Die Hausarbeit untersucht die poetische und inhaltliche Neuausrichtung des Minnesangs bei Walther von der Vogelweide. Im Fokus steht dabei Walthers Kritik an der hochhöfischen Minnekonzeption, wie sie exemplarisch bei Reinmar dem Alten vertreten wird. Während die traditionelle Minne von einseitiger Verehrung und Unerreichbarkeit der Dame geprägt ist, entwickelt Walther alternative Minnekonzepte, die auf Gegenseitigkeit, Selbstbestimmung und sinnlicher Erfüllung beruhen. Anhand der Lieder „Saget mir ieman, waz ist minne?“, „Ein man verbiutet ein spil âne pfliht“ und „Under der linden“ wird Walthers literarische Entwicklung von der kritischen Reflexion über die satirische Dekonstruktion hin zu einer positiven Neubestimmung der Liebe als partnerschaftliche „ebene Minne“ nachvollzogen. Die Arbeit zeigt, wie Walther mit diesen innovativen Ansätzen nicht nur die höfische Dichtung erneuert, sondern auch einen frühen Impuls zur Emanzipation der weiblichen Stimme in der Lyrik setzt.
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- Anonym (Author), 2025, Von der Klage zum ‚Tandaradei‘. Die Entwicklung von Walther von der Vogelweides Minnekritik als poetische Neuausrichtung höfischer Liebe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1588023