In seinem sich mit Transsexualität auseinander setzendem Werk „Geschlechtswechsel“ schreibt Volkmar Sigusch:
„Wir leben in einer Welt, in der es allem Anschein nach nur weibliche und männliche Wesen, nur Frauen und Männer gibt. Begegnen wir einem Menschen, ordnen wir ihn in eines der beiden Kästchen ein, im Allgemeinen (sic!) ohne zu überlegen. Gelingt uns das nicht automatisch, sind wir verwirrt. Denn das Grundgesetz der Geschlechtlichkeit heißt in unserer Kultur nun einmal: entweder weiblich oder männlich, entweder Frau oder Mann. Gewaltig ist deshalb der allgemeine Druck, ebenso sichtbar wie unsichtbar, sich selbst einem der beiden Geschlechter zuzuordnen. Und wehe denen, die das nicht können“ (Sigusch 1995, S. 7f.) - oder wollen.
Was für transsexuelle Menschen gilt, gilt in diesem Fall für intersexuelle Menschen umso verstärkter. Intersexuellen Menschen, Menschen die sich nicht eindeutig dem einen oder anderen Geschlecht zuordnen lassen, wird mit Unverständnis, Vorurteilen und Diskriminierung begegnet. Beinahe verzweifelt versucht man sie in eine der beiden vorgegebenen Kategorien "männlich" oder "weiblich" zu pressen.
Im Zuge dieser Hausarbeit versuche ich auf jenen und andere Missstände aufmerksam zu machen und die Lebenswelt intersexueller Menschen darzustellen, sowie darüber hinaus zu verdeutlichen, dass auch das biologische "sex" des Menschen einer gewissen Konstruktion unterliegt - wie das binäre Geschlechtssystem im Allgemeinen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Vorbemerkungen
- 2.1 Definition: Intersexualität
- 2.2 Medizinische Rahmenbedingungen
- 2.3 Rechtliche Rahmenbedingungen
- 3 Bedeutung für die Gender Studies
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Intersexualität für die Dekonstruktion des binären Geschlechtersystems. Sie beleuchtet die Lebenswelt intersexueller Menschen und analysiert, wie die gesellschaftliche Wahrnehmung von Intersexualität die Binarität von Geschlecht in Frage stellt.
- Definition und medizinische Aspekte von Intersexualität
- Soziale und rechtliche Herausforderungen für intersexuelle Menschen
- Die Rolle von Intersexualität in der Kritik des binären Geschlechtsmodells
- Die Bedeutung von Intersexualität für die Gender Studies
- Kritik an der medizinischen Konstruktion und Einordnung von Intersexualität
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung
Die Einleitung präsentiert den aktuellen Stand der Debatte um Intersexualität anhand des Beispiels Lady Gaga. Sie zeigt die tiefgreifende Verankerung des binären Geschlechtsmodells in der Gesellschaft auf und beleuchtet die Diskriminierung, der intersexuelle Menschen begegnen.
2 Vorbemerkungen
2.1 Definition: Intersexualität
Dieser Abschnitt definiert den Begriff Intersexualität und erläutert die verschiedenen medizinischen Kategorien, die verwendet werden, um intersexuelle Menschen zu klassifizieren. Dabei wird die historische Verwendung des Begriffs „Zwittrigkeit“ und die wissenschaftliche Ablehnung dieses Begriffs betont.
2.2 Medizinische Rahmenbedingungen
Hier werden die verschiedenen medizinischen Aspekte von Intersexualität behandelt, inklusive der häufigsten Diagnosegruppen wie dem Adrenogenitalen Syndrom (AGS). Die komplexen und oft widersprüchlichen medizinischen Klassifizierungen von Intersexualität werden diskutiert.
2.3 Rechtliche Rahmenbedingungen
Dieser Abschnitt befasst sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für intersexuelle Menschen.
3 Bedeutung für die Gender Studies
Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung von Intersexualität für die Gender Studies.
Schlüsselwörter
Intersexualität, Gender Studies, binäres Geschlechtsmodell, medizinische Konstruktion, soziale Diskriminierung, Körperlichkeit, Geschlechtsnachweis, Zwittrigkeit, Hermaphroditismus, Adrenogenitale Syndrom (AGS).
- Arbeit zitieren
- Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin, B.A. Angela Wolter (Autor:in), 2010, Körper als Geschlechtsnachweis?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155497