Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die seelische Problematik der „Helfenden Berufe“
2. Das Helfersyndrom
3. Depression und Selbstmordgefahr
4. Die Ohnmacht des Helfers
5. Hilfe für Helfer - Vorbeugen und Behandlung
6. Bezug zum Praktikumskontext
7. Bezug zur Reflexivität
8. Schlussreflexion
Literaturverzeichnis
Einleitung:
Unter Einbezug der Literatur von Wolfgang Schmidbauer „Hilflose Helfer“, werde ich die seelische Problematik der helfenden Berufe aufzeigen, um im weiteren Verlauf das oftmals daraus resultierende Krankheitsbild des Helfersyndroms genauer veranschaulichen zu können. Mit Begriffen aus der psychosozialen Forschung, wird die Ohnmacht des Helfers in Zusammenhang zu frühkindlichen Problemen oder im Alltag erworbenen Neurosen, gebracht.
Die Frage, ob ein Helfersyndrom grundsätzlich etwas Schlechtes ist, wie man sich dadurch selbst schädigen kann und welche positiven Seiten diese Eigenschaft des Helfenden mit sich bringen, wird anschließend behandelt.
Im weiteren Verlauf werde ich meine erworbenen Kenntnisse, während des sechsmonatigen Praktikums bei der Sport- und Jugendpflege in XXXX, näher erläutern und mit den zuvor angesprochenen Problemen vergleichen, die zwischen Eigenverantwortung und starren Vorgaben auftreten können.
Bevor ich diese Referatsausarbeitung mit einer persönlichen Schlussreflexion beende, setze ich mich zuvor noch mit dem im Seminar besprochenen Text von Heinz Steinert „Reflexion. Zur Bestimmung des Gegenstandsbereichs der Sozialwissenschaften“, als auch dem Text von Pierre Bourdieu „Narzisstische Reflexivität und wissenschaftliche Reflexivität“, auseinander.
1. Die seelische Problematik der „Helfenden Berufe“
Helfen macht das Wesen zahlreicher Berufe aus, doch „ In keiner Berufsgruppe wird die eigene Hilfsbed ü rftigkeit so nachhaltig verharmlost und verdr ä ngt wie in der, die Hilfsbereitschaft als Dienstleistung anbietet. “ (Schmidbauer, 1992, S.1) Den oft stetigen Einsatz, sich für seine Klientel vollkommen einzusetzen beinhaltet nicht selten, sich selbst zu vernachlässigen.
Das Problem der „Helfenden Berufe“ äußert sich nicht selten in einem Helfersyndrom , „ [ … ], dass Schw ä che und Hilflosigkeit bei anderen akzeptiert und als behandlungsbed ü rftig erkannt werden, w ä hrend das Selbstbild von solchen <<Flecken>> um jeden Preis freigehalten werden muss. “ (Schmidbauer, 1992, S.1) Aus der Sicht es Helfers werden somit eigene Probleme als unwichtig angesehen und der Versuch jene Schwierigkeiten zu unterdrücken, indem man anderen Menschen beisteht, führen nicht selten zu Depressionen oder gar Selbstmordgedanken.
Nach Schmidbauer sind diese psychischen Strukturen in der Berufsgruppe von Ärzten, Sozialarbeitern, Erziehern, Lehrer/innen, Psychologen, Seelsorger und weiteren helfenden Professionen sehr ausgeprägt nachzuweisen.
„ Dabei ist zu ber ü cksichtigen, dass in keiner Berufsgruppe (psychische) St ö rungen so sehr vertuscht und bagatellisiert werden wie in der, die unmittelbar mit der Behandlung dieser St ö rungen befasst ist. “ (Schmidbauer, 1992, S.16)
2. Das Helfersyndrom
Unter einem Syndrom versteht man in der Medizin „ eine in typischer Kombination auftretende Verbindung einzelner Merkmale, die einen krankhaften Prozess bestimmen. “ (Schmidbauer, 1992, S.13)
Das Helfersyndrom ist also streng genommen ein Krankheitsbild, in welchem man einerseits durch großzügige Hingabe anderen Menschen etwas Gutes tun will, andererseits selbstschädigend handelt.
Die dadurch zur Persönlichkeitsstruktur gewordene Unfähigkeit, eigene Gefühle und Bedürfnisse zu äußern, ist, wie bereits erwähnt, im Bereich der sozialen Dienstleistungen sehr weit verbreitet. Schwierig ist indes, eine Grenze zwischen „gesund“ und „krank“ zu ziehen. Denn wie in vielen Fällen im Bereich der Psychologie, gibt es gesunde Formen von Ausprägungen, gefolgt von kranken Eigenheiten, die sich oftmals unwissendlich gegen das eigene Wohl auswirken.
„ In allen sozialen Berufen ist die eigene Pers ö nlichkeit das wichtigste Instrument; die Grenzen ihrer Belastbarkeit und Flexibilit ä t sind zugleich die Grenzen unseres Handelns. “ (Schmidbauer, 1992, S.7)
Fallbeispiel:
<< Früher habe ich mich oft zerrissen, und hatte doch das Gefühl, ich erreiche nichts. Wenn um Mitternacht ein Anruf kam, bin ich hingegangen und habe mit den Leuten geredet. Ich dachte einfach, ich darf nicht nein sagen, wenn es jemandem schlecht geht. Aber ich konnte das Gefühl nicht loswerden, dass meine Klienten das ausnützen…. Seit ich die Ausbildung gemacht habe, vor allem auch die Einzelanalyse, habe ich das geändert. Ich sage jetzt solchen Anrufern, sie sollten sich während der Dienstzeit an mich wenden. Da kann ich aber auch voll für sie da sein, weil ich ausgeschlafen und nicht insgeheim wütend bin. Solche Gefühle habe ich mir früher überhaupt nicht zugestanden. Ich dachte, ich muss immer nur für die anderen da sein. Aber da ist auch die Ausbildung schuld. Man lernt nichts, als den höchsten Anspruch an sich zu stellen, und kriegt kaum konkrete Mittel in die Hand, um auch etwas zu erreichen…>> (eine Sozialarbeiterin, 30 Jahre) (Schmidbauer, 1992, S.16)
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