Das Leitbild „Gute Arbeit“ ist seit Jahrzehnten ein zentraler Bezugspunkt arbeits- und sozialpolitischer Debatten in Deutschland. Es steht für Arbeitsverhältnisse, die über materielle Absicherung hinaus auch Autonomie, Anerkennung sowie gesundheitliche und soziale Teilhabe gewährleisten. Ursprünglich eng verknüpft mit dem fordistischen Normalarbeitsverhältnis – tarifgebunden, sozialversichert, mit klaren Arbeitszeiten und kollektiver Interessenvertretung bildete „Gute Arbeit“ lange Zeit ein normatives Fundament individueller Lebensplanung und gesellschaftlicher Integration.
Seit den 1980er-Jahren ist dieses Fundament jedoch tiefgreifend erodiert. Deregulierung, Flexibilisierung und die Ausweitung atypischer Beschäftigungsformen haben institutionelle Sicherheiten geschwächt und zu erhöhter Prekarisierung geführt. Erwerbsarbeit, die vormals vor allem soziale Stabilität versprach, ist zunehmend von Unsicherheit und Risiken geprägt. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich normative Erwartungen an „Gute Arbeit“ unter den Bedingungen von Prekarisierung und gesellschaftlichem Strukturwandel verändern.
- Arbeit zitieren
- Catharina Henning (Autor:in), 2025, "Gute Arbeit" trotz Prekarisierung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1667885