Auszug aus der Einleitung:
Eine lange Zeit fehlten Forschungsergebnisse, die darüber Auskunft geben, in welchem Umfang Fallstudien im Wirtschaftsunterricht eingesetzt werden. PÄTZOLD, KLUSMEYER, WINGELS und LANG erforschten 2003 die „Erfassung und Analyse vorherrschender Lehrmethoden und Unterrichtsstile im berufbezogenen Unterricht in ausgewählten
Berufsfeldern der dualen Ausbildung“. Dabei stellte sich heraus, dass handlungsorientierte Lehr-Lern-Arrangements, wie die Fallstudie, im Vergleich zum Frontalunterricht eher eine ergänzende Funktion in dem berufsbezogenen kaufmännischen Unterricht einnehmen.
Der Frontalunterricht dominiert deutlich. Zudem wird diese Erkenntnis durch die hohe Dominanz des Klassenunterrichts, als die am häufigsten eingesetzte Sozialform und der Tafel, als das am häufigsten eingesetzte Unterrichtsmedium, gestützt (PÄTZOLD et al.
2003, S. 147). Allerdings gelingt es den Lehrenden bei dieser Art des Unterrichts häufig nicht die komplexen und vielgestaltigen Problemzusammenhänge der Wirtschaftspraxis über die Präsentation deskriptiven Wissens zu vermitteln. Insbesondere die Fallstudie stellt eine geeignete Möglichkeit dar, den unzureichenden Praxisbezug der ökonomischen Bildung zu überwinden (WEITZ 2000, S. 3). Sie ist in besonderer Weise geeignet die komplexe Realität am Fall zu analysieren und erweist sich als außerordentlich bildungswirksam,
da sie Lernen mit dem Leben selbst verknüpft und unterrichtlich das aufarbeitet, was unmittelbar gesehen, gehört und erlebt wird (KAISER 2006, S. 247)...
Ziel und Leitfragen:
Ziel dieser Arbeit ist es, die vorherrschenden Probleme der Fallstudie auf dem Weg zu einer stärkeren Verbreitung im kaufmännischen Unterricht zu analysieren. Im Rahmen dieser Arbeit werden die Problembereiche der Fallstudie unter folgenden Leitfragen untersucht:
- Wie ist das Fallstudienwissen der Lehrenden einzuordnen und welche Rolle nimmt dabei die universitäre Lehrerausbildung ein?
- Sind fehlende Materialien und Materialmängel Aspekte für eine „Nichtanwendung“ der Fallstudie bei den Lehrenden?
- Besteht eine geringe Fallstudienakzeptanz bei den Lernenden?
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Anhangsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Die Problemstellung
- Die Einbettung in die Didaktik: Von der Handlungsorientierung zum Konstruktivismus
- Handlungsorientierung
- Berufliche Handlungskompetenz
- Konstruktivismus
- Die Grundlagen der Fallstudie: Von der Begrifflichkeit zum Problem
- Der Fall
- Die Studie
- Die vielen Bedeutungen des Begriffs Fallstudie
- Fallstudie = Empirische Untersuchungsmethode (wissenschaftliche Dimension)
- Fallstudie = Didaktische Methode (praktische Dimension)
- Historische Betrachtung der Fallstudie
- Historischer Ursprung der Fallstudiendidaktik
- BWL und Kasuistik
- Entscheidungstheorien
- Reformpädagogik
- Situationstheoretischer Ansatz der Didaktik
- Emanzipatorische Pädagogik
- Varianten der Fallstudie
- Case-Study-Method
- Case-Problem-Method
- Case-Incident-Method
- Stated-Problem-Method
- Komplexitätsgrad: „Offene“ und „enge“ Fallstudien
- Kriterien für die Fallstudienkonstruktion
- Situative Repräsentation
- Wissenschaftliche Repräsentation
- Subjektive Bedeutsamkeit
- Subjektive Adäquanz (Fasslichkeit)
- Handlungsbezug
- Anschaulichkeit
- Idealtypischer Unterrichtsverlauf der Fallstudie
- Konfrontation
- Information
- Exploration
- Resolution
- Disputation
- Kollation
- Rolle des Lehrenden
- Argumente für die Fallstudie
- Entsprechung der Handlungsorientierung
- Entsprechung des Konstruktivismus
- Förderung der Handlungskompetenz
- Probleme der Fallstudie
- Hoher Anspruch an die Lehrenden bei fehlender Erfahrung
- Materialmängel und mangelnde Materialien
- Geringe Akzeptanz der Lernenden
- Zusammenfassende Betrachtung der Fallstudie
- Die Untersuchung: Von der Planung über die Durchführung zu den Ergebnissen
- Ziel der Untersuchung
- Untersuchungsinstrument: Schriftliche Befragung
- Allgemeine Aspekte der Fragebogenkonstruktion
- Datenauswertung
- Fragebogen für Lehrende im kaufmännischen Unterricht
- Auswahl der Schulen
- Ablauf vor Ort
- Berufliche Schule des Kreises Segeberg in Norderstedt (BS Norderstedt)
- Staatliche Handelsschule mit Wirtschaftsgymnasium Schlankreye (H3)
- Maßnahmen zur Rücklaufquotenerhöhung
- Spezielle Aspekte der Fragebogenkonstruktion des Lehrendenfragebogens
- Ergebnisse des Lehrendenfragebogens
- Rücklaufquote
- Allgemeine Daten der Lehrenden
- Problembereich: „Hoher Anspruch an die Lehrenden bei fehlender Erfahrung“
- Problembereich: „Materialmängel und mangelnde Materialien“
- Problembereich: „Geringe Akzeptanz der Lernenden“
- Fragebogen für Studierende der Fachrichtung Diplom Handelslehramt
- Auswahl der Studierenden
- Ablauf vor Ort
- Maßnahmen zur Rücklaufquotenerhöhung
- Spezielle Aspekte der Fragebogenkonstruktion des Studentenfragebogens
- Ergebnisse des Studentenfragebogens
- Rücklaufquote
- Allgemeine Daten der Studierenden
- Problembereich: „Hoher Anspruch an die Lehrenden bei fehlender Erfahrung“
- Gütekriterien der Befragungen
- Objektivität
- Reliabilität
- Validität
- Grenzen der Untersuchung
- Die Abschlussbetrachtung: Von der zusammenfassenden Problembereichsanalyse über Anregungen zur Schlussbemerkung
- Analyse: „Hoher Anspruch an die Lehrenden bei fehlender Erfahrung“
- Anregungen: „Hoher Anspruch an die Lehrenden bei fehlender Erfahrung“
- Analyse: „Materialmängel und mangelnde Materialien“
- Anregungen: „Materialmängel und mangelnde Materialien“
- Analyse: „Geringe Akzeptanz der Lernenden“
- Anregungen: „Geringe Akzeptanz der Lernenden“
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- Die Bedeutung der Fallstudie für die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz
- Die Herausforderungen bei der Umsetzung der Fallstudie im Unterricht
- Die Rolle des Lehrenden und die Bedeutung von Materialien
- Die Akzeptanz der Fallstudie bei den Lernenden
- Empirische Untersuchung der Probleme anhand von Befragungen von Lehrkräften und Studierenden
- Das erste Kapitel stellt die Problemstellung der Diplomarbeit vor und beleuchtet die aktuelle Situation der Fallstudie im kaufmännischen Unterricht.
- Im zweiten Kapitel wird die Einbettung der Fallstudie in die Didaktik diskutiert, wobei Handlungsorientierung, berufliche Handlungskompetenz und der Konstruktivismus als wichtige Bezugspunkte dienen.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit den Grundlagen der Fallstudie, von der Begrifflichkeit bis hin zu den verschiedenen Varianten und Kriterien für die Konstruktion. Es werden die Argumente für und die Probleme der Fallstudie diskutiert.
- Kapitel vier präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung, welche anhand von Fragebögen an Lehrende und Studierende durchgeführt wurde. Die Untersuchung befasst sich mit den drei zentralen Problemfeldern: "Hoher Anspruch an die Lehrenden bei fehlender Erfahrung", "Materialmängel und mangelnde Materialien" und "Geringe Akzeptanz der Lernenden".
- Im fünften Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst und die wichtigsten Erkenntnisse aus der Analyse der einzelnen Problemfelder herausgearbeitet. Es werden Schlussfolgerungen gezogen und Anregungen zur Verbesserung der Situation der Fallstudie im kaufmännischen Unterricht gegeben.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert die Probleme, die einer stärkeren Verbreitung der Fallstudie im kaufmännischen Unterricht an Berufsschulen im Wege stehen. Dabei werden die didaktischen Grundlagen der Fallstudie beleuchtet und in den Kontext der Handlungsorientierung und des Konstruktivismus eingeordnet.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Fallstudie, kaufmännischer Unterricht, Berufliche Handlungskompetenz, Handlungsorientierung, Konstruktivismus, Didaktik, Empirische Untersuchung, Lehrende, Studierende, Materialien, Akzeptanz.
- Arbeit zitieren
- Malte Frenz (Autor:in), 2007, Die Fallstudie zwischen propagierter Effizienz zur Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz und schlichter Vernachlässigung im kaufmännischen Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162654