John Updike (1932-2009) verstand sein gesamtes schriftstellerisches Werk als „moral debates with the reader“ . Dieser Selbstreferenz des Autors folgend, wird in der vorlie-genden Arbeit der 1992 ins Deutsche übersetzte Roman „Rabbit in Ruhe“ aus der soge-nannten „Rabbit-Pentalogie“ in Bezug auf die Darstellung der Hauptfigur im Konflikt zwischen Individualität und Kollektivität untersucht. Gleichwohl tief im US-amerikanischen Kontext am Ende des Kalten Krieges verortet, steht der Roman doch auch paradigmatisch für das breiter gefasste Konzept „westliche Industrienation“.
Der Aufbau folgt der Idee einer Literaturethik, wie sie von Berendes vertreten wird. Sein Augenmerk liegt auf dem wirkungsästhetischen Anteil narrativer Texte, wonach, bezogen auf vorliegenden Text, erzählte Lebensgeschichte zur „Auseinandersetzung mit Modellen menschlichen Lebens“ anrege. Nach einer einführenden Funktionsbestim-mung des Protagonisten Harry „Rabbit“ Angstrom wird, in Weiterführung des obiger Annahme inhärenten Prinzips, wonach literarische Figuren anhand außerfiktionaler ethischer Kategorien sozusagen eine theoretische Persönlichkeit zu Grunde gelegt wer-den kann, der Roman sowohl erzähltheoretisch als auch hinsichtlich der Wertehaltung untersucht. In Anerkennung von Geschichtlichkeit als Grunddimension menschlichen Seins erfolgt in einem weiteren Kapitel die Bestimmung der individuellen Weltsicht aus seiner kulturell-historischen Zeitlichkeit heraus. Dadurch kann aufgezeigt werden, wo sich Individualität und kulturelle Mentalität bedingen und wo sie sich behindern. Im abschließenden Ausblick wird dann der Bogen zur Gegenwart gespannt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Harry,,Rabbit\" Angstrom
- I. 1. Lesarten
- I. 2. Die theoretische Persönlichkeit im Wertekonflikt
- II. Das wahrnehmende Wesen in seiner Zeit
- II. 1. Zeitlichkeit / Geschichtlichkeit
- II. 2. Weltsicht als gedankliche Adaption der Zeitumstände
- III. Multiperspektivität als Entwicklungsmöglichkeit
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht den Roman „Rabbit in Ruhe“ von John Updike unter dem Aspekt der Darstellung der Hauptfigur im Konflikt zwischen Individualität und Kollektivität. Die Analyse basiert auf dem Ansatz einer Literaturethik, die die erzählte Lebensgeschichte als „Auseinandersetzung mit Modellen menschlichen Lebens“ betrachtet.
- Die Figur des Harry „Rabbit“ Angstrom als Prototyp des „Durchschnittsamerikaners“
- Die Intertextualität des Romans und die Suche nach individueller Freiheit in der nordamerikanischen Literatur
- Die kulturell-historische Zeitlichkeit und ihre Auswirkungen auf die individuelle Weltsicht
- Die Bedeutung von Gleichheit und deren Ambivalenz in der Darstellung
- Die Wertekonflikte im Kontext der US-amerikanischen Gesellschaft am Ende des Kalten Krieges
Zusammenfassung der Kapitel
I. Harry „Rabbit“ Angstrom
Dieses Kapitel analysiert die Figur des Harry „Rabbit“ Angstrom anhand der Darstellung seiner letzten Tage. Der Roman beginnt mit Rabbits Tod, wodurch der Leser gezwungen ist, die Geschichte rückwärts zu betrachten. Rabbit wird als Prototyp des „Durchschnittsamerikaners“ vorgestellt, dessen Leben untrennbar mit seiner Heimatstadt und der amerikanischen Zeitgeschichte verbunden ist. Die Analyse beleuchtet Rabbits Selbstwahrnehmung als „Ziegelstein“ und die damit verbundene Ambivalenz zwischen dem Gefühl der Zugehörigkeit und dem Wunsch nach individueller Freiheit.
II. Das wahrnehmende Wesen in seiner Zeit
Dieses Kapitel untersucht Rabbits Weltsicht im Kontext seiner Zeitlichkeit und Geschichtlichkeit. Die Analyse beleuchtet, wie Rabbits Wahrnehmung geprägt ist von der kulturell-historischen Situation, insbesondere dem Ende des Kalten Krieges. Dabei werden die Beziehung zwischen Individualität und kultureller Mentalität sowie die Auswirkungen der amerikanischen Gesellschaft auf die Gestaltung von Rabbits Identität erörtert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Individualität, Kollektivität, „Rabbit in Ruhe“, John Updike, Nordamerikanische Literatur, Zeitlichkeit, Geschichtlichkeit, „Durchschnittsamerikaner“, Gleichheit, Wertekonflikt, US-amerikanische Gesellschaft, Kalter Krieg.
- Quote paper
- Birgitt Reiß (Author), 2009, Im Spannungsfeld zwischen Individualität und Kollektivität - "Rabbit in Ruhe" von John Updike, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160443