Die frühe Elfenbeinforschung hat ergeben, dass viele ottonische Elfenbeinarbeiten im 10. Jahrhundert aus dem byzantinischen Motivreichtum stammen und demnach entweder dessen Elemente in die eigenen Arbeiten übernommen oder auch in abgewandelter Form aufgenommen haben.
Die im Pariser Musée de Cluny aufbewahrte Elfenbeintafel ist ein solches Beispiel. Sie zeigt Christus, wie er das kaiserliche Paar Otto II. und seine byzantinische Gemahlin Theophanu krönt. Bei dieser Eheschließung im Jahre 972 wurde ein historisch und politisch hoch brisanter Prozess vollzogen, da eine Porphyrogenneto, eine purpurgeborene Prinzessin aus dem fernen byzantinischen Reich dem deutschen zukünftigen Kaiser zur Frau gegeben wurde. Die Elfenbeintafel, welche 1842 von Du Sommerard veröffentlicht wurde, soll ein Zeugnis dieses Bündnisses sein. Dabei stellt sich die Frage, ob dieses Werk in Konstantinopel oder in Deutschland bzw. in Teilen Italiens angefertigt worden ist, ob es also byzantinisch oder ottonischer Herkunft ist, was die Frage nach dem Künstler oder der Werkstatt impliziert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die sog. Otto-Theophanu-Tafel im Pariser Musée de Cluny
- 1.1 Die Romanos-Eudokia-Tafel als kompositorisches Vorbild
- 1.2 Die motivische Besonderheit der Gesten und fehlenden Nimben
- 1.3 Die lat.-griech. Inschrift als Ausnahme in ottonischer Zeit
- 2 Die byzantinischen Elfenbeintafeln im Zeitalter der Kaiserin Theophanu
- 2.1 Die stilistische Zuordnung der Pariser Tafel in die sog. Nikephoros-Gruppe
- 2.2 Die Elfenbeintafeln aus dem Brautschatz der Kaiserin Theophanu
- 3 Die ottonischen Elfenbeintafeln im 10. Jahrhundert
- 3.1 Die stilistische und technische Einordnung in ottonische Buchdeckel
- 3.2 Die motivischen Übernahmen aus dem byzantinischen Schaffenskreis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der stilistischen Einordnung und Datierung der sogenannten Otto-Theophanu-Elfenbeintafel im Pariser Musée de Cluny. Das Ziel ist es, zu untersuchen, ob das Relief byzantinischen oder ottonischen Ursprungs ist und welche Rückschlüsse sich daraus für die Datierung ziehen lassen.
- Stilistische Analyse der Otto-Theophanu-Tafel
- Vergleich mit byzantinischen Elfenbeintafeln des 10. Jahrhunderts
- Vergleich mit ottonischen Elfenbeintafeln des 10. Jahrhunderts
- Motivische Übernahmen aus dem byzantinischen Schaffenskreis
- Mögliche Funktion der Tafel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Otto-Theophanu-Tafel vor und formuliert die Forschungsfrage nach ihrer stilistischen Einordnung und Datierung. Kapitel 1 analysiert die Tafel hinsichtlich ihrer stilistischen und motivischen Besonderheiten und geht auf ihre kompositorische Ähnlichkeit mit der Romanos-Eudokia-Tafel ein. Kapitel 2 untersucht byzantinische Elfenbeintafeln des 10. Jahrhunderts, die der Pariser Tafel stilistisch ähneln könnten. Kapitel 3 betrachtet ausgewählte ottonische Elfenbeintafeln des 10. Jahrhunderts, die ebenfalls stilistische oder motivische Übereinstimmungen mit der Otto-Theophanu-Tafel aufweisen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Elfenbeinkunst, byzantinische Kunst, ottonische Kunst, Stilgeschichte, Datierung, Motivübernahme, Kaiserin Theophanu, Otto II., Romanos-Eudokia-Tafel, Nikephoros-Gruppe, Buchdeckel.
- Citar trabajo
- Nicole Hilbig (Autor), 2010, Zur stilistischen Einordnung und Datierung der Otto-Theophanu-Elfenbeintafel in Paris, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166544