Es gibt in großen Teilen der Kontinente Südamerika, Asien und vor allem Afrika aus der Wahrnehmung der dortigen Bevölkerungen heraus Vorbehalte gegenüber Einheitsbestrebungen, die einer westlichen Dominanz entsprangen und diese Dominanz auch behalten. Im Bereich der Menschenrechte gibt es grob gesagt zwei Strömungen, die sich der Universalisierung der Verbreitung und ihrer Bewahrung widmen. Es handelt sich zum einen auf geopolitische Ebene um die Vereinten Nationen und zum anderen auf religiöser Ebene um die Bestrebungen eines interreligiösen Austausches mit dem Ziel eines Weltethos. Jedoch tragen die Initiativen auf beiden Ebenen nicht zum gewünschten Ergebnis bei, weshalb der Bogen wieder zur Rezeption der am Prozess der Vereinheitlichung nur marginal beteiligten Gesellschaften der so genannten Dritten Welt zu spannen ist.
Aus diesem Grund soll in dieser Arbeit der Frage nachgegangen werden, welche Vorbehalte aus der Dritten Welt aus welchen Gründen an die westlich dominierte Vereinheitlichung von Ethos und Menschenrechtsgedanken herangetragen werden und wie sie ethisch-theologisch zu lokalisieren und Lösungsansätze zu erarbeiten sind. Als These liegt dieser Arbeit die Annahme zu Grunde, dass theologische und kulturelle Differenzen das Ergebnis einer fehlerhaften Kommunikation sind, bestehend aus dem historischen Verhältnis zwischen Westen und Afrika mit dementsprechend gering ausgeprägter Empathie, und eine Lösungsmöglichkeit über die Form eines flexiblen Konsenses auf Basis der gegenseitigen Anerkennung von Differenzen und Gemeinsamkeiten zu erreichen ist. Um die These zu begründen wurde in dieser Arbeit ein vergleichender Ansatz gewählt, der mit der Betrachtung des historisch belasteten Verhältnisses zwischen Westen und Afrika beginnt.
Danach werden die bereits erwähnten Konzepte auf politischer und theologischer Ebene ausführlicher betrachtet, um neben den historischen Voraussetzungen noch die universalistischen Bestrebungen einordnen zu können. Den Hauptteil bildet die Analyse von Differenzen und Gemeinsamkeiten in der Konzeption von Menschrechten und Ethik (Westen, Afrika) anhand ausgewählter theoretischer Grundlagen, die versucht werden, auf Ansatzpunkte für die Begründung der These zu untersuchen. Im letzten Teil erfolgt eine Gegenüberstellung der Arbeitsergebnisse aus der vergleichenden Analyse zum Zwecke der Erfassung und Konkretisierung von Möglichkeiten zur Problemlösung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Problematik des interkulturellen Nord-Süd-Dialogs
- 2.1. Folgen des Kolonialismus
- 2.2. Ausprägungen von Inkulturation
- 3. Grundfragen an universale Menschenrechte
- 3.1. Rolle der Vereinten Nationen
- 3.2. Staatsrechtliche Problematik der Implementierung
- 3.3. Weltethos und interreligiöser Dialog
- 4. Theoretische Konzeptionen für universale Menschenrechte
- 4.1. Entwicklungsstufen und Ausprägungen westlicher Ethik
- 4.1.1. Naturrechtslehre
- 4.1.2. Vernunftrecht nach Kant
- 4.1.3. Die christliche Mission
- 4.1.4. Das Zweite Vatikanische Konzil
- 4.2 Grundpfeiler einer afrikanischen Ethik
- 4.2.1. Diskursethik nach Apel
- 4.2.2. Palaver als Teil kultureller Kommunikation
- 4.2.3. Formen der Transzendenz und des Ahnenkults
- 5. Realität des westlich-afrikanischen Menschenrechtsdiskurses
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Vorbehalten aus der so genannten Dritten Welt gegenüber dem westlichen Anspruch auf universelle Menschenrechte und Ethik. Sie untersucht die Ursachen dieser Vorbehalte, ihre ethisch-theologische Fundierung und mögliche Lösungsansätze.
- Die historischen Folgen des Kolonialismus und die damit einhergehende westliche Dominanz
- Die Rolle der Vereinten Nationen und die Problematik der Implementierung universeller Menschenrechte
- Die Bedeutung eines Weltethos und die Herausforderungen des interreligiösen Dialogs
- Die Divergenzen und Gemeinsamkeiten in der Konzeption von Menschrechten und Ethik im Westen und in Afrika
- Die Suche nach einem flexiblen Konsens, der die gegenseitige Anerkennung von Differenzen und Gemeinsamkeiten ermöglicht.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung Dieses Kapitel legt den Grundstein für die Arbeit, indem es die Problematik des interkulturellen Nord-Süd-Dialogs in Bezug auf die Universalität von Menschrechten und Ethik beleuchtet. Es zeigt, wie die Arbeit durch die Annahme eines fehlerhaften Kommunikationsverhältnisses zwischen Westen und Afrika geprägt ist, das durch ein historisch belastetes Verhältnis, fehlende Empathie und den Mangel an einem flexiblen Konsens gekennzeichnet ist.
- Kapitel 2: Problematik des interkulturellen Nord-Süd-Dialogs Dieser Teil der Arbeit analysiert die Folgen des Kolonialismus für den interkulturellen Dialog. Dabei werden die zerstörerischen Auswirkungen der kolonialen Expansion auf die afrikanischen Gesellschaften und ihre Kulturen aufgezeigt, die bis heute die Beziehungen zwischen Westen und Afrika prägen.
- Kapitel 3: Grundfragen an universale Menschenrechte Kapitel 3 befasst sich mit der kritischen Betrachtung universeller Menschenrechte aus der Perspektive der Dritten Welt. Es untersucht die Rolle der Vereinten Nationen bei der Verbreitung und Implementierung der Menschenrechte sowie die staatsrechtlichen Herausforderungen, die sich dabei stellen. Darüber hinaus werden die Konzepte eines Weltethos und des interreligiösen Dialogs im Hinblick auf die Universalisierung von Menschenrechten analysiert.
- Kapitel 4: Theoretische Konzeptionen für universale Menschenrechte Kapitel 4 beleuchtet die theoretischen Grundlagen für universale Menschenrechte sowohl im Westen als auch in Afrika. Es werden die Entwicklungsstufen und Ausprägungen westlicher Ethik, wie die Naturrechtslehre, das Vernunftrecht nach Kant, die christliche Mission und das Zweite Vatikanische Konzil, vorgestellt. Daneben werden die Grundpfeiler einer afrikanischen Ethik, die Diskursethik nach Apel, das Palaver als Teil kultureller Kommunikation und Formen der Transzendenz und des Ahnenkults, erörtert.
- Kapitel 5: Realität des westlich-afrikanischen Menschenrechtsdiskurses Dieses Kapitel widmet sich der tatsächlichen Situation des Menschenrechtsdiskurses zwischen Westen und Afrika. Es untersucht die bestehenden Differenzen und Gemeinsamkeiten in der Konzeption von Menschrechten und Ethik anhand ausgewählter theoretischer Grundlagen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Menschrechte, Ethik, interkultureller Dialog, Kolonialismus, Afrika, Westen, Universalität, Weltethos, Diskursethik, Transzendenz, Ahnenkult, Palaver und Inkulturation. Sie analysiert die kritischen Perspektiven der Dritten Welt auf den westlichen Anspruch auf universelle Menschenrechte und untersucht die Herausforderungen für die Begründung eines flexiblen Konsenses, der auf der gegenseitigen Anerkennung von Differenzen und Gemeinsamkeiten basiert.
- Citation du texte
- Benjamin Pommer (Auteur), 2009, Menschenrechte als Basis eines Weltethos? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152217