Der Krieg ist eines der sozialen Phänomene, die vermutlich nur unwesentlich jünger sind als die Menschheit selbst. Insbesondere der Innerstaatliche Krieg, den wir im Alltag meist unter dem Begriff Bürgerkrieges fassen, ist zu jeder Zeit die vorherrschende Form des gewaltsamen Konflikaustrages gewesen, gemessen sowohl an der Anzahl der Konflikte als auch an der Anzahl der Toten. Die Ursachen innerstaatlicher Kriege erscheinen indes so divers wie die an der wissenschaftlichen Kriegsursachenforschung beteiligten Fachdisziplinen.
Die vorliegende Arbeit richtet ihr Augenmerk auf die Bedeutung ethnischer Identität für die gewaltsame Eskalation von innerstaatlichen Konflikten. Sie stellt eine theoriegeleitete Erklärung für den quantitativ festgestellten Zusammenhang zwischen der ethnischen Fragmentierung einer Gesellschaft und der Wahrscheinlichkeit eines gewaltsamen Konfliktaustrages bereit und untersucht, inwiefern und welchermaßen ethnischer Identität eine verursachende Bedeutung für die Art des Konfliktaustrages in diesen Gesellschaften zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- I.1. Der Stand der Kriegsursachenforschung
- I.2. Ethnische Gruppen und gewaltsamer innerstaatlicher Konfliktaustrag: Empirische Ausgangsbeobachtungen
- I.3. Fragestellung und Erkenntnisinteresse
- 1.4. Kausalverständnis
- I.5. Struktur und Aufbau der Arbeit
- II. ETHNISCHE IDENTITÄT UND INNERSTAATLICHER KRIEG: PROBLEMFÄLLE SOZIAL WISSENSCHAFTLICHER BEGRIFFSBILDUNG
- II.1. Konflikt und Konfliktaustrag
- II.2. Was ist ein gewaltsamer innerstaatlicher Konfliktaustrag?
- II.2.1. Der Krieg der Worte um den Krieg der Waffen
- II.2.2. Die Abhängige Variable: Der innerstaatliche Krieg
- II.2.3. Ethnische Konflikte/ Kriege: Eine Klasse für sich ?
- II.3. Identität und ethnische Identität: Ein Krieg um Begriffe
- II.3.1. Identität
- II.3.2. Persönliche und soziale Identitäten
- II.3.3. Ethnien und ethnische Identität
- III. PRIMORDIALISMUS, INSTRUMENTALISMUS, KONSTRUKTIVISMUS: DIE SUCHE NACH EINER THEORIE ZU ETHNISCHER IDENTITÄT UND KRIEG
- III.1. Der Primordialismus
- III.1.1. Problemfelder primoridaler Ansätze
- III.2. Der Instrumentalismus
- III.2.1. Problemfelder instrumenteller Ansätze
- III.3. Der Konstruktivismus
- III.3.1. Problemfelder konstruktivistischer Ansätze
- III.4. Wege zu einer neuen Theorie
- III.4.1. Die Abduktion als Schlussverfahren
- IV. KONZEPTE IM HINBLICK AUF DIE THEORIEBILDUNG
- IV.1. Divisible und Indivisible Conflicts
- IV.2. Das Sicherheitsdilemma
- IV.2.1. Anarchy is what ethnic groups make of it
- IV.3 Security Communities und der kultivierte Konflikt
- IV.4. Das Spiral Game
- IV.5. Societal Securitization
- IV.6. Identities, Narratives und Frames
- IV.6.1. Identities
- IV.6.2. Narratives
- IV.6.3. Frames
- IV.7. Emotionen: Angst
- IV.8. Causal Ambiguity
- IV.8.1. Causal Ambiguity und das Verhältnis von Angst und Sorge
- IV.8.2. Ethnische Identität, Sorge und Angst: Ein komplexes Tipping Game?
- V. DAS THEORETISCHE MODELL
- V.1. Graphische Darstellung
- V.2. Verbale Darstellung
- V.3. Theoriedefizite
- V.3.1. Das Problem der Analyseebenen
- V.3.2. Das Akteur-Struktur Problem
- V.4. Theoretisches Modell und Realität: Processtracing am Einzelfall
- VI. INNERSTAATLICHER KRIEG UND DAS EHEMALIGE JUGOSLAWIEN
- VI.1. Jugoslawien: Eine Security Community?
- VI.2. Serben und Albaner im Kosovo: Ein Spiral Same?
- VI.3. Der Brennpunkt Kosovo: Ursprung eines Sicherheitsdilemmas
- VI.3.1. Der Kosovo Boomerang: Ein interethnischer Machtkonflikt
- VI.4. Serbische Eliten, politische Mythen und die Saat der Sorge
- VI.5. Kroatische Handlungen und die Ernte der Angst
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung ethnischer Identität für innerstaatliche Kriege. Sie versucht, die Zusammenhänge zwischen ethnischer Identität und Gewaltkonflikten im Kontext des Innerstaatlichen Krieges theoretisch zu erschließen.
- Bedeutung ethnischer Identität im Kontext von Innerstaatlichen Kriegen
- Analyse der Beziehung zwischen Identität und Gewaltkonflikten
- Entwicklung eines theoretischen Modells zur Erklärung des Zusammenhangs
- Anwendung des Modells auf den Fall des ehemaligen Jugoslawiens
- Untersuchung der Rolle von Angst und Sorge in interethnischen Konflikten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich dem aktuellen Stand der Kriegsursachenforschung und stellt die Fragestellung der Arbeit vor. Es werden empirische Beobachtungen zum Zusammenhang zwischen ethnischen Gruppen und gewaltsamen innerstaatlichen Konflikten präsentiert. Das zweite Kapitel behandelt die Problemfelder der sozialwissenschaftlichen Begriffsbildung von Konflikt und Konfliktaustrag sowie von Identität und ethnischer Identität. Im dritten Kapitel werden drei verschiedene Theorien zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen ethnischer Identität und Krieg vorgestellt: Primordialismus, Instrumentalismus und Konstruktivismus. Das vierte Kapitel befasst sich mit relevanten Konzepten für die Theoriebildung, wie z.B. dem Sicherheitsdilemma, dem Spiral Game, und Societal Securitization. Das fünfte Kapitel präsentiert das theoretische Modell der Arbeit. Im sechsten Kapitel wird das Modell am Beispiel des ehemaligen Jugoslawiens, insbesondere am Fall des Kosovo, angewendet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen ethnische Identität, innerstaatlicher Krieg, Konflikt, Gewalt, Theoriebildung, Konstruktivismus, Sicherheitsdilemma, Spiral Game, Societal Securitization, Angst, Sorge, Jugoslawien, Kosovo.
- Quote paper
- Christian Binnig (Author), 2004, Die Bedeutung ethnischer Identität für den innerstaatlichen Krieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162321