Der Autor setzt sich mit den idiologischen Grundlagen des Sklavenaufstands auseinander und würdigt vor allem die Leistungen des "Black Spartacus" (Sudir Hazareesingh 2022) oder "schwarzen Jakobiner" (Cyril Lionel James 1984) Toussaint Louverture. Er zeichnet die Geschichte des Aufstands nach. Das von französischen Aufklärungsideen inspirierte Konsolidierungsprogramm unter Louverture wird dargestellt. Er beschreibt die Verteidigung Insel gegen Napoleon und die Entstehung einer freiheitlichen Verfassung. Er kommt zu dem Schluss: Letztlich ist die Haitianische Revolution, obwohl sie sich gegen Frankreich wendete, die erste, die die Prinzipien der Französischen Revolution übernahm und weiter entwickelte.
Der Erfolg des Sklavenaufstands in Saint Domingue von 1791-1805, der zur Gründung des Staates Haiti führte, ist ein wenig beachtetes aber gleichwohl bedeutendes Ereignis der Weltgeschichte. Achill Mbembe formuliert dies ins seinem Werk "Kritik der schwarzen Vernunft" so: „Entscheidend ... ist das Beispiel Haitis, das sich 1804, nur zwanzig Jahre nach den Vereinigten Staaten, für unabhängig erklärt. Die Unabhängigkeitserklärung Haitis markiert eine Wende in der modernen Geschichte der menschlichen Emanzipation. … Anders als die übrigen Unabhängigkeitsbewegungen ist die haitianische Revolution das Ergebnis eines Sklavenaufstands. Sie führt 1805 zu einer der radikalsten Verfassungen der neuen Welt." Und Slavoy Žižek formulierte 2015: Man kann „die Haitianische Revolution mit Recht als eine Wiederholung der Französischen Revolution bezeichnen. Zum ersten Mal rebelliert ein koloniertes Volk nicht, um zu seinen vorkolonialen ‚Wurzeln‘ zurückzukehren, sondern um der sehr modernen Prinzipien von Freiheit und Gleichheit willen.“
Die eurozentrische Geschichtsschreibung sah die Ereignisse allerdings eher als Fußnote der Weltgeschichte. Selbst in Christopher A. Baylys Standartwerk „Die Geburt der modernen Welt“, das sich als Globalgeschichte versteht, werden die Ereignisse in Saint-Domingue nur erwähnt, weil das Heer Louvertures 100.000 englische Soldaten band und damit die Revolution in Europa schützte.
Wenn aber der Sklavenaufstand ab 1791 von besonderer und sogar weltgeschichtlicher Bedeutung war, so ist zu fragen, welches die Besonderheiten waren. Und wenn die Sklavenaufstände bislang immer zum Scheitern verurteilt waren, warum führte ausgerechnet dieser zum Erfolg?
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- Manfred Köllner (Autor), 2023, Vom Sklavenaufstand zur Unabhängigkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1619300