Der spanische Mönch Gabriel Téllez, war unter seinem Pseudonym Tirso de Molina Dramaturg, Dichter und Schriftsteller im Siglo de Oro.
Neben seiner literarischen Aktivität machte er sich vor allem als Dramaturg einen Namen, wobei sein Werk weit gefächtert ist, von dem philosophisch-theologischen Drama wie El condenado por desconfiado bis zur comedia de enredo, wie Don Gil de las calzas verdes. In der Literaturkritik gilt Tirso de Molina neben Lope de Vega und Calderón de la Barca, als der dritte große Vertreter des spanischen Barocktheaters. Stilistisch liegt er näher an seinem Vorbild Lope de Vega, Calerdón gehört schon zu der Generation neuer Dramatiker, deren Werke eher an ein höfisches, als an ein volkstümliches Publikum gerichtet sind.
Tirsos wohl bekanntestes Werk El burlador de Sevilla o convidado de piedra ist zugleich dramatische Ur-Form des Don Juan Mythos, der später Modell war für Dom Juan von Moliére und die Oper Don Giovanni von Mozart.
Die vorliegende Arbeit richtet aber ihr Augenmerk nicht auf die Hauptfiguren wie Don Juan oder Don Gil, sondern auf die Nebenfigur des Gracioso. Dieser ist „el que dize gracias“, oder auch „el que en las Comedias y Autos tiene papel festivo y chistoso, con que divierte y entretiene“, und ist je nach Werk criado, lacayo, Bauer oder Hirte. Anstatt auf die Hauptfiguren richte ich mein besonderes Augenmerk auf die Nebenperson des gracioso, und zwar auf Petisco aus El condenado por desconfiado, Caramanchel aus Don Gil de las calzas verdes, Tarso aus El vergonzoso en palacio und Catalinón aus El burlador de Sevilla. Anhand ausgewählter Textpassagen aus den vier Dramen möchte ich das Typische dieser Nebenfigur und ihre Funktion im Drama erläutern und dadurch herausfinden, wie notwendig sie in den Werken des Tirso de Molina ist.
Anzumerken ist, dass in einigen Werken über den Gracioso im spanischen Barocktheater Catalinón auf Grund der Autorenfrage nicht aufgezählt ist, ich habe mich auf die Literatur beschränkt, die El burlador de Sevilla auch wirklich Tirso de Molina zuschreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Person Tirso de Molinas und seiner Werke
- Die Figur des Gracioso im Theater des Mittelalters bis Lope de Vega
- Der Gracioso bei Tirso de Molina
- Gracioso als Element des Komischen
- Wortwitz
- Fäkalienkomik
- Der Gracioso und Religion
- Antifeminismus und Sexualität
- Der Gracioso als Handlungsträger
- Der Gracioso als aktives Element in der Comedia
- Das Herr-Diener Verhältnis
- Die Sozialsatire im Theater von Tirso de Molina
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Nebenfigur des Gracioso im Theater von Tirso de Molina. Ziel ist es, die typischen Merkmale dieser Figur anhand ausgewählter Textpassagen aus vier Dramen zu analysieren und ihre Funktion im Gesamtzusammenhang des Dramas zu beleuchten. Dabei soll untersucht werden, inwiefern der Gracioso ein notwendiges Element in den Werken Tirsos darstellt.
- Analyse der typischen Charakteristika des Gracioso
- Untersuchung der Funktion des Gracioso im Drama
- Bedeutung des Gracioso für die Dramaturgie Tirsos
- Der Gracioso als Träger sozialer Kritik
- Die Rolle des Gracioso im Spannungsfeld zwischen Komik und Moral
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen kurzen Überblick über das Leben und Werk von Tirso de Molina und stellt die Problematik der Figur des Gracioso in den Kontext des spanischen Barocktheaters. Im zweiten Kapitel wird die Biographie Tirsos beleuchtet, wobei seine literarische Tätigkeit und seine Konflikte mit der Kirche im Vordergrund stehen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung der Figur des Gracioso im Theater des Mittelalters und bei Lope de Vega.
Im vierten Kapitel werden die typischen Merkmale des Gracioso bei Tirso de Molina anhand der Figuren Petisco, Caramanchel, Tarso und Catalinón aus vier verschiedenen Dramen analysiert. Es werden die sprachlichen Mittel des Gracioso, seine Rolle als Handlungsträger und die Beziehung zum Herrn beleuchtet. Das fünfte Kapitel widmet sich der sozialen Kritik, die Tirso de Molina durch die Figur des Gracioso in seinen Werken zum Ausdruck bringt.
Schlüsselwörter
Gracioso, Tirso de Molina, spanisches Barocktheater, Comedia, Komik, Sozialsatire, Herr-Diener Verhältnis, Sprachliche Mittel, Handlungsträger, Religion, Antifeminismus, Sexualität.
- Citar trabajo
- Sarah Pabst (Autor), 2008, Typen und Funktion des Gracioso im Theater von Tirso de Molina, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152764