Bildungsplänen sowie den Rahmenrichtlinien für das Fach Biologie ist zu entnehmen, dass ein wichtiges Erziehungsziel die Vermittlung von Umweltbewusstsein darstellt. Die Schüler sollen sich infolge der Erschließung von ökologischen Zusammenhängen als einen abhängigen Teil der Natur begreifen. Gerade in Zeiten eines zunehmenden Artenaussterbens nimmt die Förderung eines verantwortungsbewussten und schützenden Verhaltens bei den Heranwachsenden einen besonderen Stellenwert ein. [...] Um diese Erziehungsziele zu erreichen, genügt es jedoch nicht, allein die kognitive Ebene anzusprechen. Vielmehr müssen auch die Emotionalität und das ästhetische Erleben von Natur Berücksichtigung finden. In diesem Sinne wird die originale Begegnung mit der Natur als ein wichtiger Schritt für die Entwicklung einer schützenden und naturverbundenen Haltung gesehen. [...] Hervorzuheben ist [...] die Haltung und die damit verbundene Pflege von Tieren an Schulen, da neben den grundsätzlichen Vorteilen des Einsatzes von lebenden Organismen noch weitere Vorzüge entstehen. [...] In Anbetracht der zahlreichen Vorteile erscheint eine schuleigene Tierhaltung mit Tieren der unterschiedlichsten Klassen und Stämme geradezu als logische Konsequenz. Die Praxis widerspricht dagegen dieser Annahme. Den wenigen Untersuchungen der letzten 50 Jahre ist zu entnehmen, dass nur knapp über 50% der Schulen in Deutschland lebende Organismen halten. [...] Die Ergebnisse von Anette Bull machen deutlich, dass auch heute noch bevorzugt Pflanzen als lebende Organismen gehalten werden, und wenn es doch Tiere an den Schulen gibt, handelt es sich dabei meist um Fische und Kleinsäuger. Dass die Haltung anderer Tierarten genauso leicht zu organisieren ist, [...] soll die vorliegende Arbeit zeigen. [...] Für Anfänger im Bereich der Haltung und Pflege von Tieren liefert der zweite Schwerpunkt dieser Arbeit wichtige Hinweise und Informationen hinsichtlich den gesetzlichen Rahmenbedingungen, den Kriterien für die richtige Artenauswahl, den technischen Voraussetzungen an einer Schule und der Organisation der Pflegemaßnahmen sowie des Unterrichtseinsatzes der Tiere. Im Anschluss daran werden zwei konkrete Arten, der Kongo-Rosenkäfer und die Indische Stabschrecke als Beispiele für die Haltung von Terrarientieren vorgestellt. [...] Um die Lehrerschaft für die Tierhaltung zu motivieren, sind am Ende dieses Beitrages Arbeitsaufträge für die Schüler und dazugehörige Erwartungsbilder für die Lehrer beigefügt, [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine Hinweise für eine Tierhaltung in der Schule
- Gesetzliche Rahmenbedingungen
- Artenauswahl
- Technische Voraussetzungen
- Verständigung mit dem Lehrerkollegium und Verfahren für die Auswahl geeigneter Schüler für die Tierpflege
- Der Kongo-Rosenkäfer und die Indische Stabschrecke als Beispiele für die Haltung von (Terrarien-) Tieren in der Schule
- Begründung für die Zweckmäßigkeit beider Arten in der Schule
- Der Kongo-Rosenkäfer (Pachnoda marginata DRURY, 1773)
- Systematische Stellung und Vorkommen
- Körpermerkmale
- Lebensweise, Verhalten und Ernährung
- Fortpflanzung und Entwicklung
- Terrarieneinrichtung – Haltung, Zucht und Pflege
- Die Indische Stabschrecke (Carausius morosus SINETY, 1901)
- Systematische Stellung und Vorkommen
- Körpermerkmale
- Lebensweise, Verhalten und Ernährung
- Fortpflanzung und Entwicklung
- Terrarieneinrichtung – Haltung, Zucht und Pflege
- Analyse der Rahmenrichtlinien von Sachsen-Anhalt
- Vorkenntnisse der Schüler aus der Grundschule
- Der Einsatz des Kongo-Rosenkäfers und der Indischen Stabschrecke im Gymnasium – Geeignete Klassenstufen und Themenfelder
- Einrichtung der Terrarien im Rahmen einer Projektwoche oder einer Biologie-Arbeitsgemeinschaft (Bio-AG)
- Zielstellung und Begründung der Schülertätigkeit
- Hinweise und Materialien für die Gestaltung der Projektwoche/Bio-AG
- Theoretische Einführung der Schüler in die Thematik „Terraristik“
- Begriffsklärung: „Aquarium“, „Terrarium“ und „Insektarium“
- Einführung in die Materie „Tier- und Artenschutz“
- Hinweise für die Sicherheit und Hygiene in der Tierhaltung
- Vorstellung der zu haltenden Tierarten: Der Kongo-Rosenkäfer und die Indische Stabschrecke
- Erarbeitung der Ansprüche beider Arten an eine artgerechte Haltung (Ausstattung des Terrariums, Pflegemaßnahmen)
- Einrichtung der Terrarien durch die Schüler
- Theoretische Einführung der Schüler in die Thematik „Terraristik“
- Fachgemäßes Arbeiten mit dem Kongo-Rosenkäfer und der Indischen Stabschrecke – Vorschläge für den Einsatz beider Arten im Unterricht
- Arbeitsaufträge und Arbeitsblätter für die Schüler
- Betrachtung der morphologischen Merkmale von Insekten
- Beobachtung typischer Verhaltensweisen
- Beobachtung der Entwicklung vom Ei bis zur Imago (Hemi- und Holometabolie)
- Beobachtung verschiedener Formen der Fortpflanzung
- Experimente zum Einfluss von Umweltfaktoren auf Verhalten und Entwicklung
- Experiment zur Atmung
- Experiment zum Nachweis des Angeborenen Auslösemechanismus „Sträucher ersteigen“ bei Stabschrecken (Attrappenversuch)
- Erwartungsbilder/Lösungen für die Lehrer
- Morphologische Merkmale von Insekten
- Typische Verhaltensweisen
- Entwicklung vom Ei bis zur Imago (Hemi- und Holometabolie)
- Formen der Fortpflanzung
- Der Einfluss von Umweltfaktoren auf Verhalten und Entwicklung
- Ermittlung des Sauerstoffverbrauchs
- Schlüsselreiz des Angeborenen Auslösemechanismus „Sträucher ersteigen“
- Arbeitsaufträge und Arbeitsblätter für die Schüler
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Vorteile der Tierhaltung an Schulen aufzuzeigen und Lehrkräften einen praxisorientierten Leitfaden für die erfolgreiche Umsetzung eines solchen Projekts an die Hand zu geben. Sie widerlegt die Befürchtungen hinsichtlich hoher Kosten und zu großem Zeitaufwand. Die Arbeit konzentriert sich auf die artgerechte Haltung und den didaktischen Einsatz von Insekten im Unterricht.
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Tierhaltung an Schulen
- Kriterien für die Auswahl geeigneter Tierarten
- Praktische Hinweise zur Organisation der Tierhaltung und -pflege
- Artmonographien des Kongo-Rosenkäfers und der Indischen Stabschrecke
- Didaktische Konzepte für den Einsatz der Tierarten im Biologieunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung betont die Bedeutung von Umweltbewusstsein im Biologieunterricht und die Vorteile des Einsatzes lebender Organismen, insbesondere Tiere, für die Vermittlung von Wissen und Werten. Sie verweist auf eine Diskrepanz zwischen der theoretischen Wertschätzung und der geringen Praxis der Tierhaltung an Schulen und kündigt den Inhalt der Arbeit an: allgemeine Hinweise zur Tierhaltung, detaillierte Beschreibungen von Kongo-Rosenkäfer und Indischer Stabschrecke sowie didaktische Vorschläge für deren Einsatz im Unterricht.
Allgemeine Hinweise für eine Tierhaltung in der Schule: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die rechtlichen, organisatorischen und technischen Aspekte der Tierhaltung an Schulen. Es erläutert die relevanten Gesetze und Verordnungen, Kriterien für die Artenauswahl (z.B. Kosten, Pflege, Sicherheit) und Möglichkeiten der Unterbringung der Tiere. Besonderes Augenmerk liegt auf der Kommunikation mit dem Kollegium und der Einbindung von Schülern in die Tierpflege.
Der Kongo-Rosenkäfer und die Indische Stabschrecke als Beispiele für die Haltung von (Terrarien-) Tieren in der Schule: Dieses Kapitel präsentiert detaillierte Artbeschreibungen und Haltungsrichtlinien für Kongo-Rosenkäfer und Indische Stabschrecken. Es werden Systematik, Körpermerkmale, Lebensweise, Verhalten, Fortpflanzung und die Einrichtung artgerechter Terrarien behandelt, jeweils mit praktischen Tipps und Hinweisen zur Zucht und Pflege. Die Eignung beider Arten für die schulische Tierhaltung wird ausführlich begründet.
Analyse der Rahmenrichtlinien von Sachsen-Anhalt: Dieses Kapitel analysiert die Rahmenrichtlinien des Landes Sachsen-Anhalt für den Biologieunterricht an Grundschulen und Gymnasien. Es zeigt auf, welche Vorkenntnisse die Schüler aus der Grundschule mitbringen und welche Themenfelder im Gymnasium sich für den Einsatz der vorgestellten Tierarten eignen. Es legt dar, wie die Tiere in den Unterricht verschiedener Klassenstufen integriert werden können.
Einrichtung der Terrarien im Rahmen einer Projektwoche oder einer Biologie-Arbeitsgemeinschaft (Bio-AG): Dieses Kapitel beschreibt die Vorteile der Einbindung von Schülern in die Einrichtung der Terrarien im Rahmen einer Projektwoche oder einer Bio-AG. Es bietet konkrete Vorschläge zur Vorbereitung und Durchführung, einschließlich theoretischer Einführungen in die Tierhaltung, Sicherheitsmaßnahmen und die Erstellung von Pflegeplänen.
Schlüsselwörter
Schule, Tierhaltung, Biologieunterricht, Kongo-Rosenkäfer (Pachnoda marginata), Indische Stabschrecke (Carausius morosus), Artenschutz, Terraristik, Unterrichtsgestaltung, handlungsorientierter Unterricht, Beobachtung, Experimente, Bio-AG, Projektwoche, methodische Arbeitsweisen, gesetzliche Rahmenbedingungen, Tierpflege.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Tierhaltung an Schulen - Kongo-Rosenkäfer und Indische Stabschrecke
Welche Themen werden in diesem Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die Planung und Umsetzung der Tierhaltung von Insekten (speziell Kongo-Rosenkäfer und Indische Stabschrecke) im Biologieunterricht an Schulen. Es umfasst rechtliche Rahmenbedingungen, die Auswahl geeigneter Arten, praktische Hinweise zur Haltung und Pflege, didaktische Konzepte für den Einsatz im Unterricht sowie detaillierte Artbeschreibungen der genannten Insekten. Zusätzlich werden Vorschläge für Projektwochen oder Bio-AGs gemacht.
Welche rechtlichen Aspekte werden berücksichtigt?
Das Dokument beleuchtet die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Tierhaltung an Schulen in Deutschland, ohne sich auf ein spezifisches Bundesland zu beschränken. Es betont die Notwendigkeit, sich vor Beginn eines solchen Projekts über die relevanten Gesetze und Verordnungen zu informieren.
Welche Tierarten werden im Detail beschrieben?
Der Fokus liegt auf dem Kongo-Rosenkäfer (Pachnoda marginata) und der Indischen Stabschrecke (Carausius morosus). Für beide Arten werden ausführliche Artbeschreibungen (Systematik, Morphologie, Lebensweise, Fortpflanzung) und detaillierte Anleitungen zur artgerechten Haltung und Zucht im Schulkontext gegeben.
Welche didaktischen Konzepte werden vorgestellt?
Das Dokument präsentiert didaktische Konzepte für den Einsatz der Insekten im Biologieunterricht. Es schlägt verschiedene Arbeitsaufträge und Experimente vor, die die Schüler aktiv in den Lernprozess einbeziehen. Beispiele hierfür sind Beobachtungen von morphologischen Merkmalen, Verhaltensweisen und der Entwicklung der Insekten. Es werden auch Experimente zu Umweltfaktoren und dem angeborenen Auslösemechanismus (z.B. "Sträucher ersteigen" bei Stabschrecken) vorgeschlagen. Für Lehrer werden Erwartungsbilder und Lösungen bereitgestellt.
Wie kann die Tierhaltung in die Schulpraxis integriert werden?
Das Dokument empfiehlt die Integration der Tierhaltung in Form von Projektwochen oder einer Biologie-Arbeitsgemeinschaft (Bio-AG). Es bietet detaillierte Vorschläge zur Organisation und Durchführung solcher Projekte, einschließlich theoretischer Einführungen, Sicherheitshinweisen und der Erstellung von Pflegeplänen.
Welche Vorteile bietet die Tierhaltung im Biologieunterricht?
Das Dokument argumentiert, dass die Tierhaltung im Biologieunterricht das Umweltbewusstsein fördert und den Schülern handlungsorientiertes Lernen ermöglicht. Es widerlegt die Befürchtung hoher Kosten und eines zu großen Zeitaufwands und betont die Vorteile des direkten Kontakts mit lebenden Organismen für den Wissenserwerb und die Wertebildung.
Welche Vorbereitung ist für die Einrichtung der Terrarien notwendig?
Die Vorbereitung umfasst die theoretische Einführung der Schüler in die Thematik Terraristik, Artenschutz und Sicherheitsmaßnahmen. Die Schüler werden in die Planung und Einrichtung der Terrarien einbezogen, wobei die Ansprüche beider Tierarten an eine artgerechte Haltung berücksichtigt werden.
Welche Materialien werden für die Durchführung der vorgeschlagenen Experimente benötigt?
Das Dokument spezifiziert die benötigten Materialien nicht detailliert. Es wird jedoch deutlich gemacht, dass die Experimente im Rahmen der Möglichkeiten einer Schulausstattung durchführbar sind. Es wird auf den Aspekt der Sauerstoffverbrauchsmessung und die Durchführung eines Attrappenversuchs bei den Stabschrecken hingewiesen.
Für welche Klassenstufen eignen sich die vorgestellten Tierarten?
Das Dokument analysiert die Rahmenrichtlinien von Sachsen-Anhalt und schlägt geeignete Klassenstufen und Themenfelder für den Einsatz von Kongo-Rosenkäfern und Indischen Stabschrecken im Gymnasium vor. Es betont die Bedeutung der Vorkenntnisse der Schüler aus der Grundschule.
- Citation du texte
- Christina Täubert (Auteur), 2007, Terrarienhaltung in der Schule. Der Einsatz lebender Organismen im Biologieunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164217