Inwiefern gelingt es maschinellen Übersetzungssystemen, literarische Texte adäquat zu übertragen – und sind deren Ergebnisse von menschlichen Übersetzungen unterscheidbar? Die vorliegende Arbeit geht diesen Fragen anhand eines Vergleichs zwischen ChatGPT (GPT-4), DeepL und einer professionellen Übersetzerin nach. Im Rahmen einer Studie wurden anonymisierte Übersetzungen aus dem Roman "The Midnight Bargain" von Chelsea Louise Polk verschiedenen Lesergruppen – Laien, Übersetzungsstudierenden und professionellen Übersetzenden – vorgelegt. Die Teilnehmenden sollten einschätzen, ob die Übersetzungen von einem Menschen oder einer Maschine stammen, und sie zudem hinsichtlich Kreativität, Stilmitteln, kultureller Sensibilität und Fantasy-typischer Merkmale bewerten.
Die Studie kombiniert automatische Qualitätsbewertung mittels TransQuest mit einer humanen Evaluation unter Blindtestbedingungen. Die Ergebnisse zeigen, dass ChatGPT-Übersetzungen in vielen Fällen stilistisch und sprachlich mit menschlichen Übersetzungen mithalten können und häufiger als menschlich wahrgenommen wurden als DeepL-Übersetzungen. Dennoch bleibt die kreative Leistung menschlicher Übersetzender in zentralen Bereichen bislang unerreicht.
Die Studie liefert neue Erkenntnisse zur Leistungsfähigkeit und Rezeption maschineller Übersetzungssysteme im literarischen Kontext und zeigt, dass hybride Modelle – eine Zusammenarbeit von Mensch und Maschine – ein vielversprechender Weg für die Zukunft der Literaturübersetzung sein könnten.
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- Corinna Schuff (Autor), 2025, Mensch vs. Maschine. Ein Qualitätsvergleich maschineller und menschlicher Literaturübersetzung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1618838