Die Arbeitnehmerüberlassung, auch Leiharbeit oder Zeitarbeit genannt, ist in den letzten Jahren zu einer der großen Erfolgsbranchen der deutschen Wirtschaft geworden, die durch zweistellige Wachstumsraten auf sich aufmerksam gemacht hat. Führte diese Beschäftigungsform lange Zeit, nicht zuletzt aufgrund sozialkritischer Reportagen wie Günther Wallraffs „Ganz unten“ (1985), ein negativ stigmatisiertes Nischendasein, hat sich die Zahl der Leiharbeiter in den letzten 25 Jahren mehr als versechzehnfacht.
International agierende Personaldienstleister wie Randstad, Adecco und Manpower haben inzwischen auch den deutschen Markt erobert und pflegen beispielsweise durch Stadionwerbung in der Fußballbundesliga ihr Image. Auch aufgrund ihrer tarifpolitischen Einbindung ist die Branche offensichtlich in den letzten Jahren salonfähiger geworden. Dennoch entstehen, auch vor dem Hintergrund der aktuell (wieder) positiven Arbeitsmarktsituation, immer wieder Kontroversen über Ausmaß und Arbeitsbedingungen der Zeitarbeit.
Fernab der öffentlichen Debatte soll im Folgenden geklärt werden, inwiefern die Argumente der Befürworter und Gegner stichhaltig sind. Hierzu wird eingangs erläutert wie Leiharbeit funktioniert um anschließend den Reformpfad des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes und die Entwicklung der Zeitarbeit nachzuzeichnen. Anschließend werden auf betrieblicher Ebene qualitative Nutzungsstrategien, die quantitative Entwicklung sowie die tarif- und gewerkschaftspolitische Situation betrachtet, um eine, den vorliegenden Zahlen entsprechende, aktuelle Situation des Leiharbeitsmarktes zu illustrieren. Nachfolgend sollen mögliche positive oder negative Effekte auf den Arbeitsmarkt untersucht werden, um abschließend die Ergebnisse zusammenzufassen und möglicherweise politischen Handlungsbedarf zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- 1 Funktionslogik der Arbeitnehmerüberlassung
- 1.1 Reformen und Entwicklung der Arbeitnehmerüberlassung
- 2 Betriebliche Nutzungsstrategien von Leiharbeit
- 2.1 Quantitative Nutzung von Leiharbeit
- 2.2 Tarifverträge und gewerkschaftliche Vertretung von Leiharbeitern
- 3 Beschäftigungszuwachs oder Substitution durch Leiharbeit?
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Thema Leiharbeit und untersucht, ob sie als Brücke zum Arbeitsmarkt fungiert oder als moderne Sklaverei betrachtet werden muss. Sie analysiert die Funktionsweise der Leiharbeit, die betrieblichen Nutzungsstrategien und die Entwicklung des Leiharbeitsmarktes in Deutschland im Kontext der Hartz-Reformen. Die Arbeit betrachtet sowohl positive als auch negative Aspekte und bewertet die Argumente von Befürwortern und Kritikern.
- Funktionslogik der Arbeitnehmerüberlassung
- Betriebliche Nutzungsstrategien der Leiharbeit
- Tarifverträge und gewerkschaftliche Vertretung von Leiharbeitern
- Arbeitsmarkteffekte von Leiharbeit
- Politische Handlungsbedarfe
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel erläutert die Funktionsweise der Leiharbeit und die rechtlichen Rahmenbedingungen, die durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) definiert werden. Es wird die Dreieckskonstellation zwischen Verleiher, Entleiher und Leiharbeitnehmer dargestellt sowie die Entstehung und Entwicklung des AÜG beleuchtet.
Kapitel 2 analysiert die betrieblichen Nutzungsstrategien von Leiharbeit. Es werden verschiedene Formen intern-numerischer und extern-numerischer Flexibilität vorgestellt und die qualitative Nutzung von Leiharbeit in Unternehmen betrachtet.
Das dritte Kapitel fokussiert auf die quantitative Entwicklung der Leiharbeit und zeigt den Einfluss von Tarifverträgen und gewerkschaftlicher Vertretung von Leiharbeitern.
Kapitel 4 untersucht die Auswirkungen von Leiharbeit auf den Arbeitsmarkt. Es wird die Debatte um Beschäftigungszuwachs vs. Substitution von regulären Beschäftigungsverhältnissen beleuchtet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Leiharbeit, Zeitarbeit, Arbeitnehmerüberlassung, AÜG, Hartz-Reformen, Flexibilisierung, Substitution, Arbeitsmarkt, Tarifverträge, Gewerkschaften, Lohndumping, Beschäftigungsrisiko, Klebeeffekt, Brückeneffekt, Mindestlohn.
- Citation du texte
- Tobias Kulick (Auteur), 2010, Leiharbeit: Brücke zum Arbeitsmarkt oder moderne Sklaverei?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172816