Regieren im Rumänien der auch nach dem EU-Beitritt 2007 andauernden Transformation ist vielen internen und externen Forderungen ausgesetzt. Diese Situation hat sich mit der als „Krise“ bezeichneten Negativentwicklung auch der rumänischen Wirtschaft seit 2008 verstärkt. Der erhoffte trickle-down-Effekt von Verbesserungen der Lebensbedingungen hin zu gesellschaftlichen Verbesserungen (DE NÉVE/ OLTEANU: 521) ist praktisch entfallen. Dass unter diesem Druck die oft beanstandete Form des Regierens per Dekret (LENICH: 162) zum Normalfall wurde, ist der demokratischen Entwicklung des Landes abträglich. Der teilweise eklatante Widerspruch zwischen pro-westlichem Bekenntnis und tatsächlicher nationaler Klientelpolitik gehört auch im Jahr 2010 zum Rahmenprogramm rumänischen Regierens.
Wissenschaftliches Vergleichen ist der Versuch der vorliegenden Arbeit, die für den Autor tägliche Begegnung mit dem – ihm immer noch „fremden“ – politischen Alltag Rumäniens genauer zu verstehen zu wollen. Die Integration dieses Landes östlicher, ländlich-agrarischer Prägung in das gewachsene, westliche und urban-industrielle System der Europäischen Union geschieht mit sichtbaren Widersprüchen. Der Dreisatz von Beschreibung, systematischer Analyse und folgender Erklärung (ABROMEIT/ STOI-BER: 17-18) in einem aktuellen Bezug soll also persönliches Erkenntnisinteresse struk-turieren. Somit werden zwei Reformmaßnahmen der Regierung Boc II anhand des im Fernuiversitätskurs 34601 „Politikmanagement und Politische Kommunikation in westlichen Demokratien“ von Karl-Rudolf Korte vorgestellten Rasters untersucht.
Ich versuche, die rumänische – und somit eine osteuropäische – Ausprägung von Politikmanagement und Regierungskommunikation an für westliche Demokratien erprobten Indikatoren zu beschreiben und zu verorten, einschließlich eventueller Abweichungen. Das „Defizit der Nachvollziehbarkeit“ (JAHN: 162) versuche ich mit dem beigefügten Untersuchungsbogen zu verringern. Nicht zuletzt als quasi Ableitung aus den Ergebnissen sollen Lösungsmöglichkeiten für auftretende erhöhte Konfliktpotentiale skizziert werden. Die Ergebnisse politikwissenschaftlicher Arbeit sollen so praktische Umsetzbarkeit ermöglichen (MÜLLER: 429). Zu den inhaltlichen Möglichkeiten möchte ich mich hierbei nicht äußern, wohl aber zu den Chancen, die sich durch strategisch angelegte Politiken und deren entsprechende Kommunikation ergeben können, wenn ein Defizit festgestellt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zu Fallauswahl und Vorgangsweise
- 2.1. Zum Untersuchungsraster von Karl-Rudolf Korte
- 2.2. Methodik
- 3. Systemische und kulturelle Rahmenbedingungen in Rumänien
- 4. Die Fallbeispiele
- 4.1. Verlauf des Entscheidungsprozesses
- 4.2. Interaktionsorientierung
- 4.3. Kommunikationsmodus
- 4.4. Argumentationsart
- 4.5. Argumentationstyp
- 4.6. Zwischenfazit
- 5. Schlussfolgerung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Regierungskommunikation in Rumänien während der Wirtschaftskrise 2008-2010. Sie analysiert zwei konkrete Regierungsmaßnahmen anhand des Analyserasters von Karl-Rudolf Korte und versucht, die rumänische Ausprägung von Politikmanagement und Regierungskommunikation im Kontext osteuropäischer und westlicher Demokratien zu beschreiben und zu vergleichen. Dabei werden mögliche Abweichungen und Defizite im Sinne der Nachvollziehbarkeit beleuchtet.
- Analyse der Regierungskommunikation in Rumänien während der Wirtschaftskrise 2008-2010
- Vergleich der rumänischen Regierungskommunikation mit westlichen Demokratien
- Identifizierung von Defiziten in der rumänischen Regierungskommunikation
- Anwendung des Analyserasters von Karl-Rudolf Korte auf den rumänischen Kontext
- Skizzierung von Lösungsmöglichkeiten für erhöhte Konfliktpotentiale
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt das Spannungsfeld zwischen internen und externen Forderungen an die rumänische Regierung nach dem EU-Beitritt 2007, verstärkt durch die Wirtschaftskrise ab 2008. Der ausbleibende trickle-down-Effekt und das häufige Regieren per Dekret werden als problematisch für die demokratische Entwicklung hervorgehoben. Die Arbeit zielt darauf ab, den politischen Alltag Rumäniens besser zu verstehen und die Integration des Landes in die EU im Hinblick auf Politikmanagement und Regierungskommunikation zu analysieren. Zwei konkrete Reformmaßnahmen der Regierung Boc II werden anhand des Rasters von Karl-Rudolf Korte untersucht.
2. Zu Fallauswahl und Vorgangsweise: Dieses Kapitel erläutert die Methodik der Arbeit. Es werden zwei Fallbeispiele ausgewählt, die die Reaktion der Regierung auf die Wirtschaftskrise repräsentieren: Sie zeigen die Tendenz zu Verzögerungen drastischer Einschnitte, mangelnde Ausgereiftheit einzelner Reformen und die typische nationale Kommunikationsstrategie der Regierung. Das Kapitel beschreibt das Untersuchungsraster von Karl-Rudolf Korte, welches explizit für westliche Demokratien entwickelt wurde, aber auch auf osteuropäische Länder angewendet wird. Die Methodik basiert auf einer Inhaltsanalyse von Online-Quellen, die einen für eine Seminararbeit angemessenen Umfang haben.
3. Systemische und kulturelle Rahmenbedingungen in Rumänien: Dieses Kapitel beschreibt den semi-präsidentiellen Regierungssystemtyp Rumäniens und seine Charakteristika als Wettbewerbsdemokratie. Die Rolle des Präsidenten Băsescu als Agendasetter und sein Einfluss auf den Premierminister werden beleuchtet, wobei auch die beschränkten präsidialen Befugnisse berücksichtigt werden. Das Kapitel stellt die systemischen und kulturellen Rahmenbedingungen dar, in denen die Regierungskommunikation stattfindet.
Schlüsselwörter
Regierungskommunikation, Rumänien, Wirtschaftskrise, Politikmanagement, Karl-Rudolf Korte, Inhaltsanalyse, Osteuropäische Demokratie, Westliche Demokratie, Rhetorical Presidency, Klientelpolitik, Systemische Rahmenbedingungen, Kulturelle Rahmenbedingungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Regierungskommunikation in Rumänien während der Wirtschaftskrise 2008-2010
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Regierungskommunikation in Rumänien während der Wirtschaftskrise von 2008-2010. Sie untersucht zwei konkrete Regierungsmaßnahmen und vergleicht die rumänische Ausprägung von Politikmanagement und Regierungskommunikation mit westlichen und osteuropäischen Demokratien. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Identifizierung möglicher Abweichungen und Defizite.
Welche Methodik wird verwendet?
Die Arbeit verwendet das Analyseraster von Karl-Rudolf Korte und basiert auf einer Inhaltsanalyse von Online-Quellen. Die Auswahl der Fallbeispiele repräsentiert die Reaktion der rumänischen Regierung auf die Wirtschaftskrise, insbesondere die Verzögerungen drastischer Einschnitte und die nationale Kommunikationsstrategie.
Welche Fallbeispiele werden untersucht?
Die Arbeit analysiert zwei konkrete Regierungsmaßnahmen, die die Reaktion der Regierung auf die Wirtschaftskrise repräsentieren. Diese Fallbeispiele zeigen die Tendenz zu Verzögerungen drastischer Einschnitte, mangelnde Ausgereiftheit einzelner Reformen und die typische nationale Kommunikationsstrategie der Regierung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Analyse der Regierungskommunikation in Rumänien während der Wirtschaftskrise 2008-2010, Vergleich mit westlichen Demokratien, Identifizierung von Defiziten in der rumänischen Regierungskommunikation, Anwendung des Analyserasters von Karl-Rudolf Korte und die Skizzierung von Lösungsmöglichkeiten für erhöhte Konfliktpotentiale.
Welche systemischen und kulturellen Rahmenbedingungen werden berücksichtigt?
Die Arbeit beschreibt das semi-präsidentielle Regierungssystem Rumäniens, die Rolle des Präsidenten Băsescu als Agendasetter und den Einfluss auf den Premierminister. Sie beleuchtet die systemischen und kulturellen Rahmenbedingungen, in denen die Regierungskommunikation stattfindet.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Regierungskommunikation, Rumänien, Wirtschaftskrise, Politikmanagement, Karl-Rudolf Korte, Inhaltsanalyse, Osteuropäische Demokratie, Westliche Demokratie, Rhetorical Presidency, Klientelpolitik, Systemische Rahmenbedingungen, Kulturelle Rahmenbedingungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Fallauswahl und Vorgangsweise (inkl. Methodik und dem Untersuchungsraster von Karl-Rudolf Korte), Systemische und kulturelle Rahmenbedingungen in Rumänien, die Fallbeispiele (inkl. Analyse des Entscheidungsprozesses, Interaktionsorientierung, Kommunikationsmodus, Argumentationsart und -typ) und Schlussfolgerung und Ausblick.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Regierungskommunikation in Rumänien während der Wirtschaftskrise besser zu verstehen und die Integration des Landes in die EU im Hinblick auf Politikmanagement und Regierungskommunikation zu analysieren. Sie zielt darauf ab, den politischen Alltag Rumäniens besser zu verstehen und mögliche Defizite aufzuzeigen.
- Citation du texte
- Joachim Cotaru (Auteur), 2010, Maßnahmen zur Krisenbewältigung 2010 in Rumänien. Gehaltsabbau im Öffentlichen Dienst und Anhebung der Mehrwertsteuer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168638