Die Geschichte des Herzogtums Burgund ist sowohl diesseits, als auch jenseits des Rheins ausgiebig beleuchtet worden. Oftmals lag bei diesen Untersuchungen der Schwerpunkt auf der Ereignisgeschichte und auf dem Einfluss, den Burgund sowohl auf das Reich, wie auch auf Frankreich nahm. Ziel dieser Arbeit soll es sein, darzulegen, wie aus dem französischen Lehen des Herzogtums Burgund ein de facto eigenständiger Staat wurde, der fähig war, während des Hundertjährigen Krieges und darüber hinaus eine eigene Politik zu betreiben. Der Schwerpunkt soll dabei auf der Grundlegung des Staates unter Philipp dem Kühnen liegen und seine Nachfolger Johann ohne Furcht und Philipp den Guten nur als Teil eines Prozesses behandeln.
In der Darlegung des Forschungsstandes, der im Falle Burgunds sehr unübersichtlich und weitläufig ist, finden sich mehrere Abschnitte. Der erste Abschnitt betrifft vor Allem das 19. Jahrhundert und das 20. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre hinein. Mehrheitlich französische Historiker sahen in den aufstrebenden Herzögen Personen, die Frankreich schwächen wollten und zumindest von 1420-1435 eng mit dem „Feind“ England zusammenarbeiteten. Die Tendenz, die burgundischen Herzöge, insbesondere Karl den Kühnen, als „Protagonist[en] im Kampf feudaler Partikularismen gegen königliche Zentralisierungstendenzen“ anzusehen nimmt jedoch spätestens seit den Untersuchungen Vaughans deutlich ab. Anders als zu erwarten gewesen wäre, betrachteten auch deutschsprachige Historiker die burgundischen Herzöge nicht mit Wohlwollen, trachtete doch vor Allem der Sohn Philipps des Guten, Karl der Kühne, danach Gebiete auf dem Territorium des Reiches einzugliedern und sich oder seinen Nachkommen die Kaiserkrone zu sichern. Diese Arbeit orientiert sich an der oft geschmähten Ereignisgeschichte und wird versuchen, anhand dieser darzulegen, wie der Aufstieg aus der wirtschaftlich, politisch und territorial eher begrenzten Bedeutung des Burgunds von 1361 gelang. Grundlegend dafür sind die Überblickswerke Kamps und Ehlers , die zwar beide nicht viel Neues zur Forschung beitragen, aber die bisherigen Ergebnisse, vor Allem der Ereignisgeschichte zusammenfassen und in den Kontext des Hundertjährigen Krieges bzw. des Königreichs/Herzogtums Burgund einordnen. Im selben Bereich zu verorten, aber im Bereich der burgundischen Niederlande und der burgundischen Verwaltung nicht mehr aktuell sind Richards Beiträge im Lexikon des Mittelalters.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- ÜBERNAHME DER MACHT DURCH DAS HAUS DER VALOIS.
- DIE ÜBERTRAGUNG DES HERZOGTUMS BURGUND.
- DIE GESCHEITERTE BELEHNUNG MIT DER FREIGRAFSCHAFT BURGUND.
- DIE FLANDRISCHE HEIRAT
- ERSTE EIGENSTÄNDIGE POLITIK UND DAS FLANDRISCHE ERBE
- EINFLUSS IM REGENTSCHAFTSRAT..
- DIE REGIERUNGSZEIT JOHANN OHNE FURCHTS
- DIE ERMORDUNG LUDWIGS VON ORLÉANS.
- JEAN,,SANS PEUR“ UND DER FRANZÖSISCHE BÜRGERKRIEG.
- PHILIPP DER GUTE.
- DER VERTRAG VON TROYES
- DER VERTRAG VON ARRAS.
- ZUSAMMENFASSUNG...
- LITERATUR.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Aufstieg des Herzogtums Burgund zu einem de facto eigenständigen Staat im Kontext des Hundertjährigen Krieges. Sie untersucht, wie aus dem französischen Lehen ein unabhängiger Staat entstand, der eine eigene Politik betreiben konnte. Der Schwerpunkt liegt auf der Grundlegung des Staates unter Philipp dem Kühnen, während Johann ohne Furcht und Philipp der Gute als Teil dieses Prozesses betrachtet werden.
- Die Etablierung des Herzogtums Burgund als eigenständiger Staat
- Die Rolle der burgundischen Herzöge im Hundertjährigen Krieg
- Die Entwicklung der burgundischen Politik und Verwaltung
- Die Bedeutung des wirtschaftlichen und territorialen Wachstums Burgunds
- Die Beziehungen Burgunds zu Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Übernahme des Herzogtums Burgund durch das Haus der Valois im Jahr 1361. Die Übertragung des Herzogtums an Philipp den Kühnen wird detailliert dargestellt, ebenso wie die gescheiterte Belehnung mit der Freigrafschaft Burgund. Die Flandrische Heirat und die erste eigenständige Politik Philipps des Kühnen werden beleuchtet, sowie sein Einfluss im Regentschaftsrat. Die Regierungszeit Johann ohne Furcht wird ebenfalls behandelt, einschließlich der Ermordung Ludwigs von Orléans und der Rolle Johann ohne Furcht im französischen Bürgerkrieg. Die Arbeit endet mit der Regierungszeit Philipps des Guten, einschließlich des Vertrags von Troyes und des Vertrags von Arras.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Herzogtum Burgund, den Hundertjährigen Krieg, Philipp der Kühne, Johann ohne Furcht, Philipp der Gute, die Etablierung eines eigenständigen Staates, die burgundische Politik, die burgundische Verwaltung, die Beziehungen Burgunds zu Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich, die wirtschaftliche und territoriale Entwicklung Burgunds.
- Citation du texte
- Paul Schrön (Auteur), 2010, Die Etablierung einer Großmacht , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151836