„Warum Jungen nicht mehr lesen und wie wir das ändern können“ lautet ein Werk der Journalistin Katrin Müller-Walde, das der aktuellen Lesedebatte an Schulen, insbesondere in der schulbibliothekarischen Arbeit bezüglich der Lesemotivation von Jungen, neuen Schwung verliehen hat. Sie kommt in ihrer Studie (2003/04) zu dem Ergebnis „Jungen wollen lesen, auch wenn sie es nicht immer zugeben. […] Sie lesen umso intensiver und anspruchsvoller, je besser wir es verstehen, ihnen in der mehrere Jahre anhaltenden Leselustlernphase die richtigen, persönlich passenden Texte in die Hände zu geben“ (Müller-Walde, 2005, S. 17). Es muss daher auch Aufgabe von Schul-bibliotheken sein, sich intensiv mit diesem Thema zu befassen. Führende Leseforscher sind sich darin einig: „Lesen lernt man nur durch Lesen“ (Richard Bamberger). Wenn aber Jungen zunehmend nicht mehr lesen, werden auf der Suche nach Erklärungen für dieses Phänomen in der Forschung verschiedene Ansätze gewählt, wie z.B. zur familiären Lesesozialisation, zu kognitiven Prozessen des jugendlichen männlichen Gehirns, zu geschlechtstypischem Leseverhalten, aber bisher weniger z.B. zum Einfluss der Schulbibliotheken oder der peer group auf die Leseorientierung. Maik Philipp hat diesen letzteren Zusammenhang in seiner quantitativen Studie (2006/07) mit 500 Kindern zumindest für Fünftklässler empirisch belegt (vgl. Philipp, 2008, S. V). Er weist aber auch darauf hin, „dass die Leseforschung im Gegensatz zur Massenmedienforschung dieses Feld bislang vergleichsweise unbearbeitet ließ“ (Philipp, 2008, S.11). Diese Forschungslücke bietet Ansatzpunkte für die vorliegende Hausarbeit. Wie kann geschlechtsspezifische Leseförderung in der Schulbibliothek noch gestaltet werden und: Auf welchen empirischen Grundlagen kann diese begründet werden?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung der Forschungsfrage und der Hypothesen
- Hypothesen
- Definition wichtiger Begriffe
- Die Methoden
- Qualitative Sozialforschung
- Problemzentriertes Interview (PZI) nach Witzel
- Grounded Theory (GT)
- Feldzugang und Datenerhebung
- Feldzugang und Sampling
- Interviewdurchführung
- Transkription
- Auswertung und Ergebnisse
- Offenes, axiales und selektives Codieren
- Kritische Reflexion
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Entscheidungskriterien von Jungen der siebten Klasse bei der Auswahl von Lektüren im Deutschunterricht in der Schulbibliothek. Die Arbeit basiert auf einer qualitativen Forschungsmethodik und zielt darauf ab, ein tieferes Verständnis für die Entscheidungsfindung von Jugendlichen in diesem Kontext zu gewinnen.
- Einfluss persönlicher Interessen auf die Lektürewahl
- Bedeutung der Peer Group für die Lektürewahl
- Rolle des Schulbibliotheksangebots bei der Lektürewahl
- Zusammenhang von Leserselbstbild und Lektürewahl
- Einfluss der Lehrkraft auf die Lektürewahl
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der geschlechtsspezifischen Leseförderung ein und beleuchtet die Relevanz der Lesekompetenz in der heutigen Gesellschaft. Kapitel 2 stellt die Forschungsfrage und die Hypothesen vor, die im Laufe der Arbeit untersucht werden sollen. Kapitel 3 beschreibt die gewählten Methoden, darunter qualitative Sozialforschung, das Problemzentrierte Interview (PZI) nach Witzel und die Grounded Theory (GT). Kapitel 4 widmet sich dem Feldzugang, der Datenerhebung und der Transkription. Kapitel 5 präsentiert die Auswertung und Ergebnisse der Interviews, wobei die Kernkategorie „Interessenwahrnehmung“ im Mittelpunkt steht. Kapitel 6 fasst die Erkenntnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Forschungsfelder.
Schlüsselwörter
Die vorliegenden Arbeit befasst sich mit den Schwerpunktthemen Leseförderung, Lektürewahl, Entscheidungskriterien, Interessenwahrnehmung, Informationskompetenz, Peer Group, Schulbibliothek, Geschlechtsspezifische Leseförderung und qualitative Forschung. Die Arbeit beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen diesen Themen und untersucht die Entscheidungsfindung von Jungen im Kontext des Deutschunterrichts in der Schulbibliothek.
- Citar trabajo
- Cora Ginzel (Autor), 2010, Geschlechtsspezifische Leseförderung in der Schulbibliothek: Lektürewahl bei Jungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168961