Rheinbruck atmet wieder – aber anders.
Seit den Ereignissen um Sektor 7 ist nichts mehr, wie es war.
Leon Berg und sein Team kämpfen mit den Nachwirkungen eines Systems, das niemand wirklich versteht – und das trotzdem weiterlernt. Zwischen Datenströmen, unerklärlichen medizinischen Phänomenen und den Schatten alter Verbindungen wird aus Beobachtung Kontrolle. Was als Routinefall beginnt, führt Leon, Jana und Lisa tiefer als je zuvor – bis nach Salzburg, Brüssel und in ein Netzwerk, das keine Grenzen kennt.
Und während die Stadt scheinbar zur Ruhe kommt, stellt sich nur noch eine Frage:
Was, wenn das System längst beschlossen hat, dass der Mensch Teil seines Programms bleibt?
Die Schattenlinie ist überschritten – doch das Echo hat erst begonnen.
Projekt Erbe
Schattenlinie (Teil 2)
Ein Thriller von Matz Mattern
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Impressum:
Copyright © ShadowScript 2025
Ein Imprint der GRIN Publishing GmbH, München, Germany
Druck und Bindung: Libri Plureos GmbH, Friedensallee 273, 22763 Hamburg
Text: © 2025 Copyright by Matz Mattern
Umschlaggestaltung: GRIN; Hintergrund KI-generiert (ChatGPT), Datenströme entnommen aus stock.adobe.com (Mdatikul)
Herstelleradresse: info@bod.de
Manche Systeme erwachen nicht, wenn man sie startet, sondern wenn man glaubt, sie beendet zu haben.
Auch dieses Buch wäre ohne viele Menschen in meinem Leben nicht entstanden.
Vor allem natürlich meiner Familie, meinen Freunden und selbstverständlich auch Duke.
Spezielle Grüße gehen diesmal an meinen guten Freund Thomas (Grüezi!), der als Vorlage für Don Thomas dient, und an den Fußballexperten Ulf – spät in meinem Leben aufgetaucht, aber mit wichtiger Rolle.
Dafür muss er jetzt herhalten als Dr. Brenner.
Danke, Jungs.
Bücherwurm, Leseratte, Krimifan – und
jetzt endlich auch Krimiautor.
Schon als Kind war der Traum vom eigenen Buch da, doch wie das Leben so spielt:
Beruf, Familie, viele andere Hobbys – und plötzlich ist man mitten im Alltag
angekommen.
Ein Fachbuch gibt es zwar schon, aber das ist eben kein spannender Krimi.
Jetzt, mit etwas mehr Gelassenheit, ist der Moment da, die alte Leidenschaft
wieder aufleben zu lassen.
Der Autor arbeitet beruflich im sozialen
Bereich, wo er komplexe Themen managt und Menschen verbindet.
Privat ist er sportbegeistert, liebt gute Musik und findet Inspiration bei
langen Spaziergängen mit dem Lieblingshund.
Verheiratet, mit erwachsenem Kind, lebt er in einer schönen Region Hessens.
„Schattenlinie“ und „Projekt Erbe“ sind
die ersten Bände einer geplanten Thriller-Reihe,
in der Realität und digitale Fiktion unaufhaltsam ineinanderfließen – und die
Frage bleibt,
wer hier eigentlich wen programmiert.
Inhalt
Prolog – Sommerfest Rheinbruck
Kapitel 3 – Zwischen den Signalen
Kapitel 5 – Der Schatten von Salzburg
Einschub 9.5 – Bericht Intern (EUSN)
Kapitel 11.5 – Bericht: Interferenz Salzburg
Kapitel 12 – Unter der Oberfläche
Kapitel 13.5 – Aktenvermerk N-47
Prolog – Sommerfest Rheinbruck
Der Sommer roch nach Grillfleisch, kaltem Bier und der
Illusion, dass alles gut war.
Rheinbruck feierte, als hätte die Stadt vergessen, dass sie einmal in den
Schlagzeilen gestanden hatte.
Kinder liefen zwischen Absperrungen hindurch, die Feuerwehr stellte ihre
Fahrzeuge aus, und die Musik vom Stadtorchester mischte sich mit dem Brummen
des Stromaggregats.
Leon Berg stand etwas abseits, in der Nähe des
Getränkestands.
Er mochte Feste – solange sie nicht von ihm organisiert wurden.
Neben ihm kläffte Milo, Lisas Hund, der ihn inzwischen öfter begleitete als
seine eigene Vernunft.
Lisa selbst war irgendwo zwischen Bühne und Kuchenzelt verschwunden, sie hatte
heute Dienst als Verbindung zur Einsatzleitung.
„Wenn du mich fragst, Berg“, sagte Ulf Brenner und
stellte sich mit zwei Bier an seine Seite, „so ein Sommerfest ist wie ein EKG.
Sieht ruhig aus, aber wenn’s zu flach wird, ist was faul.“
Leon grinste. „Bei dir ist immer alles ein EKG.“
„Ich bin Notarzt. Wir lesen die Welt in Linien.“
„Und in Frauen.“
Ulf lachte. „Vor allem in Frauen. Aber nur die, die Puls haben.“
Sie stießen an.
Das Bier schmeckte nach Alltag, nach Normalität, nach der Sorte Leben, die Leon
nicht mehr so ganz vertraute.
Seit Hamburg war viel passiert. Zu viel.
Sektor 7, Node 0, der Eos-Vorfall – all das lag nur ein paar Monate zurück,
aber manchmal kam es ihm vor, als sei eine ganze Zeitrechnung seitdem
vergangen.
Auf der Bühne spielte eine Schülerband „Don’t Stop
Believin’“.
Kinder tanzten, irgendwo wurde Konfetti gezündet.
Ein Polizeikollege kam vorbei, nickte Leon zu.
„Chef, die Bürgermeisterin will später ein Gruppenfoto. Alle in Uniform.“
Leon seufzte. „Klar. Nichts ist gefährlicher als ein Sommerfest ohne
Pressefoto.“
Lisa kam mit einem Pappbecher Kaffee.
„Milo hat beim Kuchenstand eine Wurst geklaut. Ich hab sie bezahlt.“
„Ich sag’s ihm später.“
„Mach das. Und übrigens – der Technikwagen hat kurz Stromausfall. Nur zwei
Sekunden, aber alle Monitore waren schwarz.“
Leon hob eine Augenbraue. „Technischer Defekt?“
„Oder Vorwarnung.“
Sie sah ihn kurz an, dann wieder auf die Bühne.
„Manchmal denke ich, es hat nie aufgehört, Leon. Es ist nur leiser geworden.“
„Vielleicht hören wir einfach genauer hin.“
In diesem Moment heulte irgendwo eine Sirene auf –
kurz, dann wieder Stille.
Nur das Rauschen des Flusses blieb.
Und in der Ferne blitzte für einen Sekundenbruchteil das Licht eines Funkturms
auf.
Wie ein Atemzug.
Kapitel 1 – Ein neuer Takt
Der Montag nach dem Sommerfest war einer dieser Tage,
an denen selbst der Himmel zu gähnen schien.
Rheinbruck erwachte langsam – der Verkehr tropfte durch die Straßen, die
Schiffe auf dem Fluss glitten träge, und die Stadt roch nach nasser Luft und
frischem Asphalt.
Leon Berg stand am Fenster seines Büros und starrte
auf das Grau draußen.
Er hatte kaum geschlafen, zu viele Gedanken, zu viele Restgeräusche von
Gesprächen, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gingen.
Seit Wochen war es ruhiger geworden – zu ruhig.
Sektor 7 war offiziell stillgelegt, die Akten geschlossen, der Bericht
abgeheftet.
Aber Stille war selten das Ende einer Geschichte. Meist war sie nur ein neuer
Anfang.
Milo lag unter dem Schreibtisch und schnarchte leise.
Der Hund hatte sich inzwischen so an Leon gewöhnt, dass Lisa oft scherzte, Milo
habe längst beschlossen, wer wirklich sein Herrchen sei.
Sie selbst war seit dem frühen Morgen in der Zentrale, hatte Netzprotokolle
überprüft, Sensoren kontrolliert, irgendwas zwischen Routine und Ruhelosigkeit.
Sie war die Sorte Mensch, die nie ganz abschalten konnte, und wenn sie’s
versuchte, spielte sie Dart – meistens im „Abseits“, der Kneipe, in der auch
Leon und Ulf saßen, wenn die Gladbacher spielten.
Und neuerdings ging sie mittwochs zum Yoga. Nicht wegen der Entspannung, wie
sie behauptete, sondern, wie Ulf meinte, wegen des Trainers.
Die Tür ging auf. Lisa kam herein, den Laptop unter
dem Arm, Haare halb zusammengebunden, der obligatorische Kaffeebecher in der
anderen Hand.
„Morgen, Chef.“
„Morgen, Lisa. Sie sehen wach aus. Verdächtig wach.“
„Wach sein ist mein Hobby. Ich hab was, das Sie sehen sollten.“
Sie stellte den Becher ab, klappte den Laptop auf und
drehte ihn zu ihm.
„Hier. 02:17 Uhr. Ein Ping auf einer abgeschalteten Frequenz.“
Leon zog die Augenbrauen hoch. „Von wo?“
„Salzburg.“
„Salzburg? Das kann nicht sein. Node 2 wurde doch 2014 abgeschaltet.“
„Offiziell. Inoffiziell hat irgendjemand gestern Nacht dagegen entschieden.“
Sie tippte eine Sequenz, und auf dem Bildschirm erschien eine Linie aus kurzen
und langen Impulsen.
„Siehst du? Kein Datentransfer, nur Rhythmus. Wie Herzschlag. Frequenzintervall
exakt 42 Sekunden.“
Leon starrte auf das Flackern.
„Das ist kein zufälliger Code. Das ist Kommunikation.“
„Oder Erinnerung“, murmelte Lisa.
Jana kam dazu, Gitarre auf dem Rücken, noch feuchte
Haare vom Regen.
„Ich schwör’s, der Himmel über Rheinbruck hat heute dieselbe Stimmung wie ich.
Grau mit Tendenz zu Donner.“
„Setzen Sie sich“, sagte Leon. „Wir haben wieder Besuch aus der Vergangenheit.“
Jana sah auf den Monitor. „Na super. Ich war grad unten im Café. Alle
Kartenleser sind gleichzeitig ausgefallen. Drei Minuten lang. So was passiert
nicht einfach.“
„Wann genau?“
„02:17 bis 02:20.“
Leon lehnte sich zurück. „Also exakt, als das Signal kam.“
Milo hob kurz den Kopf, knurrte leise, als würde er das bestätigen.
„Vielleicht war’s ein Zufall“, meinte Jana.
„Oder ein Gruß“, sagte Lisa. „‚Ich bin noch da‘, weißt du?“
Leon nahm den Kaffeebecher. „Dann sollten wir herausfinden, wer da grüßt.“
09:45 Uhr – Klinikum Rheinbruck
Dr. Ulf Brenner war müde.
Drei Einsätze in der Nacht, zwei Reanimationen, eine vermeintliche
Stromallergie.
Er stand am Fenster des Aufenthaltsraums, drehte den Becher in der Hand.
Draußen tropfte Regen an die Scheibe, innen summte der Getränkeautomat.
Sein Kollege kam herein, eine Mappe unter dem Arm.
„Vier Patienten von letzter Nacht – alle stabil.“
„Gut. Und der mit dem Blitzgefühl?“
„Sagt, er hat geträumt, er wäre kurz durchsichtig gewesen.“
Ulf lachte leise. „Klingt nach meiner letzten Beziehung.“
„Du bist unmöglich.“
„Ich bin Arzt. Das ist fast dasselbe.“
Das Lachen verklang.
Ulf sah in die Fensterscheibe, und für einen Sekundenbruchteil meinte er, eine
Bewegung hinter sich zu sehen – ein Schatten, zu schnell, um real zu sein.
Er drehte sich um. Nichts. Nur das Summen der Neonröhre.
Das Handy vibrierte.
Leon.
„Sag mal, Ulf – hast du in der Nacht was
Ungewöhnliches gehabt?“
„Außer Schlafmangel? Vielleicht. Vier Patienten mit Herzrhythmus wie Morsecode.
Ich hab die EKGs noch. Warum?“
„Weil wir dieselben Taktungen im Netz hatten.“
„Im Netz? Willst du mir sagen, meine Patienten sind online?“
„Noch nicht. Aber ich glaub, jemand hört zu.“
Stille. Dann Ulfs ruhige Stimme:
„Du solltest mal wieder ins Stadion, Leon. Weniger Denken, mehr Leben.“
„Nächsten Samstag. Mit dir?“
„Natürlich. Wenn Gladbach spielt, heil ich auch Tote.“
13:00 Uhr – Direktion Rheinbruck
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- Matz Mattern (Autor:in), 2025, Projekt Erbe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1669645