Die vorliegende Hausarbeit ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Kurs „Männergeschichte“, der Bestandteil des Moduls 4G „Sozialökonomische Dynamik: Industrialisierung und bürgerliche Gesellschaft“ ist.
Das Zitat im Titel dieser Hausarbeit weist auf einen wesentlichen Aspekt der Männergeschichte hin: auf die Entwicklung der militarisierten Männlichkeit am Beginn der Moderne. „Wer ist ein Mann?“ fragt der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt (1769-1860) in dem Gedicht, dem dieses Zitat entnommen wurde, und gibt hier seine pathetische Antwort:
„Dies ist der Mann, der sterben kann
Für Gott und Vaterland,
Er läßt nicht ab bis an das Grab
Mit Herz und Mund und Hand.“
Vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs Preußens, der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, des Siegeszuges des „Sohn[es] der Revolution“ Napoleon und schließlich des Befreiungskampfes von der „Fremdherrschaft“ entwickelten sich neue Leitbilder einer bürgerlichen Männlichkeit.
In dem (noch) recht jungen Forschungsgebiet der „Männergeschichte“ wird die Erforschung der Militarisierung von Männlichkeit bisher nur selten thematisiert, obwohl gerade im Bereich des Militärs die männliche Dominanz in der Gesellschaft überdeutlich wird.
Die vorliegende Arbeit untersucht den Teilaspekt dieser Männlichkeit und deren Institutionalisierung.
Anthropologische Grundlagen des in der Aufklärung entstandenen Männlich-keitskonzeptes stehen ebenso im Fokus der Betrachtung wie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht als ein Aspekt der Heeresreform. Sie hatte neben weiteren Reformen, die während der französischen Besetzung Preußens eingeleitet wurden, einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung der militarisierten Männlichkeit.
Berücksichtigt werden die Ausformulierung einer neuen, ausgeprägt hierarchisch organisierten Geschlechterordnung sowie das Merkmal der bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wirkenden Geschlechtertrennung.
Besondere Bedeutung kommt der zeitgenössischen Publizistik und hier insbesondere der „Befreiungslyrik“ eines Ernst Moritz Arndt oder eines Theodor Körner (1791-1813) zu. In diesem Zusammenhang wird auch die Frage beantwortet werden, welchen Einfluss diese Lyrik auf die Mobilisierung größerer Bevölkerungskreise für patriotische und nationale Ziele hatte. Berücksichtigung findet auch die Einwirkung der Turnbewegung des Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852).
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Militär und Gesellschaft am Ende des aufgeklärten Absolutismus
- Männlichkeit in der Anthropologie der Aufklärung
- Die Ausprägung einer neuen Geschlechterordnung
- Die Heeresreform und ihre Wirkung auf die Militarisierung von Männlichkeit
- Befreiungslyrik und Männlichkeit
- Der Einfluss der Turnbewegung auf die Militarisierung der Männlichkeit
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Hausarbeit untersucht die Militarisierung der Männlichkeit in Preußen von 1800-1815. Sie beleuchtet die Entwicklung von Konzepten militarisierter Maskulinität im Kontext der Heeresreform, der allgemeinen Wehrpflicht und der Entstehung einer neuen Geschlechterordnung.
- Die Vorbedingungen für die Militarisierung der Männlichkeit im späten 18. Jahrhundert
- Die anthropologischen Grundlagen des Männlichkeitskonzepts in der Aufklärung
- Die Rolle der Heeresreform und der allgemeinen Wehrpflicht in der Entwicklung der militarisierten Männlichkeit
- Die Ausformulierung einer neuen, hierarchisch organisierten Geschlechterordnung
- Der Einfluss von Befreiungslyrik und Turnbewegung auf die Militarisierung der Männlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass bereits im späten 18. Jahrhundert die Voraussetzungen für die spätere Militarisierung der Männlichkeit in Preußen geschaffen wurden. Sie legt den Fokus auf die Zeit von 1800 bis 1815, die von tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen geprägt war. Diese Zeitspanne umfasst den Zusammenbruch Preußens, den Aufstieg Napoleons und den Befreiungskampf gegen die französische Herrschaft.
- Militär und Gesellschaft am Ende des aufgeklärten Absolutismus: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Militärs und der Gesellschaft am Ende des aufgeklärten Absolutismus. Dabei wird das Kantonsystem und die Enrollierung von Rekruten bereits im Kindesalter thematisiert.
- Männlichkeit in der Anthropologie der Aufklärung: Dieses Kapitel untersucht die anthropologischen Grundlagen des Männlichkeitskonzepts in der Aufklärung. Es werden die gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen beleuchtet, die die Entwicklung der Männlichkeit prägten.
- Die Ausprägung einer neuen Geschlechterordnung: Dieses Kapitel analysiert die Ausprägung einer neuen, hierarchisch organisierten Geschlechterordnung, die mit der Militarisierung der Männlichkeit einherging. Es zeigt die starke Trennung von Frauen und Männern auf.
- Die Heeresreform und ihre Wirkung auf die Militarisierung von Männlichkeit: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Heeresreform in Preußen und ihre Auswirkungen auf die Militarisierung der Männlichkeit. Dabei wird die allgemeine Wehrpflicht als ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der militarisierten Männlichkeit hervorgehoben.
- Befreiungslyrik und Männlichkeit: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Befreiungslyrik von Ernst Moritz Arndt und Theodor Körner in der Mobilisierung der Bevölkerung für patriotische und nationale Ziele. Es analysiert den Einfluss dieser Lyrik auf die Entwicklung der militarisierten Männlichkeit.
- Der Einfluss der Turnbewegung auf die Militarisierung der Männlichkeit: Dieses Kapitel beleuchtet den Einfluss der Turnbewegung von Friedrich Ludwig Jahn auf die Militarisierung der Männlichkeit. Es untersucht die Verbindung von Turnen, Sport und Militär im 19. Jahrhundert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Militarisierung, Männlichkeit, Preußen, Heeresreform, allgemeine Wehrpflicht, Geschlechterordnung, Befreiungslyrik, Turnbewegung und Anthropologie der Aufklärung. Sie untersucht die Entstehung und Entwicklung eines militarisierten Männlichkeitskonzepts im Kontext des frühen 19. Jahrhunderts und dessen Bedeutung für die gesellschaftliche und politische Entwicklung Preußens.
- Quote paper
- Hans-Ulrich Schilf (Author), 2011, „… Dies ist der Mann, der sterben kann für Gott und Vaterland …“., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167776