Die vorliegende Arbeit untersucht, wie Sozialarbeiterinnen das Spannungsfeld zwischen beruflichem Ethos und persönlicher moralischer Verantwortung in der Arbeit mit geflüchteten Familien erleben und bewältigen. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Fachkräfte in diesem Arbeitsfeld häufig an fachliche, institutionelle und persönliche Grenzen stoßen und dabei mit komplexen moralischen Dilemmata konfrontiert sind. Auf Basis eines theoretischen Rahmens, der zentrale Konzepte wie moralische Verantwortung, Berufsethos, professionelle Abgrenzung sowie ethische Ansätze wie Deontologie, Care-Ethik und moralischen Stress integriert, werden diese Herausforderungen systematisch beleuchtet.
Empirisch stützt sich die Studie auf leitfadengestützte Interviews mit Sozialarbeiterinnen, deren Auswertung mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz erfolgte. Die Ergebnisse zeigen, dass moralische Spannungen vor allem dann entstehen, wenn institutionelle Vorgaben den individuellen Ansprüchen an Gerechtigkeit und Fürsorge entgegenstehen. Zugleich werden vielfältige Bewältigungsstrategien sichtbar, die von kollegialem Austausch über reflexive Praxis bis hin zu professioneller Selbstabgrenzung reichen.
Die Arbeit leistet einen Beitrag zum Verständnis ethischer Entscheidungsprozesse in der Flüchtlingssozialarbeit und verdeutlicht, wie Fachkräfte zwischen strukturellen Rahmenbedingungen und persönlicher Verantwortung navigieren. Abschließend werden praxisorientierte Implikationen für die Soziale Arbeit formuliert und Perspektiven für zukünftige Forschung aufgezeigt.
- Citar trabajo
- Lara Da Cunha Ammura (Autor), 2025, Mehr als nur ein Beruf? Moralische Verantwortung in der Sozialarbeit mit geflüchteten Familien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1669845