- Die „Macht“ von Rechnungslegungsvorschriften und deren Einfluss auf die Finanzmärkte
- Bilanzierung und Kategorisierung von Finanzinstrumenten nach IAS/IFRS
- Offenlegungsvorschriften nach IFRS 7 und deren kritische Würdigung
- Die Problematik der Fair-Value-Bewertung
- Auswirkungen der Änderungen am IFRS 7 auf die Transparenz der Bilanzierung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Welche „Macht“ haben Rechnungslegungsvorschriften?: Dieses Kapitel beleuchtet die schnelle Umsetzung der Änderungen am IAS 39 und IFRS 7 durch das IASB und die EU-Kommission im Oktober 2008. Es wird der Zusammenhang zwischen diesen Änderungen und der globalen Finanzkrise hergestellt, wobei die bestehenden Bilanzierungsregeln als verstärkender Faktor der Krise betrachtet werden. Die Kritik an der Fair-Value-Bewertung, insbesondere die "Saarbrücker Initiative", wird angesprochen und die Gegenargumente der Befürworter erwähnt. Das Kapitel legt den Grundstein für die nachfolgende detaillierte Auseinandersetzung mit den Offenlegungsvorschriften.
2 Finanzinstrumente in der internationalen Rechnungslegung: Dieses Kapitel beschreibt die Definition von Finanzinstrumenten gemäß IAS 32, unterteilt in finanzielle Vermögenswerte und Verbindlichkeiten sowie Eigenkapitalinstrumente. Es erklärt die Kategorisierung und Bilanzierung dieser Instrumente nach IAS 39, einschließlich der Umklassifizierungsmöglichkeiten und der Erst- und Folgebewertung. Die Problematik der Fair-Value-Bewertung wird eingehend diskutiert, indem sowohl die Kritikpunkte als auch die Argumente der Befürworter berücksichtigt werden. Dieses Kapitel liefert das notwendige bilanzielle Fundament für das Verständnis der Offenlegungspflichten in den folgenden Kapiteln.
3 Die Offenlegungsvorschriften des IFRS 7: Dieses Kapitel fokussiert sich auf die Offenlegungsvorschriften des IFRS 7, die Angaben zur Bewertung und zum Risikomanagement von Finanzinstrumenten betreffen. Es stellt die detaillierten Anforderungen an die Berichterstattung dar und legt die Grundlage für die Analyse der nachfolgenden Änderungen. Die umfassende Beschreibung der bestehenden Vorschriften bildet den Vergleichsmaßstab für die Bewertung der neuen Regelungen.
4 Die Änderungen des IASB an IFRS 7: Dieses Kapitel beschreibt die neuen Angabepflichten in Bezug auf den Fair Value und Liquiditätsrisiken, die der IFRS 7 erfahren hat. Es erläutert die neue Definition des Liquiditätsrisikos und die damit verbundenen Berichtspflichten. Der Ausblick auf zukünftige Änderungen an IFRS 7 rundet das Kapitel ab. Die kritische Auseinandersetzung mit den Neuerungen im Hinblick auf ihre Wirksamkeit zur Steigerung der Transparenz ist zentral.
Schlüsselwörter
Finanzinstrumente, IAS 39, IFRS 7, Fair-Value-Bewertung, Offenlegung, Risikomanagement, Liquiditätsrisiko, Transparenz, Rechnungslegung, Finanzkrise, Bilanzierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu: Auswirkungen der neuen Offenlegungsvorschriften für Finanzinstrumente
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit untersucht die Auswirkungen der neuen Offenlegungsvorschriften für Finanzinstrumente, insbesondere die Änderungen am IFRS 7. Sie analysiert die "Macht" von Rechnungslegungsvorschriften im Kontext der Finanzkrise und beleuchtet kritisch die Fair-Value-Bewertung. Ziel ist es, die neuen Vorschriften darzustellen und deren Beitrag zu einer transparenteren Bilanzierung zu bewerten.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Die „Macht“ von Rechnungslegungsvorschriften und deren Einfluss auf die Finanzmärkte; Bilanzierung und Kategorisierung von Finanzinstrumenten nach IAS/IFRS; Offenlegungsvorschriften nach IFRS 7 und deren kritische Würdigung; Die Problematik der Fair-Value-Bewertung; Auswirkungen der Änderungen am IFRS 7 auf die Transparenz der Bilanzierung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 beleuchtet die "Macht" von Rechnungslegungsvorschriften im Kontext der Finanzkrise. Kapitel 2 beschreibt die Definition und Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IAS 32 und IAS 39, inklusive der Fair-Value-Bewertung. Kapitel 3 behandelt die Offenlegungsvorschriften des IFRS 7. Kapitel 4 beschreibt die Änderungen des IASB an IFRS 7, insbesondere zu Fair Value und Liquiditätsrisiken. Kapitel 5 bietet eine Synthese und einen Ausblick.
Was sind die wichtigsten Punkte zu Kapitel 1 ("Welche „Macht“ haben Rechnungslegungsvorschriften?")?
Dieses Kapitel untersucht die schnelle Umsetzung der Änderungen am IAS 39 und IFRS 7 und deren Zusammenhang mit der globalen Finanzkrise. Es analysiert die Kritik an der Fair-Value-Bewertung und legt den Grundstein für die detaillierte Auseinandersetzung mit den Offenlegungsvorschriften.
Was sind die wichtigsten Punkte zu Kapitel 2 ("Finanzinstrumente in der internationalen Rechnungslegung")?
Kapitel 2 definiert Finanzinstrumente gemäß IAS 32, erläutert deren Kategorisierung und Bilanzierung nach IAS 39, inklusive Umklassifizierungen und Erst-/Folgebewertung. Die Problematik der Fair-Value-Bewertung wird ausführlich diskutiert.
Was sind die wichtigsten Punkte zu Kapitel 3 ("Die Offenlegungsvorschriften des IFRS 7")?
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Offenlegungsvorschriften des IFRS 7 bezüglich Bewertung und Risikomanagement von Finanzinstrumenten. Es beschreibt detailliert die Berichtsanforderungen und bildet die Grundlage für den Vergleich mit den Änderungen in Kapitel 4.
Was sind die wichtigsten Punkte zu Kapitel 4 ("Die Änderungen des IASB an IFRS 7")?
Kapitel 4 beschreibt die neuen Angabepflichten zum Fair Value und Liquiditätsrisiko im IFRS 7, inklusive der neuen Definition des Liquiditätsrisikos und der damit verbundenen Berichtspflichten. Es beinhaltet auch einen Ausblick auf zukünftige Änderungen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Finanzinstrumente, IAS 39, IFRS 7, Fair-Value-Bewertung, Offenlegung, Risikomanagement, Liquiditätsrisiko, Transparenz, Rechnungslegung, Finanzkrise, Bilanzierung.
Welche Kritikpunkte an der Fair-Value-Bewertung werden angesprochen?
Die Arbeit geht auf die Kritik an der Fair-Value-Bewertung ein, insbesondere im Kontext der globalen Finanzkrise und der "Saarbrücker Initiative", und berücksichtigt gleichzeitig die Gegenargumente der Befürworter.
Wie wird die "Macht" von Rechnungslegungsvorschriften definiert und untersucht?
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Rechnungslegungsvorschriften auf die Finanzmärkte, insbesondere im Kontext der schnellen Umsetzung von Änderungen am IAS 39 und IFRS 7 während der Finanzkrise. Es wird analysiert, inwieweit diese Vorschriften die Krise verstärkt haben.
- Citar trabajo
- Mark Appoh (Autor), 2009, Neue Offenlegungsvorschriften für Finanzinstrumente nach IFRS 7, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149899