„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“ , so formulierte der Politikdidaktiker Böckenforde bereits 1967 das große Dilemma des modernen demokratischen Staates. Daraus ergibt sich, dass zur Erhaltung eben dieser demokratischen Ordnung eine Vermittlung von demokratischen Werten und Demokratiekonzepten insbesondere im institutionellen Bereich unabdinglich und daher von herausragender Bedeutung ist. Mit Blick auf den Charakter eben jener Vermittlung markiert das Stichwort des „Demokratie-Lernens“ einen absoluten Eckpfeiler und soll demgemäß im Rahmen dieser Arbeit einer detaillierten Betrachtung unterzogen werden.
So werde ich zunächst versuchen den Begriff des „Demokratie-Lernens“ zu definieren und zu charakterisieren, wobei dies mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist, da er in diversen Wissenschaftsbereichen verwendet wird. Es gilt also zunächst eine grundlegende Vorstellung vom Begriff selbst mit den jeweiligen fachspezifischen Unterschieden und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, um im weiteren Verlauf (Kapitel 2.3.) die Relevanz des Demokratie-Lernens für das gesellschaftliche und institutionelle Funktionieren der Demokratie in Deutschland darlegen zu können. In Kapitel 3 möchte ich dann den Beobachtungsschwerpunkt auf die Realisierungsmöglichkeiten im schulischen Kontext setzen und dabei auch die konkrete und allgemein anerkannte Konzeption von Gerhard Himmelmann präsentieren und schließlich kritisch reflektieren. Mit der Frage warum Demokratie-Lernen in der Schule nur einhergehend mit genügend Partizipationsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler funktionieren kann, befasst sich das 4.Kapitel. Da dieser sehr „praxisnahe“ Bereich meiner Meinung nach von starkem Einfluss ist, werde ich an dieser Stelle mit Hilfe der „Schülervertretung“ am konkreten Beispiel aufzeigen, welche Effekte u.a. zu erwarten sind und warum eine reine Vermittlung politischen Wissens nicht zum Ziel des mündigen Bürgers führen kann. Abschließend wende ich mich zudem der vieldiskutierten Problematik zu, wer denn eigentlich in der Institution Schule die Verantwortung für die Vermittlung von Demokratiekompetenzen trägt und somit mit der Aufgabe des Demokratie-Lernens beauftragt ist oder auch beauftragt sein sollte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Über das Demokratie-Lernen in der Demokratiepädagogik und der Politischen Bildung
- 2.1. Was heißt Demokratie-Lernen in der Demokratiepädagogik?
- 2.2. Was heißt Demokratie-Lernen in der Politischen Bildung?
- 2.3. Demokratie-Lernen als Voraussetzung für das institutionelle und gesellschaftliche Funktionieren der Demokratie
- 3. Demokratie-Lernen in der Schule
- 3.1. Wissenschaftlicher Diskurs über Realisierungsmöglichkeiten
- 3.2. Die Demokratie-Konzeption Gerhard Himmelmanns
- 4. Die Rolle der Partizipation
- 4.1 Warum Demokratie-Lernen auf das Schaffen von Partizipationsmöglichkeiten angewiesen ist
- 4.2 Schülervertretung als exemplarische Verwirklichungsalternative
- 5. Demokratie-Lernen als schulische und fächerübergreifende Aufgabe
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung des Demokratie-Lernens im Bildungstheoretischen Kontext und beleuchtet insbesondere den Beitrag von partizipativen Methoden und theoretischen Konzeptionen im schulischen Rahmen. Die Arbeit untersucht die Relevanz des Demokratie-Lernens für das gesellschaftliche und institutionelle Funktionieren der Demokratie, analysiert die Realisierungsmöglichkeiten im schulischen Kontext und befasst sich mit der Rolle der Partizipation als Schlüsselfaktor für gelingendes Demokratie-Lernen.
- Definition und Charakterisierung des Demokratie-Lernens
- Relevanz des Demokratie-Lernens für die Demokratie
- Realisierungsmöglichkeiten des Demokratie-Lernens in der Schule
- Rolle der Partizipation im Demokratie-Lernen
- Verantwortung der Schule für die Vermittlung von Demokratiekompetenzen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt das Dilemma des modernen demokratischen Staates dar und betont die Bedeutung der Vermittlung von demokratischen Werten und Konzepten. Der Begriff des Demokratie-Lernens wird eingeführt und die Notwendigkeit seiner detaillierten Betrachtung im Rahmen der Arbeit hervorgehoben.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel untersucht den Begriff des Demokratie-Lernens aus der Perspektive der Demokratiepädagogik und der Politischen Bildung. Es wird auf die unterschiedlichen Definitionen und Schwerpunkte beider Disziplinen eingegangen und die Bedeutung des Demokratie-Lernens für das gesellschaftliche und institutionelle Funktionieren der Demokratie in Deutschland beleuchtet.
- Kapitel 3: Der Fokus liegt auf der Realisierung des Demokratie-Lernens im schulischen Kontext. Es werden wissenschaftliche Diskussionen über Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung betrachtet und die Demokratie-Konzeption von Gerhard Himmelmann vorgestellt sowie kritisch reflektiert.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Partizipation für das Demokratie-Lernen in der Schule. Es wird argumentiert, dass eine reine Vermittlung von politischem Wissen nicht ausreicht, um mündige Bürger zu schaffen, und die Schülervertretung als Beispiel für eine Verwirklichungsalternative vorgestellt.
Schlüsselwörter
Demokratie-Lernen, Demokratiepädagogik, Politische Bildung, Partizipation, Schülervertretung, Demokratie als Lebensform, schulische Realisierungsmöglichkeiten, Vermittlung von Demokratiekompetenzen.
- Arbeit zitieren
- Marius Hummitzsch (Autor:in), 2010, Demokratie-Lernen im bildungstheoretischen Kontext. Der Beitrag von partizipativen Methoden und theoretischen Konzeptionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170837