Unser derzeitiges Recht wird sowohl auf privater als auch auf öffentlicher Ebene durchgesetzt. Dieses System hat sich im Verlauf der Zeit stark gewandelt. Während im Mittelalter überwiegend öffentlich Recht durchgesetzt wurde - durch Kaiser, Könige, Gutsherren - wird die Durchsetzung des Rechts heutzutage auch durch private Elemente geprägt - Rechtsanwälte, Privatdetektive sowie Sicherheitsfirmen. Darüber hinaus ist ein Wandel im Umfang gesetzlicher Bestimmungen zu verzeichnen. Das Auftreten neuer Umweltrisiken, die dynamische technische und wirtschaftliche Entwicklung, ein verändertes Umweltbewusstsein und andere Faktoren haben dazu geführt, dass der Umfang des Umweltrechts in den letzten 30 Jahren stetig angewachsen ist. In dem Maße in dem die Verordnungen im Umweltrecht zugenommen haben, steigen die Anreize diese zu brechen und die Notwendigkeit, die Einhaltung dieser Verordnungen zu kontrollieren. Die bisher verfügbare ökonomische Analyse der Befolgung eines Gesetzes steht im Kontext der Ökonomie der Kriminalität („Economics of Crime“). Die Ökonomie der Kriminalität hat zum Ziel, das Kalkül eines rationellen Straftäters zu analysieren um im Folgenden eine optimale Abwehrstrategie zu identifizieren. Hierfür stehen dem Staat zwei Kontrollmechanismen, die Höhe der Aufdeckungswahrscheinlichkeit und die Höhe der Bestrafung zur Verfügung. Da gerade bei Umweltdelikten oftmals keine direkte Opfer- Täter- Beziehung existiert, wird eine Durchsetzung des Rechts erschwert. Auch öffentlich bereitgestellte Ressourcen zur Kontrolle der Umweltvorschriften, die einer Knappheitsrestriktion unterliegen, bzw. mit alternativen Verwendungen des Leistungsstaates konkurrieren, erschwert eine optimale öffentliche Rechtsdurchsetzung. Es stellt sich die Frage, ob eine vermehrt private Kontrolle sich positiv auf die öffentliche Durchsetzung auswirkt. Können private Inputs von Bürgern, in die öffentliche Durchsetzung von Recht, die Kontrolleffizienz steigern? Welche Mechanismen sind denkbar, um private Beiträge zur Durchsetzung des Rechts zu ermöglichen? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen bedarf es zunächst einer Herleitung und Betrachtung der sozialen Verlustfunktion, die für eine ökonomische Analyse privater Rechtsdurchsetzung notwendig ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE ÖKONOMIE DER KRIMINALITÄT
- ALLGEMEINES MODELL NACH BECKER (1968)
- PRIVATE DURCHSETZUNG DES RECHTS
- OPTIMALE ÖFFENTLICHE VERSUS PRIVATE RECHTSDURCHSETZUNG NACH LANDES- POSNER (1975)
- EFFIZIENTE GESTALTUNG PRIVATER RECHTSDURCHSETZUNG NACH FRIEDMAN (1984)
- KRITISCHE BEWERTUNG
- BEISPIELE PRIVATE RECHTDURCHSETZUNG NACH BECKER- STIGLER (1974)
- BELOHNUNG FÜR DURCHSETZUNG VON RECHT
- BESTRAFUNG VON DIENSTVERGEHEN
- KRITISCHE BEWERTUNG
- REINE PRIVATE RECHTSDURCHSETZUNG
- ZUSAMMENFASSUNG/AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die ökonomischen Aspekte der privaten Durchsetzung von Recht im Kontext von Umweltschutz. Die Analyse fokussiert auf die Frage, ob private Akteure eine effizientere und effektivere Durchsetzung von Umweltgesetzen gewährleisten können als staatliche Institutionen.
- Ökonomische Analyse der Kriminalität und ihre Anwendung auf Umweltdelikte
- Vergleich der Effizienz von öffentlicher und privater Rechtsdurchsetzung
- Modelle für die Gestaltung einer effizienten privaten Rechtsdurchsetzung
- Kritische Betrachtung der Stärken und Schwächen privater Rechtsdurchsetzung im Umweltschutz
- Beispielhafte Anwendung von privaten Rechtsdurchsetzungsmechanismen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel stellt die aktuelle Situation der Rechtsdurchsetzung im Bereich des Umweltschutzes dar und führt in die Problemstellung ein. Die Arbeit argumentiert, dass die zunehmende Bedeutung des Umweltrechts neue Herausforderungen für die Durchsetzung von Umweltvorschriften mit sich bringt.
- Die Ökonomie der Kriminalität: Dieses Kapitel führt in die ökonomische Analyse der Kriminalität ein und stellt das Modell von Becker (1968) vor. Dieses Modell erklärt, wie Straftäter rational Entscheidungen treffen, die von den Kosten und Nutzen eines Verbrechens abhängen.
- Private Durchsetzung des Rechts: Dieses Kapitel analysiert die Möglichkeit der privaten Durchsetzung von Recht im Vergleich zur staatlichen Rechtsdurchsetzung. Es werden verschiedene Modelle vorgestellt, die die Effizienz und Effektivität privater Rechtsdurchsetzung untersuchen.
- Beispiele Private Rechtsdurchsetzung nach Becker- Stigler (1974): Dieses Kapitel betrachtet verschiedene Beispiele für private Rechtsdurchsetzung im Umweltschutz. Es analysiert die Vor- und Nachteile derartiger Mechanismen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind die Ökonomie der Kriminalität, private Rechtsdurchsetzung, Umweltschutz, Effizienz, Effektivität, staatliche und private Kontrolle, Kosten-Nutzen-Analyse und das Modell von Becker (1968).
- Citation du texte
- Marco Salm (Auteur), 2008, Should law enforcement be privatized?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152577