Durch die Rentenreform von 1957 wurde in Deutschland das umlagefinanzierte Rentensystem eingeführt. Der Grundgedanke dieses Systems besteht darin, dass die erwerbsfähige Bevölkerung für die Rentenansprüche des nicht mehr berufstätigen Bevölkerungsanteils aufkommt. Die Funktion bzw. Ausgestaltung dieses Rentensystems wird somit unmittelbar durch die Bevölkerungsstruktur determiniert. Nicht nur die von Konrad Adenauer im Zuge dieser Reform getroffene Aussage: „Kinder haben die Leute immer“, verdeutlicht, dass an einer für das System erforderlichen Mindestgeburtenrate keinerlei Zweifel gehegt wurden. Aus heutiger Sicht kann diese Einschätzung aufgrund der sich abzeichnenden demographischen Entwicklung nicht mehr aufrechterhalten werden, so dass die Funktionsfähigkeit des umlagefinanzierten Rentensystems zwangsläufig in Frage gestellt werden muss. In der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts wird sich in nahezu allen industrialisierten Staaten der Welt ein nie da gewesener demographischer Wandel vollziehen. Diese Entwicklung wird insbesondere auch in Deutschland zu beobachten sein. „Deutschland vergreist wegen seiner Kinderarmut schneller und nachhaltiger als fast alle anderen Länder.“ Die gleichbleibend niedrigen Geburtenraten werden in Verbindung mit der steigenden Lebenserwartung zu einer erheblichen Verschiebung der Altersstruktur führen. Im Kontext dieser Arbeit wird der Fokus ausschließlich auf das Deutsche Rentensystem gelegt. Die Verschiebung der Altersstruktur wird für dieses mit einer erheblichen Belastung einhergehen. Durch den demographischen Wandel werden in Zukunft immer weniger Beitragszahler für mehr Leistungsempfänger aufkommen müssen. Neben dem Untersuchungsgegenstand der konkreten Folgen der sich wandelnden Bevölkerungs-struktur ergibt sich die Frage, inwiefern Anpassungsmechanismen innerhalb des Systems den Entwicklungen entgegenwirken könnten und welche zusätzlichen Sicherungsinstrumente in den Vordergrund gerückt werden sollten.
Ziel dieser Arbeit ist es demnach, die Auswirkungen des demographischen Wandels auf das umlagefinanzierte Rentensystem zu analysieren. Dabei werden nicht nur die hauptsächlich in der öffentlichen Diskussion stehenden Finanzierungsprobleme betrachtet, sondern es werden zusätzliche Probleme aufgezeigt, deren Bedeutung nicht so offenkundig ist. Im Anschluss daran werden basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen Ansätze zur Reformierung des Rentensystems hergeleitet und diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1.1 Themenabgrenzung und Zielsetzung
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- Demographischer Wandel
- 2.1 Definition
- 2.2 Entwicklung der Weltbevölkerung
- 2.3 Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland
- 2.3.1 Alterung von unten
- 2.3.2 Alterung von oben
- 2.3.3 Migration
- 2.4 Prognosen der Bevölkerungsentwicklung für Deutschland
- Systeme der Alterssicherung
- 3.1 Grundlegende Verfahren
- 3.2 Historie der Rentenversicherung in der BRD
- 3.3 Das Umlageverfahren
- 3.3.1 Der Generationenvertrag
- 3.3.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen der GRV
- 3.3.3 Berechnung des Rentenbeitrags
- 3.3.4 Berechnung der gesetzlichen Rente
- 3.4 Reformen bezüglich des demographischen Wandels
- 3.4.1 Die Riester Rente
- 3.4.2 Das Altersgrenzenanpassungsgesetz
- 3.4.3 Der Nachhaltigkeitsfaktor
- Auswirkungen des demographischen Wandels auf das Rentensystem
- 4.1 Auswirkungen auf die Finanzierung
- 4.2 Auswirkungen auf die Rendite im Umlageverfahren
- 4.2.1 Das Grundmodell überlappender Generationen
- 4.2.2 Modellierung des Umlageverfahrens
- 4.2.3 Entwicklung der Rendite im Umlageverfahren
- 4.3 Auswirkungen auf die politische Ökonomie
- 4.3.1 Das Modell von Browning als Grundlage
- 4.3.1.1 Verallgemeinerung des Modells
- 4.3.1.2 Zwischenfazit
- 4.3.1.3 Mathematische Modellierung
- 4.3.2 Auswirkungen der Einkommensheterogenität
- 4.3.2.1 Modelleigenschaften
- 4.3.2.2 Effekte im politischen Gleichgewicht
- 4.3.2.3 Zwischenfazit
- 4.3.3 Steigende Lebenserwartung
- 4.3.3.1 Modelleigenschaften
- 4.3.3.2 Effekte im politischen Gleichgewicht
- 4.3.3.3 Zwischenfazit
- Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Finanzierung des Rentensystems
- Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Rendite im Umlageverfahren
- Die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die politische Ökonomie
- Die zukünftigen Herausforderungen für das Rentensystem im Kontext des demographischen Wandels
- Mögliche Reformen des Rentensystems im Hinblick auf den demographischen Wandel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit „Auswirkungen des demographischen Wandels auf das umlagefinanzierte Rentensystem“ untersucht die Auswirkungen des demographischen Wandels auf das deutsche Rentensystem. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen des Wandels auf die Finanzierung des Rentensystems, die Rendite im Umlageverfahren und die politische Ökonomie.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des demographischen Wandels und seiner Auswirkungen auf das Rentensystem ein. Sie erläutert die Themenabgrenzung, die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit.
Kapitel 2 befasst sich mit dem demographischen Wandel und seiner Entwicklung. Es definiert den Begriff des demographischen Wandels, analysiert die Entwicklung der Weltbevölkerung und die Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland, insbesondere die Alterung von unten und oben sowie die Migration. Abschließend werden Prognosen der Bevölkerungsentwicklung für Deutschland vorgestellt.
Kapitel 3 beleuchtet die Systeme der Alterssicherung. Es werden grundlegende Verfahren der Alterssicherung vorgestellt, die Historie der Rentenversicherung in der BRD erläutert und das Umlageverfahren im Detail betrachtet. Zudem werden Reformen bezüglich des demographischen Wandels, wie die Riester Rente, das Altersgrenzenanpassungsgesetz und der Nachhaltigkeitsfaktor, vorgestellt.
Kapitel 4 untersucht die Auswirkungen des demographischen Wandels auf das Rentensystem. Es analysiert die Auswirkungen auf die Finanzierung, die Rendite im Umlageverfahren und die politische Ökonomie. Im Bereich der Rendite werden das Grundmodell überlappender Generationen und die Modellierung des Umlageverfahrens erläutert, sowie die Entwicklung der Rendite im Umlageverfahren analysiert. Die Auswirkungen auf die politische Ökonomie werden anhand des Modells von Browning untersucht.
Schlüsselwörter
Demographischer Wandel, Rentensystem, Umlageverfahren, Generationenvertrag, Finanzierung, Rendite, politische Ökonomie, Reformen, Altersgrenzenanpassungsgesetz, Nachhaltigkeitsfaktor, Riester Rente, Lebenserwartung, Bevölkerungsprognosen, Alterungsprozess, Migration.
- Arbeit zitieren
- Matthias Klein (Autor:in), 2010, Auswirkungen des demographischen Wandels auf das umlagefinanzierte Rentensystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158061