Hintergrund: Mentales Training ist vor allem aus dem Bereich der Sportpsychologie bekannt. Dies betrifft die Vorstellung komplexer Bewegungsabläufe sowie die Vorstellung von einzelnen Muskelkontraktionen. Ziel des mentalen Muskeltrainings ist eine Kraftsteigerung von Muskeln und Muskelgruppen bzw. eine Krafterhaltung solcher in bestimmten Situationen (z.B. Immobilisation einer Extremität).
Ziel: Diese Arbeit behandelt das Thema „Mentales Muskeltraining“ und beschäftigt sich mit der Frage, wie sich die Wirkungsweise dieser Methode wissenschaftlich erklären lässt und in welche Bereiche diese mentale Technik in der physiotherapeutischen Praxis eingesetzt werden kann.
Ergebnisse: Es gibt verschiedene Erklärungsmodelle, welche die kraftsteigernde bzw. krafterhaltende Wirkung von mentalem Muskeltraining möglicherweise erklären. Durch Untersuchungen mit verschiedenen bildgebenden Verfahren konnte bereits festgestellt werden, dass während der Imagination von Muskelkontraktionen ähnliche Aktivitäten im Zentralnervensystem (z.B. Motorkortex) stattfinden, wie bei einer tatsächlich ausgeführten Bewegung. Diese imaginäre Trainingsform kann auf verschiedene Arten bzw. aus unterschiedlichen Perspektiven (z.B. Erste-Person-Perspektive und Dritte-Person-Perspektive) erfolgen. Die Wahl einer bestimmten Perspektive kann zusammen mit anderen Einflussfaktoren (Alter, Intensität der Vorstellung, etc.) den Trainingserfolg beeinflussen. In dieser Arbeit werden zusätzlich verschiedene Studien beschrieben, welche eine kraftsteigernde Wirkung von mentalem Muskeltraining bei verschiedenen Muskeln bzw. Muskelgruppen bestätigen. Die Ergebnisse sprechen auch für den Einsatz von mentalem Muskeltraining als mögliche Ergänzung für ein klassisches Krafttrainingsprogramm vor allem zu Beginn des Trainings. Geht man bei traumatisch-orthopädischen PatientInnen davon aus, dass das neuromuskuläre System intakt ist, kann die Technik hier ebenfalls eingesetzt werden, wenn beispielsweise physisches Training nicht möglich ist. Mentales Training in der neurologischen Rehabilitation bezieht sich in der verschiedenen Literatur hauptsächlich auf die Vorstellung von komplexen Bewegungsabläufen, mit dem Ziel, Alltagsbewegungen zu optimieren.
Mentales Muskeltraining stellt somit eine kostengünstige und effektive Zusatzintervention dar und kann in die physiotherapeutische Praxis integriert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Physiologie Motorik
- Das Motorische System
- Die Entstehung einer Bewegung
- Der motorische Kortex
- Der primär-motorische Kortex
- Der sekundär-motorische Kortex
- Die Aktivität des Motorkortex im Elektroenzephalogramm
- Kleinhirn und Basalganglien
- Spiegelneurone
- Neuronale Plastizität und motorisches Lernen
- Anfänge des mentales Trainings
- Hypothesen zu den Wirkungsmechanismen
- Psychoneuromuskuläre Theorie („Bottom-Up-Mechanism“)
- Zentrale Theorie (,,Top-Down-Mechanism“)
- Weitere Hypothesen
- Kognitive Hypothese
- Programmierungshypothese
- Neurophysiologische Ansätze des mentalen Muskeltrainings
- Neuronale Einflüsse auf die Muskelkraft
- Bewegungsvorstellungstraining („Motor Imagery Training“)
- Definitionen
- Arten des Vorstellungstrainings
- Das mental-sprachliche Training
- Mentales Training aus der Beobachterperspektive
- Mentales Training aus der Innenperspektive
- Wahl der Vorstellungsart
- Voraussetzungen und Einflussfaktoren
- Erfassung der Vorstellungsfähigkeit
- Studien über die Effekte von mentalem Muskeltraining
- Studie von Ranganathan, Siemionow, Liu, Sahgal und Yue (2004)
- Studie von Reiser (2005)
- Studie von Reiser, Büsch und Munzert (2007)
- Studie von Shackell und Standing (2007)
- Studie von Sidaway und Trzaska (2005)
- Studie von Zijdewind, Toering, Bessem, Van der Laan und Diercks (2003)
- Mentales Muskeltraining in der Praxis
- IMC-Training
- Instruktion
- Trainingsplanung
- Anwendungsbereiche
- Mentales Muskeltraining in der Orthopädie und Traumatologie
- Mentales Muskeltraining in der neurologischen Rehabilitation
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema "Mentales Muskeltraining" und untersucht dessen wissenschaftliche Grundlagen sowie dessen Einsatzmöglichkeiten in der physiotherapeutischen Praxis. Im Fokus steht die Frage, wie sich die kraftsteigernde Wirkung dieser Methode erklären lässt und welche Anwendungsgebiete sich für mentales Muskeltraining in der Physiotherapie ergeben.
- Neurophysiologische Grundlagen des mentalen Muskeltrainings
- Verschiedene Erklärungsmodelle für die kraftsteigernde Wirkung
- Anwendungsmöglichkeiten in der Orthopädie und Traumatologie
- Einsatz von mentalem Muskeltraining in der neurologischen Rehabilitation
- Studien zur Effektivität von mentalem Muskeltraining
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Physiologie der Motorik, die die Grundlagen für das Verständnis des mentalen Muskeltrainings legt. Anschließend werden verschiedene Erklärungsmodelle für die kraftsteigernde Wirkung dieser Methode vorgestellt. Im Folgenden werden verschiedene Studien beschrieben, die die Effektivität von mentalem Muskeltraining bei verschiedenen Muskelgruppen belegen. Der Einsatz von mentalem Muskeltraining in der Praxis wird anhand von Beispielen aus der Orthopädie und Traumatologie sowie der neurologischen Rehabilitation dargestellt. Die Arbeit endet mit einer Diskussion der Ergebnisse und ihrer Relevanz für die physiotherapeutische Praxis.
Schlüsselwörter
Physiotherapie, mentales Muskeltraining, Kraftsteigerung, Anwendungsbereiche, neurologische Rehabilitation, Orthopädie, Traumatologie, motorisches Lernen, neuronale Plastizität, Bewegungsvorstellungstraining, Motor Imagery Training.
- Citar trabajo
- Günter Bauernhofer (Autor), 2010, Mentales Muskeltraining - Evidenz und Anwendungsbereiche dieser Methode in der Physiotherapie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158191