Die Terroranschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington haben immer wieder eine Frage aufgeworfen: Warum? Auf der Suche nach den Hintergründen der Selbstmordattentate von Mohammed Atta und seinen Komplizen stoßen wir selbst nach fast zwei Jahren auf Ungereimtheiten bei den Erklärungs-ansätzen.1 Es gibt keine klaren Beweise für eine Beteiligung der 19 mutmaßlichen Terroristen, zahlreiche Indizien deuten aber darauf hin. Die Beschäftigung mit den möglichen Ursachen, wie Atta und Co. zu solch einer grausamen Tat überhaupt befähigt sein konnten, findet in den aktuellen Debatten nur selten Beachtung, obwohl der Terrorismus-Begriff wie kaum ein anderer tief in unser Bewusstsein vorgedrungen ist.2 Die großformatigen Portraits Attas, in den Boulevardblättern Express und Bild unmittelbar nach den Anschlägen als „kalte Fratze des Terrorismus“3 und „Terror-Bestie“4 betitelt, haben dem Grauen zwar ein Gesicht gegeben, aber sie beschränken sich auf eine personalisierte Erklärung und lassen die Motivation des Attentäters unbeleuchtet. Der Historiker Arnulf Baring wurde in der Berliner Morgenpost zitiert, die Anschläge seien die „Rückkehr des absolut Bösen“ und „ökonomisch“5 nicht zu erklären. Die auch heute noch weit verbreitete Meinung, es handele sich um Geisteskranke oder Irre, verkennt die Komplexität des Problems. Denn so lange wir die Frage nach dem „Warum“ nicht klären wollen oder können, bleibt uns eine effektive Beseitigung des Phänomens Terrorismus verwehrt. Amerikas Kriege gegen Afghanistan und Irak, ob mit oder ohne einer Allianz der Willigen, als Folge des 11. September führen in eine Sackgasse, weil die rationalen Ursachen des Terrorismus ausgeklammert werden. Die Einteilung der Welt in Gut und Böse nach dem fragwürdigen Schema von US-Präsident George W. Bush verführt dazu, die „anderen schlichtweg einer motivlosen Bösartigkeit“6 zu bezichtigen. Dass diese eingeengte Sicht der Dinge nicht zu halten ist, hat eine Gruppe wissenschaftlicher Autoren in interdisziplinären Aufsätzen, für diese Arbeit wichtigste Grundlage, gezeigt...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Was ist Terrorismus?
- 2.1 Ursprünge und Wurzeln
- 2.2 Probleme einer allgemein gültigen Definition
- 3. Die Anschläge vom 11. September 2001
- 3.1 Terrorismus einer neuen Dimension
- 3.2 Struktur und Ideologie des transnationalen Terrorismus
- 4. Ursachen für Selbst- und Massenmord
- 4.1 Ungleichgewichte in Weltwirtschaft und -politik
- 4.2 Kontraktive Binnenstruktur in arabisch-islamischer Welt
- 4.3 Islamische Opposition gegen autoritäre Regime
- 4.4 Sonderrolle der USA im Nahen und Mittleren Osten
- 4.5 Märtyrer-Kult als Folge übersteigerter Re-Islamisierung
- 4.6 Psychosoziale Erfahrungen und „Mind-Set“
- 5. Zusammenfassung und Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Ursachen der Selbstmordattentate vom 11. September 2001 und versucht, die Motivationen der Terroristen zu verstehen.
- Die Anschläge vom 11. September als Terrorismus einer neuen Dimension
- Die Rolle der USA im Nahen und Mittleren Osten
- Die Bedeutung der religiösen Komponente im atlantisch-islamischen Konflikt
- Die psychosozialen Erfahrungen der Betroffenen
- Die Entstehung des Märtyrer-Kults
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung beleuchtet die Frage nach den Ursachen der Anschläge vom 11. September und kritisiert den einseitigen Fokus auf die Persönlichkeiten der Täter.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel analysiert die Ursprünge und Probleme der Definition des Begriffs "Terrorismus".
- Kapitel 3: Hier wird der transnationale Terrorismus im Kontext der Anschläge vom 11. September näher beleuchtet, inklusive dessen Struktur und Ideologie.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel untersucht die Ursachen für Selbst- und Massenmord, wobei es die Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft und -politik, die innenpolitischen Probleme in arabisch-islamischen Staaten, die Opposition gegen autoritäre Regime und die Rolle der USA im Nahen und Mittleren Osten beleuchtet.
Schlüsselwörter
Terrorismus, Selbstmordattentate, 11. September 2001, USA, Islam, Arabische Welt, Märtyrer-Kult, transnationale Terrorismus, Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft und -politik, autoritäre Regime.
- Citar trabajo
- Dipl.-Journ. Michael Schulte (Autor), 2003, Die Macht der Ohnmächtigen. Warum Terroristen bei Anschlägen ihr Leben opfern. Ein Erklärungsversuch am Beispiel der Attentate vom 11. September 2001., Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15565