Der Einfluss der Sprachkenntnisse von Migranten auf ihre Platzierung in der Gesellschaft

Beispielrechnung zu Strukturgleichungsmodellen


Seminar Paper, 2009

29 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Thematische Einführung

2 Fragestellung und Arbeitshypothesen

3 Verwendung von Paneldaten

4 Der Datensatz

5 Strukturgleichungsmodelle

6 Operationalisierung der Forschungsfrage

7 Modellspezifikation

8 Ergebnisse und Interpretation
8.1 Interpretation der Parameter
8.2 Interpretation des Deteminationskoeffizienten (r2)
8.3 Interpretation des Chi-Quadrat-Test

9 Prüfung des Modells
9.1 Freiheitsgrade
9.2 Goodness of Fit-Index (GFI)
9.3 Root Mean Square Error of Approximation (RMSEA)
9.4 Root Mean Residual (RMR)

10 Fazit

Anhang A: Ausführliche Ergebnisse
A.1 Modellspezifikation
A.1.1 Kreuzverzögertes Modell
A.1.2 Querschnittsmodell
A.1.3 Dynamisches Modell
A.1.4 Vollgepacktes Modell
A.1.5 Vollgepacktes Modell mit Autokorrelation

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Konzepte und Mechanismen der Integration

Abbildung 2: Frage zur Sprach- und Schreibkompetenz

Abbildung 3: Frage zur Berufsposition

Abbildung 4: Grundmodell

Abbildung 5: Kreuzverzögertes Modell

Abbildung 6: Querschnittsmodell

Abbildung 7: Einfaches dynamisches Modell

Abbildung 8: Vollgepacktes Modell

Abbildung 9: Vollgepacktes Modell mit Autokorrelation der Fehler

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht der Ergebnisse

Tabelle 2: Freiheitsgrade

Tabelle 3: GFI und AGFI

Tabelle 4: RMSEA

Tabelle 5: RMR

1 Thematische Einführung

„Migration hat, wie überall auf der Welt, auch in Deutschland eine lange Geschichte. Die Gründe dafür sind seit Jahrhunderten im Kern die Gleichen – das Streben nach einem besseren Leben für sich selbst und die Nachkommen, die Furcht vor politischer, ethnischer oder religiös motivierter Verfolgung oder die gewaltsame Vertreibung.“[1]

Nach Ende des zweiten Weltkrieges und mit Einsetzten des Wirtschaftswunders wuchs der Bedarf an Arbeitskräften. Diese wurden als Gastarbeiter aus vielen Regionen Europas angeworben. Der Begriff Gastarbeiter impliziert bereits, dass der Aufenthalt als „Gast“ nur von begrenzter Dauer ist und nach Beendigung der Arbeitstätigkeit die Rückkehr ins Heimatland erfolgt.[2] Daher wurden zu dieser Zeit auch keine besonderen Bemühungen unternommen, diesen Personenkreis in das bestehende Gesellschaftssystem zu integrieren. Die erwartete Rückkehr der Gastarbeiter blieb zu einem großen Teil jedoch aus, so dass diese heute bereits in dritter und vierter Generation in Deutschland leben und ihnen zusätzlich viele Familienangehörige aus dem Heimatland gefolgt sind.[3]

Da sich aus den ursprünglichen Gastarbeitern somit dauerhafte Gesellschaftsmitglieder entwickelt haben, bestehen auch der Wunsch und die Notwendigkeit ihrer Integration in das Gesellschaftssystem.

Integration wird durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge definiert als „ ein langfristiger Prozess (…,) [dessen Ziel es ist] alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland leben in die Gesellschaft einzubeziehen. Zuwanderern soll eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglicht werden. Sie stehen dafür in der Pflicht, Deutsch zu lernen sowie die Verfassung und die Gesetze zu kennen, zu respektieren und zu befolgen.“[4]

„Diese Integration findet innerhalb der vorgegeben strukturellen Bestimmungen der Aufnahmegesellschaft statt“[5] und wird je nach Autor in unterschiedlich viele Teilbereiche und Aspekte gegliedert. Die vorliegende Arbeit wird sich in ihren Ausführungen auf die Beschreibung der Unterteilung Lookwoods in Systemintegration und Sozialintegration und die darauf aufbauenden Formen der Sozialintegration von Esser stützen. Letztere sollen im Folgenden kurz dargestellt werden.

Abbildung 1: Konzepte und Mechanismen der Integration[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Systemintegration meint die Integration einzelner gesellschaftlicher Subsysteme, Sozialintegration meint die Integration einzelner Individuen.[7]

Esser unterscheidet im Bereich der Sozialintegration in vier verschiedene Formen, die alle in einem gewissen Zusammenhang miteinander stehen.[8]

1. Kulturation
2. Platzierung
3. Interaktion
4. Identifikation

Kulturation ist ein Bestandteil der Sozialisation und meint das Vorhandensein und den Erwerb von kognitiven und sozialen Wissensbeständen und Fähigkeiten.[9] Dieser Teil des Humankapitals, z.B. die Kenntnis über gesellschaftliche Normen und Werte, ist dann von Bedeutung, wenn es um die Teilhabe an Transaktionen oder die Besetzung gesellschaftlicher Positionen geht.[10]

Platzierung meint die Über- oder Einnahme einer bestimmten gesellschaftlichen Position, z.B. eines Berufes. Sie steht in engem Zusammenhang mit der Kulturation, die in gewisser Weise die Voraussetzungen für die Platzierung schafft, bzw. die Besetzung einer gesellschaftlichen Position und den Ausbau der sozialen und kognitiven Kompetenzen begünstigt.[11] Esser bezeichnet die Platzierung als den wohl wichtigsten Mechanismus zur Integration in die Gesellschaft.[12]

Mit dem Begriff der Interaktion, ist ein „Spezialfall des sozialen Handelns [gemeint], bei dem sich die Akteure wechselseitig über Wissen und Symbole aneinander orientieren.“[13] Aus diesem Handeln entstehen Kommunikation und Kontakte, die die Akteure in Netzwerke einbinden (Sportvereine etc.).[14]

„Integration durch Identifikation ist dann gegeben, wenn sich die Akteure in besonderer Weise mit dem System verbunden fühlen und sich mit diesem identifizieren“[15] – ein Wir-Gefühl entwickeln. Hierbei lassen sich drei Teilbereiche unterscheiden, die an dieser Stelle nur kurz genannt und nicht weiter erläutert werden sollen.

1. Werte
2. Bürgersinn
3. Hinnahme[16]

2 Fragestellung und Arbeitshypothesen

Aus den PISA-Studien geht hervor, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund im Allgemeinen geringere Kompetenzen aufweisen. Daraus ergeben sich Fragen nach dem Maß der sozialen Integration von Zuwanderern in Deutschland.[17]

Wie oben dargestellt zeigt sich das Maß der Integration zum Teil daran, in wie weit Personen über Wissen und Fertigkeiten verfügen, das sie für ein erfolgreiches Leben in der Gesellschaft benötigen.[18]

„Unter den benötigten Fertigkeiten ist die Beherrschung der Sprache des Einwanderungslandes [in Wort und Schrift] für Zuwanderer besonders wichtig, da sie die Chancen auf einen höheren Bildungsabschluss und einen ökonomisch und sozial günstigen Arbeitsplatz entscheidend mitbestimmt.“[19]

Es ist nun davon auszugehen, dass die aufgezeigten Defizite nicht nur bei Jugendlichen im Schulpflichtigenalter vorliegen, sondern auch bei Zuwanderern der vorherigen Generation, also Ihren Eltern, nachgewiesen werden können.

Aus diesen Defiziten, einen der Integrationsbereiche betreffend, können auch Nachteile in anderen Integrationsbereichen, wie z.B. der Besetzung von Berufspositionen (Platzierung) resultieren. In unserer Gesellschaft ist das Nachgehen einer Erwerbsarbeit ein wichtiges Kriterium für die gesellschaftliche Teilhabe und auch bei Esser kommt der Platzierung sehr große Bedeutung im Rahmen der Integration zu.

Die vorliegende Arbeit greift den vermuteten Zusammenhang zwischen der Kulturation und der Platzierung auf und widmet sich der Frage nach dem Einfluss der Sprachkompetenzen von Migranten und ihrer Platzierung in der Zuwanderungsgesellschaft.

Den vorangegangenen Ausführungen folgend, soll die Hypothese untersucht werden, dass Sprachkompetenzen eine positive Wirkung auf die Platzierung der Migranten in der Zuwanderungsgesellschaft haben. Es müsste sich beispielsweise zeigen, dass Personen, die über höhere Sprachkompetenzen verfügen, ebenfalls eine höhere Platzierung einnehmen als Personen mit geringeren Sprachkompetenzen.

Da sich die Sprachkompetenzen jedoch möglicherweise nicht sofort auf die Platzierung auswirken, ist es notwendig den Zeitaspekt mit zu berücksichtigen und sich nicht auf eine reine Querschnittsbetrachtung zu beschränken.

3 Verwendung von Paneldaten

Für die vorliegende Analyse soll ein Datensatz verwendet werden, dem nicht eine oder mehrere Querschnittserhebungen zu Grund liegen, sondern der auf Paneldaten basiert.

Die Verwendung von Paneldaten bietet den Vorteil, dass sie die Betrachtung der Entwicklung einzelner Untersuchungseinheiten im Zeitverlauf ermöglichen und somit nicht nur eine Momentaufnahme der Situation sondern auch Tendenzen, Muster und Dynamiken aufzeigen können.[20]

Durch die spezielle Gestaltung von Panelerhebungen, die in der zeitlichen Abfolge gleich bleibenden Untersuchungseinheiten und erhobenen Merkmale, bergen jedoch auch einige Probleme. Hier wären z.B. der Panel-Effekt oder die Panelmortalität zu nennen. Ersteres meint die Einflüsse, die durch die wiederholte Befragung der Probanden verursacht werden und somit zu einer Veränderung im Reaktions- und Antwortverhalten führen[21] und somit die Aussagekraft des Panels mindern. Zweitere, die Panelmortalität, bezeichnet den Aus- bzw. Wegfall einzelner Untersuchungseinheiten zwischen zwei Erhebungswellen und ist in sofern problematisch, da sie zu systematischen Verzerrungen führen kann. Ein weiterer Aspekt, der ebenfalls als problematisch betrachtet werden könnte, ist die Konstanz der Messinstrumente. Sie ist notwendig, um die einzelnen Erhebungswellen vergleichbar zu erhalten. Andererseits unterliegen aber auch Begrifflichkeiten etc. dem gesellschaftlichen Wandel, was eine Anpassung des im Rahmen einer Panelanalyse verwendeten Messinstrumentes notwendig macht.[22] An dieser Stelle ergibt sich somit ein Konflikt, bei dem eine klare Bewertung der Entscheidung für oder wider der Konstanthaltung der Messinstrumente nicht ohne weiteres möglich ist.

Auf Aspekte den Aufwand, die Kosten etc. betreffend soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, da diese keinen direkten Einfluss auf die Qualität bzw. Aussagekraft der gewonnen Daten nehmen.

Trotz der Argumente die gegen die Verwendung von Paneldaten sprechen, erweisen Sie sich für die vorliegende Fragestellung als geeignet, da gerade die intraindividuellen Veränderungen ein wichtiger Aspekt der Fragegestellung sind und auch die Problematik der konstanten Messinstrumente bei der engen Folge der ausgewählten Erhebungswellen, 2001 und 2003, eher keiner besonderen Beachtung bedarf.

4 Der Datensatz

Als Datengrundlage für die vorliegende Analyse dienen die Daten des sozio-ökonomischen Panels, kurz SOEP, das am Berliner Institut für Wirtschaftsforschung beheimatet ist.

„Das SOEP ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung privater Haushalte in Deutschland, die im jährlichen Rhythmus seit 1984 bei denselben Personen und Familien in der Bundesrepublik durchgeführt wird.“[23] Die Stichprobengröße umfasst 6000 Haushalte – ca. 12000 Personen.

„Der Datensatz gibt Auskunft über viele objektive Lebensbedingungen, zugleich auch über Persönlichkeitsmerkmale, Wertvorstellungen, Risikoeinstellungen und über dynamische Abhängigkeiten zwischen allen Bereichen und deren Veränderungen.“[24]

Durch die überproportionale Ausländerstichprobe, eignet er sich besonders für Fragestellungen mit Migrationsthematik, wie z.B. die vorliegende.[25]

[...]


[1] http://www.zuwanderung.de/cln_115/nn_1068532/DE/Zuwanderung__hat__Geschichte/
Zeitstrahl/Zeitstrahl__node.html?__nnn=true (14.08.09, 17:17)

[2] vgl. http://www.zuwanderung.de/cln_115/nn_1068540/DE/Zuwanderung__hat__Geschichte/
Anwerbung/Anwerbung__node.html?__nnn=true (14.08.09, 17:19)

[3] vgl. ebd.

[4] http://www.integration-in-deutschland.de/cln_117/nn_278852/SubSites/Integration/DE
/04__Service/Lexikon/__Function/glossar-catalog,lv2=278880,lv3=974684.html (14.08.09, 17:33)

[5] Han, Petrus: Soziologie der Migration. 2., überarb. und erw. Aufl.. Stuttgart: Lucius & Lucius, 2005, S. 338

[6] Quelle: http://www.mzes.uni-mannheim.de/publications/wp/wp-40.pdf, (14.08.09, 18:00), S. 21

[7] vgl. ebd., S. 3

[8] vgl. ebd. S, 8 - 13

[9] vgl. Simonson, Julia: Individualisierung und soziale Integration. 1. Aufl.. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 2004, S. 125

[10] vgl. ebd.

[11] vgl. ebd., S. 126

[12] vgl. http://www.mzes.uni-mannheim.de/publications/wp/wp-40.pdf, (14.08.09, 18:00), S. 10

[13] vgl. ebd.

[14] vgl. Simonson, Julia: Individualisierung und soziale Integration. 1. Aufl.. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 2004, S. 126

[15] Simonson, Julia: Individualisierung und soziale Integration. 1. Aufl.. Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 2004, S. 127

[16] vgl. http://www.mzes.uni-mannheim.de/publications/wp/wp-40.pdf, (14.08.09, 18:00), S. 12-14

[17] vgl. Walter, Oliver: Kompetenz und Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Wie lassen sich Unterschiede erklären? In Allemann-Ghionda. Christina / Pfeiffer, Saskia [Hrsg.]:Bildungserfolg, Migration und Zweisprachigkeit - Perspektiven für Forschung und Entwicklung. Berlin: Frank & Timme, 2008, S. 71

[18] vgl. ebd.

[19] ebd.

[20] vgl. Moosmüller, Gertrud: Methoden der empirischen Wirtschaftsforschung. München [u.a.]: Pearson Studium, 2004, S. 227

[21] Dieter Grunow, Stichwort: Panel-Effekt. In: Fuchs-Heinritz, Werner [Hrsg.]: Lexikon zur Soziologie. 3., überarb. Aufl., Opladen: Westdt. Verlag, 1994, S. 484

[22] vgl. Schnell, Rainer: Methoden der empirischen Sozialforschung. 6., völlig überarb. und erw. Aufl.. München [u.a.]: Oldenbourg, 1999, S. 229

[23] http://www.diw.de/deutsch/soep/uebersicht_ueber_das_soep/27180.html (13.08.09, 8:45)

[24] ebd.

[25] http://soziologie.uni-duisburg.de/personen/stein/veranstaltungen/smfl/Panelanalyse.pdf , S. 72
(20.08.09, 17:23)

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Details

Title
Der Einfluss der Sprachkenntnisse von Migranten auf ihre Platzierung in der Gesellschaft
Subtitle
Beispielrechnung zu Strukturgleichungsmodellen
College
University of Duisburg-Essen  (Soziologie)
Course
Statistische Methoden - Analyse von Längsschnittdaten
Grade
1,3
Author
Year
2009
Pages
29
Catalog Number
V155114
ISBN (eBook)
9783640673117
File size
827 KB
Language
German
Keywords
Einfluss, Sprachkenntnisse, Migranten, Platzierung, Gesellschaft, Beispielrechnung, Strukturgleichungsmodellen
Quote paper
Dipl. Soz-Wiss Janina Tatan (Author), 2009, Der Einfluss der Sprachkenntnisse von Migranten auf ihre Platzierung in der Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155114

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