Der weltweite Prozess der Globalisierung hält, wie in allen Branchen, auch im Finanzbereich Einzug. Ausländisches Kapital, ausländische Kunden und damit auch andere Kulturen werden für deutsche Banken immer wichtiger.
Aufgrund ihrer Größe besonders interessant ist in dem Zusammenhang die Kundengruppe der Muslime. Und somit das Islamic Banking.
Noch vor wenigen Jahren wurde das Islamic Banking als Randerscheinung belächelt und wurde von der öffentlichen Wahrnehmung nicht erfasst. Das hat sich inzwischen geändert. Während der Wert der emittierten islamischen Anleihen (Sukuks) im Jahre 2001 noch bei circa 2 Milliarden US-Dollar lag, stieg der Wert bis 2008 auf circa 47 Milliarden US-Dollar an. Schätzungen von 2008 sagten ein Volumen von 150 Milliarden US-Dollar für 2010 voraus. Obwohl dieses Volumen aufgrund der Wirtschaftskrise inzwischen unrealistisch scheint, zeigen diese Daten wie erfolgreich Islamic Banking inzwischen ist und welch gewaltiges Wachstumspotenzial in diesem Bankenbereich steckt. Insgesamt umfasst der Markt für islamische Finanzprodukte bereits ein Gesamtvolumen von 870 Milliarden US-Dollar und veracht-fachte damit sein Volumen innerhalb der letzten 10 Jahre.
Das Islamisches Bankenwesen definiert sich als jede Form von Finanzdienstleistungen, die nach den Regeln des Islam aufgebaut sind, umfasst. Dazu bedarf es der Einhaltung der Verbote des Riba (Zins) der Gharar (Spekulationen) sowie von Maysir und Qimar (Glücksspiel). Außerdem müssen grundsätzliche Regeln eingehalten werden; so dürfen ethisch moralische Grundsätze nie verletzt werden und es muss stets eine Risiko-, Gewinn- und Verlustteilung vor-liegen.
Besonderes Interesse hat das Islamic Banking während des Beginns der Finanzkrise geweckt. Während konventionelle Banken Milliarden abschreiben mussten, waren islamische Banken zunächst nicht betroffen. Doch wodurch erreichten sie diesen Vorteil?
Vielen Menschen ist inzwischen bekannt, dass islamische Banken keine Zinsen nehmen dürfen. Zinsen sind es aber eben, die die Säule des konventionellen Bankensystems darstellen. Wie also finanzieren sich islamische Banken?
Inzwischen sind auch deutsche Banken auf das Islamic Banking aufmerksam geworden und bieten zum Teil erste islamische Produkte an. Hinzu kommt, dass ausländische Banken ebenfalls das vermeintliche Potenzial des deutschen Marktes im Bereich des Islamic Banking erkannt haben wollen. Aber ist ein solches Potenzial überhaupt vorhanden?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen des Islamischen Bankenwesens
- 2.1 Der Islam und die islamische Wirtschaftsordnung
- 2.2 Quellen des Islam
- 2.3 Scharia
- 2.4 Historische Entwicklung des Islamic Banking
- 3. Relevante Verbote im Islamic Banking
- 3.1 Riba Das Zinsverbot
- 3.1.1 Definition
- 3.1.2 Quellen des Riba-Verbotes
- 3.1.2.1 Das Riba-Verbot im Koran
- 3.1.2.2 Das Riba-Verbot in der Sunna
- 3.2 Gharar: Das Spekulationsverbot
- 3.3 Maysir und Qimar: Das Glücksspielverbot
- 4. Das Scharia-Board
- 5. Basisfinanzinstrumente im Islamic Banking
- 5.1 Murabaha (Kauf mit Wiederverkauf unter Gewinnangabe)
- 5.1.1 Das Murabaha Basismodell und Bai Bithaman Ajil Murabaha
- 5.1.2 Probleme in der aktuellen Praxis
- 5.1.3 Tawarruq
- 5.2 Salam
- 5.3 Istisna (Projektfinanzierung)
- 5.4 Ijarah (Leasing)
- 5.4.1 Ijarah allgemein und Pure Ijarah
- 5.4.2 Ijarah wa Iqtina
- 5.4.3 Ijarah Walikatina (Mietkauf)
- 6. Beteiligungen
- 6.1 Musharaka
- 6.2 Mudaraba (Stille Beteiligung)
- 6.2.1 Grundmodell
- 6.2.2 Mudaraba-Zertifikate
- 6.2.3 Beurteilung
- 7. Sukuk (Islamische Anleihe)
- 7.1 Grundcharakteristika von Sukuk
- 7.2 Sukuk al-Ijarah
- 7.3 Sukuk al-Salam
- 7.4 Sukuk al-Murabaha
- 7.5 Sukuk al-Istisna
- 7.6 Sukuk al-Mudaraba
- 7.7 Sukuk al-Musharaka
- 7.8 Hybride Sukuk und Wandel-Sukuk
- 8. Islamische Anlagefonds
- 8.1 Allgemeines über islamische Anlagefonds
- 8.2 Aktienfonds
- 8.3 Islamische Rohstofffonds
- 8.4 Immobilienfonds
- 8.5 Rentenfonds
- 8.6 Leasingfonds
- 8.7 Hedgefonds
- 9. Sonstige islamische Finanzinstrumente
- 9.1 Derivate
- 9.2 Festverzinsliche Wertpapiere
- 9.3 Quard Al-Hassan (Kleinkredit)
- 9.4 Wadiah-Prinzip-Girokonto
- 9.5 Das Sparbuch
- 10. Volumina und Rating islamischer Finanzprodukte
- 10.1 Volumina der Finanzprodukte bei islamischen Banken
- 10.2 Rating islamischer Kapitalmarktprodukte
- 11. Takaful (Versicherungen)
- 12. Islamic Banking in der Praxis
- 12.1 Der Sachsen-Anhalt Sukuk
- 12.2 Der PCFC-Sukuk
- 12.2.1 Hintergründe des PCFC-Sukuk
- 12.2.2 Aufbau des PCFC-Sukuk
- 12.3 Islamische Fonds der Deutschen Bank Gruppe
- 12.4 Baufinanzierung der „Islamic Bank of Britain"
- 13. Islamic Banking in der Finanz- und Wirtschaftskrise
- 14. Marktpotenzial in Deutschland
- 15. Kritik am Islamic Banking
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem Thema des Islamic Banking und der Scharia-konformen Finanzprodukte. Sie analysiert die Grundlagen des Islamischen Bankenwesens, relevante Verbote und die gängigen Finanzinstrumente. Die Arbeit untersucht auch die Entwicklung, das Marktpotenzial und die Kritik am Islamic Banking, insbesondere im deutschen Kontext.
- Grundlagen des Islamischen Bankenwesens und seine Prinzipien
- Relevante Verbote im Islamic Banking wie Riba, Gharar und Maysir
- Gängige Finanzinstrumente und ihre Funktionsweise
- Marktpotenzial und Entwicklung des Islamic Banking in Deutschland
- Kritik am Islamic Banking und seine Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Islamic Banking ein und skizziert die Relevanz des Themas. Sie beschreibt die Zielsetzung und den Aufbau der Bachelorarbeit.
- Kapitel 2: Grundlagen des Islamischen Bankenwesens: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den fundamentalen Prinzipien des Islamischen Bankenwesens. Es beleuchtet die islamische Wirtschaftsordnung, die Quellen des Islam und die Rolle der Scharia im Finanzwesen. Außerdem wird die historische Entwicklung des Islamic Banking dargestellt.
- Kapitel 3: Relevante Verbote im Islamic Banking: In diesem Kapitel werden die wichtigsten Verbote im Islamic Banking näher beleuchtet. Dazu zählen das Zinsverbot (Riba), das Spekulationsverbot (Gharar) und das Glücksspielverbot (Maysir). Die Kapitel analysiert die Quellen dieser Verbote und ihre Bedeutung für die Finanzprodukte im Islamic Banking.
- Kapitel 4: Das Scharia-Board: Dieses Kapitel widmet sich dem Scharia-Board und seiner Rolle im Islamischen Bankenwesen. Es erläutert die Aufgaben und Verantwortlichkeiten des Scharia-Boards, das die Scharia-Konformität von Finanzprodukten überwacht.
- Kapitel 5: Basisfinanzinstrumente im Islamic Banking: Dieses Kapitel stellt die wichtigsten Basisfinanzinstrumente des Islamic Banking vor, darunter Murabaha, Salam, Istisna und Ijarah. Die Kapitel analysiert die Funktionsweise und die Besonderheiten jedes Instruments und diskutiert mögliche Probleme in der Praxis.
- Kapitel 6: Beteiligungen: Dieses Kapitel befasst sich mit den Beteiligungsmodellen im Islamic Banking, wie Musharaka und Mudaraba. Es erklärt die Prinzipien dieser Finanzinstrumente und ihre Unterschiede zum konventionellen Bankwesen.
- Kapitel 7: Sukuk (Islamische Anleihe): Dieses Kapitel behandelt Sukuk, eine islamische Form der Anleihe. Es beschreibt die Grundcharakteristika von Sukuk und untersucht die verschiedenen Formen und Anwendungen.
- Kapitel 8: Islamische Anlagefonds: Dieses Kapitel befasst sich mit islamischen Anlagefonds und ihrer Bedeutung für Anleger. Es analysiert die unterschiedlichen Arten von islamischen Fonds und ihre Besonderheiten.
- Kapitel 9: Sonstige islamische Finanzinstrumente: Dieses Kapitel stellt weitere islamische Finanzinstrumente vor, darunter Derivate, Festverzinsliche Wertpapiere, Quard Al-Hassan (Kleinkredit), Wadiah-Prinzip-Girokonto und das Sparbuch.
- Kapitel 10: Volumina und Rating islamischer Finanzprodukte: Dieses Kapitel beleuchtet die Volumina und die Rating-Situation islamischer Finanzprodukte. Es analysiert die Bedeutung der Volumina für die Entwicklung des Islamic Banking und die Bedeutung des Ratings für die Finanzprodukte.
- Kapitel 11: Takaful (Versicherungen): Dieses Kapitel befasst sich mit dem Thema Takaful, einer islamischen Form der Versicherung. Es beschreibt die Prinzipien und die Funktionsweise von Takaful-Produkten.
- Kapitel 12: Islamic Banking in der Praxis: Dieses Kapitel präsentiert konkrete Beispiele für Islamic Banking-Produkte und deren Anwendung in der Praxis. Es analysiert den Sachsen-Anhalt Sukuk, den PCFC-Sukuk, islamische Fonds der Deutschen Bank Gruppe und Baufinanzierung der „Islamic Bank of Britain".
- Kapitel 13: Islamic Banking in der Finanz- und Wirtschaftskrise: Dieses Kapitel untersucht die Rolle des Islamic Banking in der Finanz- und Wirtschaftskrise. Es analysiert die Auswirkungen der Krise auf den Islamischen Finanzmarkt und die Widerstandsfähigkeit des Islamic Banking gegenüber konventionellen Finanzprodukten.
- Kapitel 14: Marktpotenzial in Deutschland: Dieses Kapitel analysiert das Marktpotenzial des Islamic Banking in Deutschland. Es untersucht die demografische Entwicklung, die religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung und die Nachfrage nach Scharia-konformen Finanzprodukten.
- Kapitel 15: Kritik am Islamic Banking: Dieses Kapitel beleuchtet die Kritik am Islamic Banking aus verschiedenen Perspektiven. Es analysiert die Argumente und die Auswirkungen der Kritik auf die Entwicklung des Islamic Banking.
Schlüsselwörter
Islamic Banking, Scharia, Riba, Gharar, Maysir, Murabaha, Salam, Istisna, Ijarah, Musharaka, Mudaraba, Sukuk, Takaful, Islamische Finanzprodukte, Finanzinstrumente, Finanzmarkt, Marktpotenzial, Kritik, Deutschland.
- Citar trabajo
- Matthias Rickers (Autor), 2010, Islamic Banking , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154608