"Die Gesetze fordern, dass derjenige, der einen Ehebrecher ertappt, mit ihm machen kann, was er will. Die Prozesse aber sind für die, denen Unrecht angetan wurde, gefährlicher als für diejenigen, die gesetzwidrig fremde Frauen schänden." (Lys. 1, 49.)
Mit diesen Worten verteidigt sich Euphiletos innerhalb der von Lysias überlieferten Rede im Mordfall Eratosthenes. Euphiletos wird beschuldigt, den Ehebrecher Eratosthenes in eine Falle gelockt zu haben, als er ihn in flagranti mit seiner Ehefrau in seinem Anwesen ertappte und tötete. Es wird zu untersuchen sein, inwieweit Euphiletos nach den Gesetzen im klassischen Athen für diese Tat zu belangen ist oder ob sein Verhalten den Rechtsgrundsätzen entspricht und damit als straffrei zu bewerten ist.
Da bei einem Ehebruch die Ehre sowie die sexuelle Integrität des Ehemanns befleckt wurden, ist es zuvor notwendig, die Konzeption von Ehre und Rache im antiken Griechenland darzustellen. Dabei werden einige Charakteristika erläutert, mit denen diese Konzeption und die Wechselwirkung von Ehre und Rache nachvollzogen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- II.1 Das Konzept von Ehre und Rache im antiken Griechenland
- II.2 Der Prozessverlauf im ausgehenden 5. Jahrhundert v. Chr.
- II.3 Der Aufbau einer Gerichtsrede im klassischen Athen
- II.4 Die Quelle Lysias
- II.5 Verteidigungsrede im Mordfall Eratosthenes
- II.5.1 Zur Vorgeschichte und Entstehung der Rede
- II.5.2 Die straffreie Tötung des moichos
- II.5.2.1 Der moichos
- II.5.2.2 Das Gesetz Drakons
- II.5.2.3 Das Gesetz Solons
- II.5.3 Die Apagoge des ergriffenen moichos - Die Überstellung an die Elfmänner
- II.5.4 Die außergerichtliche Einigung
- II.5.5 Die Klage wegen unrechtmäßigen Festhaltens des moichos
- II.5.6 Die graphe moicheias
- II.5.7 Die Ehe im klassischen Griechenland
- II.5.8 Maßnahmen gegen die Frau
- II.5.8.1 Die Tötung der Frau
- II.5.8.2 Die Scheidung
- III. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Verteidigungsrede im Mordfall Eratosthenes, die von Lysias überliefert wurde. Ziel ist es, die Rechtmäßigkeit des Handelns von Euphiletos, der seinen Ehebrecher ertappte und tötete, im Kontext des klassischen Athen zu beurteilen. Die Arbeit analysiert, ob Euphiletos' Verhalten den damaligen Rechtsgrundsätzen entsprach und somit straffrei zu bewerten ist.
- Das Konzept von Ehre und Rache im antiken Griechenland
- Der Prozessverlauf und Gerichtsaufbau im klassischen Athen
- Die rechtliche Bewertung der Tötung eines Ehebrechers (moichos) nach den Gesetzen von Drakon und Solon
- Alternative Möglichkeiten der Reaktion auf Ehebruch im klassischen Athen
- Die Rolle der Frau beim Ehebruch und mögliche Maßnahmen gegen sie.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung stellt den Fall Euphiletos vor, der seinen Ehebrecher Eratosthenes tötete und sich nun vor Gericht verantworten muss. Die zentrale Frage der Arbeit wird formuliert: War die Tat nach athenischem Recht gerechtfertigt? Es wird die Notwendigkeit einer Untersuchung der Konzeption von Ehre und Rache im antiken Griechenland sowie des Prozessverlaufs und des Aufbaus von Gerichtsreden im klassischen Athen betont. Die Bedeutung der Quelle Lysias und die methodische Vorgehensweise der Arbeit werden kurz umrissen.
II. Hauptteil: Der Hauptteil beginnt mit einer Untersuchung des Konzepts von Ehre und Rache im antiken Griechenland, wobei die enge Verbindung zwischen materiellen Gütern und Ehre hervorgehoben wird. Der Prozessverlauf im ausgehenden 5. Jahrhundert v. Chr., der Aufbau athenischer Gerichtsreden und die Rolle des Areopag werden erläutert. Der Fokus liegt dann auf der Analyse der Verteidigungsrede von Lysias. Die rechtliche Bewertung der Tötung von Eratosthenes wird anhand der Gesetze von Drakon und Solon vorgenommen und alternative Reaktionen auf Ehebruch wie die Überstellung an die Elfmänner, außergerichtliche Einigungen und die "graphe moicheias" werden diskutiert. Abschließend wird die Rolle der Ehefrau beim Ehebruch und mögliche Maßnahmen gegen sie untersucht.
Schlüsselwörter
Ehre, Rache, antikes Griechenland, Ehebruch (moichos), Lysias, klassisches Athen, Drakon, Solon, Prozess, Gerichtsrede, Recht, kyrios, Apagoge, graphe moicheias, time, geras.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Verteidigungsrede im Mordfall Eratosthenes
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Verteidigungsrede des Lysias im Mordfall Eratosthenes, um die Rechtmäßigkeit des Handelns von Euphiletos, der seinen Ehebrecher tötete, im Kontext des klassischen Athen zu beurteilen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Euphiletos' Verhalten den damaligen Rechtsgrundsätzen entsprach und somit straffrei zu bewerten ist.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: das Konzept von Ehre und Rache im antiken Griechenland, den Prozessverlauf und Gerichtsaufbau im klassischen Athen, die rechtliche Bewertung der Tötung eines Ehebrechers (moichos) nach den Gesetzen von Drakon und Solon, alternative Reaktionsmöglichkeiten auf Ehebruch im klassischen Athen und die Rolle der Frau beim Ehebruch sowie mögliche Maßnahmen gegen sie.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Hauptquelle der Arbeit ist die Verteidigungsrede von Lysias im Mordfall Eratosthenes. Zusätzlich werden die Gesetze von Drakon und Solon herangezogen, um die rechtliche Situation im klassischen Athen zu rekonstruieren.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Die Einleitung stellt den Fall vor und formuliert die Forschungsfrage. Der Hauptteil untersucht das Konzept von Ehre und Rache, den Prozessverlauf, den Aufbau von Gerichtsreden, die rechtliche Bewertung der Tat im Lichte der Gesetze von Drakon und Solon, sowie alternative Reaktionsmöglichkeiten auf Ehebruch und die Rolle der Frau. Der Schluss fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Ehre, Rache, antikes Griechenland, Ehebruch (moichos), Lysias, klassisches Athen, Drakon, Solon, Prozess, Gerichtsrede, Recht, kyrios, Apagoge, graphe moicheias, time, geras.
Welche Methode wird angewandt?
Die Arbeit wendet eine juristisch-historische Methode an, indem sie die Verteidigungsrede von Lysias im Kontext des antiken griechischen Rechts und der gesellschaftlichen Normen analysiert.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
(Diese Frage kann erst nach Lektüre des vollständigen Textes beantwortet werden. Die Zusammenfassung der Kapitel gibt Hinweise auf die Argumentation, aber keine definitive Schlussfolgerung.)
Welche Bedeutung hat das Konzept von Ehre und Rache in diesem Kontext?
Das Konzept von Ehre und Rache spielt eine zentrale Rolle, da die Tat von Euphiletos im Kontext der damaligen Ehrenvorstellungen und Rachepraktiken zu verstehen ist. Die Arbeit untersucht, wie diese Konzepte das Recht und die gesellschaftlichen Normen beeinflussten.
Wie unterscheidet sich das Gesetz Drakons vom Gesetz Solons in Bezug auf Ehebruch?
(Diese Frage kann erst nach Lektüre des vollständigen Textes detailliert beantwortet werden. Die Zusammenfassung deutet auf einen Vergleich der beiden Gesetzgebungen in Bezug auf die Bestrafung von Ehebruch hin.)
Welche alternativen Reaktionen auf Ehebruch gab es im klassischen Athen?
Neben der Tötung des Ehebrechers gab es im klassischen Athen weitere Möglichkeiten, auf Ehebruch zu reagieren, wie z.B. die Überstellung an die Elfmänner, außergerichtliche Einigungen und die "graphe moicheias". Die Arbeit untersucht diese Alternativen.
- Citation du texte
- Florian Zink (Auteur), 2009, Die „öffentliche Rache“ bei Ehebruch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154322