Das Salutogenese-Modell, entwickelt vom jüdisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky in den 1970er Jahren, stellt einen Paradigmenwechsel in der Gesundheitsforschung dar. Im Gegensatz zum traditionellen pathogenetischen Ansatz, der sich auf die Entstehung und Behandlung von Krankheiten konzentriert, fragt die Salutogenese danach, wie Gesundheit entsteht und was Menschen gesund erhält. Antonovsky entwickelte dieses Modell basierend auf seinen Beobachtungen von Holocaust-Überlebenden, die trotz extremer Belastungen ein gesundes Leben führten. Er stellte fest, dass Gesundheit und Krankheit nicht als dichotome Zustände zu betrachten sind, sondern als Kontinuum zwischen den Polen Gesundheit und Krankheit (Health-Ease/Dis-Ease Kontinuum). Menschen bewegen sich auf diesem Kontinuum und sind nie vollständig gesund oder krank. Ein zentrales Konzept der Salutogenese sind die generalisierten Widerstandsressourcen (Generalized Resistance Resources, GRRs). Diese umfassen sowohl individuelle Faktoren wie Intelligenz, Bewältigungsstrategien und soziale Unterstützung als auch gesellschaftliche und kulturelle Faktoren. GRRs helfen Menschen, mit Stressoren umzugehen und sie als Herausforderungen statt als Bedrohungen wahrzunehmen. Antonovsky betont, dass das Leben von Natur aus voller Stressoren ist. Der salutogenetische Ansatz konzentriert sich darauf, wie Menschen trotz dieser allgegenwärtigen Stressoren gesund bleiben oder werden können. Dabei spielt die individuelle Fähigkeit, vorhandene Ressourcen zu erkennen und zu nutzen, eine entscheidende Rolle.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2024, Einführung in die Rehabilitationspsychologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1672991