Kleists Amphitryon ist – wie viele seiner Werke – äusserst komplex und sprachlich sehr dicht
gestaltet. Kleist, von der Aufklärung stark beeinflusst und zugleich in eine Erkenntniskrise
getrieben, setzt sich auch in Amphitryon mit seiner damit zusammenhängenden Sprachskepsis
auseinander. Speziell ist, dass er sich mit der Sprache und deren Grenzen anhand der antiken
Götter, die sich in die Welt der Menschen wagen, auseinandersetzt. Götter haben im Zeitalter
der Aufklärung eigentlich nichts zu suchen, und trotzdem – oder gerade deswegen – benutzt
Kleist den mythologischen Amphitryon-Stoff, um sich mit Erkenntnis und Sprache zu befassen.
Diesen sprachlichen Einfall der Götter in die Welt der Menschen, der gleichzeitig der
Fall der Götter ist, möchte ich im Folgenden anhand der Figur Jupiters genauer anschauen.
Zuerst soll das Paradoxon der Sehnsucht Jupiters nach der Liebe Alkmenes angeschaut werden,
denn dies ist ein menschlicher Wunsch, und kein göttlicher. Danach soll das daraus und
aus dem Rollenspiel resultierende Identitätsproblem Jupiters untersucht werden. Aus dem
Rollenspiel, den unterschiedlichen Identitätsproblemen und –verschiebungen ergibt sich
schliesslich eine Verwirrung der göttlichen und der menschlichen Ebene, die mit dem Fall des
Gottes endet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Jupiters Sehnsucht nach Liebe
- 2. Jupiters Identitätsproblem
- 3. Die Verwirrung der menschlichen und göttlichen Ebene
- 4. Der Fall des Gottes Jupiter
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Heinrich von Kleists "Amphitryon" und untersucht, wie der Einfall und Fall der Götter in die Welt der Menschen durch die Figur Jupiters dargestellt wird. Der Fokus liegt auf der sprachlichen Gestaltung und den daraus resultierenden Identitätsproblemen, die sich aus der Begegnung zwischen dem Gott und dem Menschen ergeben.
- Jupiters Sehnsucht nach Liebe und das Paradoxon seiner menschlichen Wünsche
- Jupiters Identitätsproblem und die Ambivalenz seiner Sprache
- Die Verwirrung der göttlichen und menschlichen Ebene durch die göttliche Verkleidung
- Der Fall des Gottes Jupiter als Folge seiner Ohnmacht in der menschlichen Welt
- Die sprachliche Gestaltung des Werks als Mittel der Erkenntnis und der Auseinandersetzung mit den Grenzen der Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Werk und seine sprachliche Komplexität vor. Sie führt das zentrale Thema des Einfalls und Falls der Götter in die Welt der Menschen ein und kündigt die Analyse der Figur Jupiters an.
Das erste Kapitel analysiert Jupiters Sehnsucht nach Liebe und die damit verbundenen Widersprüche. Jupiter, als Gott, hegt menschliche Wünsche, die mit seinem göttlichen Status unvereinbar sind. Sein sprachlicher Ausdruck ist geprägt von Zweideutigkeit und widersprüchlichen Aussagen.
Das zweite Kapitel beleuchtet Jupiters Identitätsproblem, das aus seinem Wunsch resultiert, von Alkmene als Jupiter und nicht als Amphitryon geliebt zu werden. Die Unmöglichkeit, diese beiden Identitäten zu vereinen, führt zu einer Verwirrung und einer Bedrohung seiner göttlichen Macht.
Das dritte Kapitel untersucht die Verwirrung der göttlichen und menschlichen Ebene, die durch die Verkleidung Jupiters als Amphitryon entsteht. Die Grenzen zwischen den beiden Welten verschwimmen, und Jupiter verliert seine göttliche Autorität.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Kleist, Amphitryon, Götter, Menschen, Sprache, Identitätsproblem, Paradoxon, Verkleidung, göttliche Macht, menschliche Liebe, Erkenntniskrise, Aufklärung, Mythologie.
- Arbeit zitieren
- Allegra Schiesser (Autor:in), 2010, Der Einfall und Fall der Götter in die Welt der Menschen in Heinrich von Kleists "Amphitryon", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171892