Einleitung
Arbeitslosenstatistiken sind, solange es sie gibt, ein Politikum. Gerne werden sie von der Opposition instrumentalisiert, geben sie doch Aufschluss über die Leistungsfähigkeit einer amtierenden Regierung.
Im April diesen Jahres verlangte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-CSU, Ronald Pofalla MdB, einen „Kassensturz am Arbeitsmarkt“, da viele Arbeitslose nicht in der Statistik geführt würden und so keine seriöse Bestandsaufnahme als Grundlage für nötige Reformen vorhanden sei. Phrasen wie „in den letzten vier Jahren sind 1,5 Millionen Arbeitsplätze vernichtet worden“ oder „verantwortungslose Schönfärberei“ fügten sich glänzend in parteipolitische Grabenkämpfe.
Bereits im Februar wurde der rot-grünen Regierung von der wirtschaftspolitischen Sprecherin der Union, Dagmar G. Wöhrl MdB, Verschleierungstaktik vorgeworfen. Man müsse die Zahlen um gut eine halbe Million nach oben korrigieren, „Ich-AGs“, „1-Euro-Jobs“ und „Jumper“ würden darin fehlen. So auch der O-Ton nach Ankündigung der Neuwahlen, verbunden mit dem Versprechen bei einem Wahlsieg dies zu ändern und endlich dem Volk gegenüber ehrlich zu sein.
Kritik hagelte es daraufhin Mitte August vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann: Alles Wahlkampfrhetorik. Generell gelte, dass alle bisherigen Bundesregierungen versucht hätten, Arbeitslose in Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik zu verstecken. Besonders massiv habe dies die Regierung unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) praktiziert. Die rot-grüne Bundesregierung habe als erste damit aufgeräumt.
Wer hat nun Recht? Sind die Bevölkerung und Teile der politischen Führung wirklich falsch über die Lage der Nation informiert? Stimmt der Spruch „Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Fragestellung
- Die SGB-Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit
- Definitionen und statistische Erhebung
- Hartz IV
- Ergebnisse Berichtsmonat August
- Folgen ungenügender Definitionen oder Verfahren
- Im Vergleich: Die ILO-Erwerbsstatistik des Statistischen Bundesamtes
- Definitionen und die Erhebung
- Ergebnisse Berichtsmonat August
- Folgen ungenügender Definitionen oder Verfahren
- Überprüfung: Auswirkungen der Arbeitslosenzahlen auf die Einschätzung der Wirtschaftslage?
- Die Unternehmerseite: Ifo-Geschäftsklimaindex & Ifo-Beschäftigungsindikator
- Die Verbraucherseite: GfK-Konsumklimastudie
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Auswirkungen statistischer Erhebungen auf die Leistungsfähigkeit von Arbeitsmarktpolitik und die Einschätzung der Wirtschaftslage in Deutschland. Sie analysiert die Methode der SGB-Arbeitsmarktstatistik und vergleicht sie mit der ILO-Erwerbsstatistik des Statistischen Bundesamtes. Darüber hinaus untersucht die Arbeit die Auswirkungen von Arbeitslosenzahlen auf die Einschätzung der Wirtschaftslage, indem sie die Unternehmerseite (Ifo-Geschäftsklimaindex & Ifo-Beschäftigungsindikator) und die Verbraucherseite (GfK-Konsumklimastudie) betrachtet.
- Methodenvergleich von SGB-Arbeitsmarktstatistik und ILO-Erwerbsstatistik
- Bewertung der Leistungsfähigkeit von Arbeitsmarktpolitik anhand statistischer Daten
- Einfluss von Arbeitslosenzahlen auf die Einschätzung der Wirtschaftslage
- Analyse der GfK-Konsumklimastudie und des Ifo-Geschäftsklimaindex
- Zusammenhang von Arbeitsmarktstatistiken und psychologischer Stimmung in der Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Methode der SGB-Arbeitsmarktstatistik und die darin enthaltenen Definitionen und statistischen Erhebungen, inklusive der Auswirkungen von Hartz IV auf die Erhebungsdaten. Anschließend wird die ILO-Erwerbsstatistik des Statistischen Bundesamtes vorgestellt und mit der SGB-Arbeitsmarktstatistik verglichen. Dabei werden die Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden und die Folgen ungenügender Definitionen oder Verfahren analysiert.
Im zweiten Kapitel untersucht die Arbeit, ob Arbeitslosenzahlen die Einschätzung der Wirtschaftslage beeinflussen. Hierbei werden zunächst der Ifo-Geschäftsklimaindex und der Ifo-Beschäftigungsindikator analysiert, um zu verstehen, wie Unternehmer die Wirtschaftslage anhand von Arbeitsmarktdaten einschätzen. Anschließend wird die GfK-Konsumklimastudie betrachtet, um die Verbindung von Arbeitsmarktdaten mit der Wirtschaftseinschätzung der Verbraucher zu untersuchen.
Schlüsselwörter
Arbeitsmarktstatistik, SGB-Arbeitsmarktstatistik, ILO-Erwerbsstatistik, Hartz IV, Ifo-Geschäftsklimaindex, Ifo-Beschäftigungsindikator, GfK-Konsumklimastudie, Wirtschaftslage, Arbeitslosigkeit, Leistungsfähigkeit von Arbeitsmarktpolitik, psychologische Stimmung, Konjunkturentwicklung, Datenqualität, statistische Methoden, Methodologie.
- Citation du texte
- Benjamin Scholz (Auteur), 2005, Auswirkungen statistischer Erhebungen auf die Leistungsfähigkeit von Arbeitsmarktpolitik & die Einschätzung der Wirtschaftslage, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158840