1. Einleitung
In Anbetracht der gegenwärtigen, wie auch zukünftigen Entwicklung sozialer Begebenheiten, ist es mehr denn je von Nöten, soziale Gesellschaftsstrukturen genau zu verfolgen, zu analysieren und Lösungsansätze zu entwerfen, mit denen den die Gesellschaft ins Verderben treibenden Tendenzen entgegen gewirkt werden kann. Heutzutage werden immer häufiger von vielen Teilen der Gesellschaft Äußerungen laut, nach denen die „Schere zwischen Arm und Reich“ mehr und mehr auseinander klafft. Die Ausprägung, mit der sich bestimmte sozio-kulturelle Ansichten in den Köpfen der Menschen verwurzelt und somit gefestigt haben, scheinen eine irreversible Ausrichtung aufzuweisen.
Ein immer wieder und häufig angeführtes Problem scheint auf politischer wie kultureller Ebene die Bildungsungleichheit in den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten zu sein. So zum Beispiel klagen sowohl Eltern und als auch deren Kinder aus sozial schwächeren Klassen über die im Bildungssystem herrschende Ungleichbehandlung von „reichen und armen“ Kindern. Nicht selten sind Sozialisationserfahrungen, aktuelle Lebensumstände in Familie, Schule und Freizeit sowie Bildungserfolge oder –misserfolge Grundlagen, auf denen Zukunftsperspektiven von Jugendlichen basieren (vgl. Zusammenfassung 15. Shell Jugendstudie – Jugend 2006, S. 1).
Es soll jedoch erwähnt werden, dass diese Umstände keineswegs ein Problem der Gegenwart sind. In den letzten Jahrhunderten wurde diese Realität durch viele Wissenschaftler erforscht. An Max Weber, Alfred Schütz und Émile Durkheim u.v.a. orientiert, war Pierre-Félix Bourdieu in der Soziologie einer der wohl bedeutendsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Er trug mit seiner Forschung und mit Hilfe seines Werkes „Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft“ im Jahr 1973 gravierend zu einer Fundierung eines neuen soziologischen Erkenntnisgegenstandes im Bereich der Praxeologie bei. Bourdieu übernahm den wichtigen Fachbegriff „Habitus“, welcher schon in den Analysen des Kunsthistorikers Erwin Panofsky zu finden war (vgl. Rehbein, B./ Fröhlich, G. 2009) und prägte unter anderen Begriffe wie „Kapital“ und „Reproduktion“.
Die von ihm gemachten Erfahrungen und durchgeführte Forschung in Algerien auf seine Studien über das Bildungssystem in Frankreich übertragen, bilden in vielerlei Hinsicht den Grundstock seiner Soziologie. Er unternahm den Versuch einer Erklärung, wonach das Bildungswesen Frankreichs an
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pierre Bourdieu
- Begriffsdefinitionen
- Habitus
- Kapital
- Soziale Reproduktion
- Kapital
- Ökonomisches Kapital
- Kulturelles Kapital
- Der inkorporierte Zustand
- Der objektivierte Zustand
- Der institutionalisierte Zustand
- Soziales Kapital
- Eigenschaften des Sozialkapitals
- Kosten des Sozialkapitals
- Transformierbarkeit
- Kritische Betrachtung
- Soziale Reproduktion
- Bildungsungleichheiten
- Allgemeine Ursachen
- Bildungsniveau der Familie
- Einkommen
- Segregation
- Migrationshintergrund
- Veränderte Familienformen
- Folgen
- Allgemeine Ursachen
- Soziale Herkunft und Bildungsungleichheit
- Der Ansatz von Boudon
- Primäre Effekte
- Sekundäre Effekte
- Der Ansatz von Boudon
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema Bildungsungleichheit in Deutschland und untersucht die Bildungschancen im Kontext der Thesen Bourdieus bezüglich des Kapitalbegriffs und der Sozialen Reproduktion. Ziel ist es, die Ursachen und Folgen von Bildungsungleichheit zu analysieren und die Rolle des Kapitals und der Sozialen Reproduktion in diesem Zusammenhang zu beleuchten.
- Die Theorie Pierre Bourdieus und sein Kapitalbegriff
- Soziale Reproduktion als Mechanismus der Bildungsungleichheit
- Faktoren, die Bildungsungleichheit beeinflussen (z.B. Bildungsniveau der Familie, Einkommen, Segregation, Migrationshintergrund)
- Folgen von Bildungsungleichheit für Individuen und die Gesellschaft
- Der Ansatz von Boudon und die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Effekten
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Das Kapitel führt in das Thema Bildungsungleichheit ein und verdeutlicht die Relevanz der Thematik vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.
- Kapitel 2: Pierre Bourdieu: Dieses Kapitel stellt den französischen Soziologen Pierre Bourdieu vor und zeichnet seine Biografie nach. Es erläutert seine wichtigsten Forschungsgebiete und seine Bedeutung für die Soziologie.
- Kapitel 3: Begriffsdefinitionen: In diesem Kapitel werden die zentralen Begriffe von Bourdieu, wie "Habitus", "Kapital" und "Soziale Reproduktion", definiert und erläutert.
- Kapitel 4: Kapital: Dieses Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Formen von Kapital, die Bourdieu unterscheidet: Ökonomisches, Kulturelles und Soziales Kapital. Es werden die einzelnen Kapitalformen näher beleuchtet und ihre Bedeutung im Kontext von Bildungsungleichheit dargestellt.
- Kapitel 5: Soziale Reproduktion: In diesem Kapitel wird die Theorie der Sozialen Reproduktion von Bourdieu behandelt. Es wird erläutert, wie soziale Ungleichheit über Generationen hinweg reproduziert wird, insbesondere im Bildungssystem.
- Kapitel 6: Bildungsungleichheiten: Dieses Kapitel untersucht die Ursachen und Folgen von Bildungsungleichheit in Deutschland. Es werden verschiedene Faktoren analysiert, die zu ungleichen Bildungschancen führen, wie z.B. das Bildungsniveau der Familie, Einkommen, Segregation, Migrationshintergrund und veränderte Familienformen.
- Kapitel 7: Soziale Herkunft und Bildungsungleichheit: Dieses Kapitel behandelt den Ansatz von Boudon, der die primären und sekundären Effekte der sozialen Herkunft auf Bildungschancen unterscheidet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind Bildungsungleichheit, Pierre Bourdieu, Kapital, Soziale Reproduktion, Habitus, Bildungsniveau der Familie, Einkommen, Segregation, Migrationshintergrund, veränderte Familienformen, primäre und sekundäre Effekte der sozialen Herkunft.
- Quote paper
- Tobias Engfer (Author), Christiane Grunewald (Author), Sabrina Baumann (Author), 2010, Bildungsungleichheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161044