Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Print contra Online - Veränderungen für die Verlage
2.1 Das Spannungsfeld von Print und Online
2.2 Herausforderung und Chance für Verlagsunternehmen
2.3 Strategische Vernetzung von Print und Online
2.4 Die Zukunftsaussichten
3 Analyse aus Managementsicht an Beispielen aus der Frauenpresse
3.1 Vorgehensweise der Untersuchung
3.2 Die Cosmopolitan
3.2.1 Vorstellung des Printprodukts Cosmopolitan
3.2.2 Entstehung der Internetseite und die Gr ü nde
3.2.3 Vergleich des Printprodukts und der Internetseite
3.2.4 Strategie und Bewertung
3.3 Die ELLE
3.3.1 Vorstellung des Printprodukts ELLE
3.3.2 Entstehung der Internetseite und die Gr ü nde
3.3.3 Vergleich des Printprodukts und der Internetseite
3.3.4 Strategie und Bewertung
3.4 Die Madame
3.4.1 Vorstellung des Printprodukts Madame
3.4.2 Entstehung der Internetseite und die Gr ü nde
3.4.3 Vergleich des Printprodukts und der Internetseite
3.4.4 Strategie und Bewertung
3.5 Die Petra
3.5.1 Vorstellung des Printprodukts Petra
3.5.2 Entstehung der Internetseite und die Gr ü nde
3.5.3 Vergleich des Printprodukts und der Internetseite
3.5.4 Strategie und Bewertung
3.6 Die Brigitte
3.6.1 Vorstellung des Printprodukts Brigitte
3.6.2 Entstehung der Internetseite und die Gründe
3.6.3 Vergleich des Printprodukts und der Internetseite
3.6.4 Strategie und Bewertung
4 Auswertung der Daten
4.1 Erfolge von Print und Internet im Vergleich
4.2 Erfolgsfaktoren der Verlage
4.2.1 Print vs. Online - Eine Kompatibilität
4 .2.2 Die Strategien
4.3 Zusammenfassung
5 Fazit
6 Literatur- und Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Auflagenstruktur im Konkurrenzumfeld
Abb. 2: Cover der Cosmopolitan
Abb. 3: Internetseite Cosmopolitan
Abb. 4: Cover der ELLE
Abb. 5: Internetseite ELLE
Abb. 6: Cover der Madame
Abb. 7: Internetseite Madame
Abb. 8: Cover der Petra
Abb. 9: Internetseite Petra
Abb. 10: Cover der Brigitte
Abb. 11: Internetseite Brigitte
Abb. 12: Die Top10 der Frauenzeitschriften in Deutschland
Abb. 13: Vergleich der Verbreitung und PIs der Frauenmagazine
Abb. 14: Vergleich Print und Online (Kategorienvergleich)
Abb. 15: Vergleich der Strategien der Verlage/Produkte
Abb. 16: Onlineangebote für die Leser
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
„Vorbei sind die friedlichen Tage, als man noch einen klaren Trennstrich zwischen der Arbeit des Verlegers, der elektronischen Informationsfirmen, der Spieleproduzenten, der Rundfunk- und Fernsehanstalten, der Filmemacher, Plattenfirmen und kreativen Künstler ziehen konnte. Die gesamten Geschäfte all dieser Sparten werden heute zu Bits. Auch die Kunden kaufen in zunehmendem Maße Bits anstelle von Büchern, Filmen, Zeitungen und physikalischen Platten.“1
Polatschek beschreibt mit bedrückender Ironie das Erscheinen eines neuen Mediums. Er sagt, wenn ein neues Medium entstehe, würde es in den Augen der Menschen stets ein altes Medium angreifen2 oder „droht es garstigerweise gleich zu zerschmettern. Die Menschen wollen offenbar Krieg sehen.“3
„So darf sich das Internet als Werkzeug über jene Probleme hermachen, die von bestehenden Verfahren und Medien ohnehin erstklassig gelöst werden. Das macht auch die Diskussion bequemer, denn dann läßt es sich je nachdem, ob es dabei Erfolg hat oder nicht, als Zerstörer oder Versager brandmarken.“4
Eine Diskussion, die über Jahre, besser gesagt seit dem Entstehen des Internets, kursiert. Besonders für den Bereich Print hat sich herauskristalli- siert, dass das Internet eher eine Bedrohung darstellt, denn mittlerweile kann man fast jedes Printprodukt, besonders im Genre Zeitschriften, online finden. Warum dann überhaupt noch eine Zeitschrift kaufen? Wieso Geld ausgeben, wenn man alles umsonst haben kann? Das Internet gehört mittlerweile zu dem Repertoire der Verlage, denn letztendlich kann man sagen, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, um die Kunden und die Zielgruppe für sich zu gewinnen. Somit wird ihnen eine neue Plattform geboten, auf der sie die ge- wünschten Informationen auch erhalten können. Aus diesem Grund ist es interessant zu betrachten, wie die Verlage mit dem neuen Medium Internet agieren. Hierbei stellt sich die Frage, wie ein passender Auftritt zum Printpro- dukt aussehen kann und wie die Verlage diesen in ihr Geschäftsmodell integ- rieren.
Daher beschäftigt sich diese Hausarbeit mit dem Thema Print vs. Online. Zunächst einmal wird theoretisch untersucht, wie das Spannungsfeld Print und Online von Experten und aus Sicht der Verlage beurteilt wird. Außerdem möchte durchleuchtet werden, welche Herausforderungen und Chancen für die Verlagsunternehmen durch das neue Medium entstehen. Außerdem ist es wichtig zu betrachten, wie die Verlage die strategische Vernetzung von Print und Online in die Hand nehmen, auch aus theoretischer Sicht. Zuletzt werden die Zukunftsaussichten betrachtet und wie sich Print im Vergleich zu Online entwickeln wird.
Im praktischen Teil dieser Hausarbeit wird vor allem das Genre Frauenzeit- schriften untersucht. Hierzu wurden Befragungen mit den Verlagen der Cos- mopolitan, Elle, Madame, Petra und Brigitte durchgeführt, um zu sehen, wie die Frauenpresse das Medium Internet in ihre Abläufe integriert. Ziel der Un- tersuchung ist es herauszufinden, ob das Printmedium ersetzt wird durch das Internet, wie die Kompatibilität ist und ob die Zielgruppe entsprechend mit eingebunden wird. Außerdem war es wichtig zu klären, ob das Internet als Begleitmedium für das Magazin oder als eigenständiges Medium betrachtet wird. Auch die Virtualität spielt hierbei eine Rolle, um zu sehen, ob die Verla- ge die neuen Möglichkeiten richtig und zielgerichtet einsetzen. Ferner wurde untersucht, was die Gründe für die Entstehung einer passenden Internetseite zum Magazin waren. Zusätzlich dazu wird aufgezeigt, wie die beiden Medien miteinander vergleichbar sind, ob und welche Ähnlichkeiten sie miteinander haben und wie der gegenseitige Nutzen füreinander. Als letztes wird die Stra- tegie der Verlage erforscht, die Internetseite in ihr Angebot zu integrieren, und aufgezeigt, wie die Bewertung der Verlage selbst zu diesem Thema ist. So war es möglich anhand der Ergebnisse eine Analyse durchzuführen, die zum einen zeigen soll, ob der Erfolg der einzelnen Frauenmagazine ver- gleichbar mit dem Erfolg der Internetseite ist und zum anderen welches die Erfolgsfaktoren der Verlage sind. Hierzu wurden die Kategorien Kompatibili- tät und Strategie mit Hilfe von bestimmten Kriterien bewertet und daraus ein Fazit gezogen.
Forschungsziel ist es, das Handlungsmuster zu analysieren und zu erkennen, wie die Verlage die neue Situation in ihren Arbeitsablauf in der Redaktion integrieren. Außerdem soll diese Hausarbeit zeigen, ob die Kritiker recht haben, indem sie sagen, dass Print aussterben wird und das Medium Internet nicht richtig genutzt wird.
2 Print contra Online - Veränderungen für die Verlage
„Dem Online-Werbesegment kommt eine immer bedeutendere Rolle zu, erklärte Alexander v. Reibnitz, Leiter New Media beim VDZ: ‚Das Medi- enhaus der Zukunft wird nur dann überlebensfähig sein, wenn es mit neuen Geschäfts- und Erlösmodellen antritt. Der Printbereich bleibt wei- terhin der größte Umsatzträger, doch die Verlage müssen jetzt ihre Onli- ne-Aktivitäten ausbauen.’“5
Während des Internet-Booms Ende der 90er Jahre engagierten sich die deutschen Zeitungsverleger in diesem neuen Segment und arbeiteten mit dem neuen Medium zusammen. Man war der Ansicht, dass eine Internetsei- te, passend zum Printprodukt erstellt, die Präsenz erhöht und man auch mit im Boot auf der aufschwappenden Welle des World Wide Web sitzt. Aller- dings lagen hierzu schon früh Zweifel auf Seiten der Verlage. Man fragte sich, ob der Internetauftritt passend zur Zeitschrift denn förderlich sei für das Printprodukt oder diese eher eine ablösende Funktion einnehme. Die Hoff- nung lag darin, die Nutzer neugierig auf die gedruckte Ausgabe zu machen. Aber vielleicht reicht den Nutzern auch der Internetauftritt aus und sie denken überhaupt nicht daran, die gedruckte Ausgabe zu kaufen.6
2.1 Das Spannungsfeld von Print und Online
„‚Eine Zeitung im Internet kann es nicht geben, da eine Zeitung ein Print- Objekt ist’, glaubte der Aachener Zeitungsverlag und verklagte den regi- onalen Anzeigenblatt-Verleger, der ein Angebot unter dem Titel ‚Zeitung im Netz’ ins Web gestellt hat. Zeitungen im Web gibt es doch, entschie- den die Richter.“7
„Onliner sehen den Untergang der Tageszeitung, Printredakteure wittern nur Dreck im Netz. Es geht aber nicht um die Wahl zwischen gedruckter und Web-Zeitung, [...] sondern um die Qualität von beidem.“8 Die Experten strei- ten sich wie noch nie zuvor. Print oder Online? Online oder Print? Es herrscht Spannung zwischen den Streitenden und den beiden Medien. Man- che sind der Ansicht, dass es überhaupt nicht möglich ist, eine geeignete Internetseite zum Printprodukt zu gestalten, und dass die Zeitung bestehen bleibt. Andere denken wiederum, dass es ohne Internet überhaupt nicht mehr funktioniert und die Printausgabe irgendwann aussterben wird.9 Aber, dass die zwei, Print und Online, sich sehr ähnlich sind, scheint keiner zu bemer- ken.
Es gibt Gründe für die hohe funktionale Äquivalenz von Print und Online. Beide Medien sind textbasiert und eignen sich dadurch hervorragend, kom- plexe Zusammenhänge zu vermitteln. Außerdem sprechen sie beide die glei- che Zielgruppe an, nämlich die Information-Seeker, so Brüggemann.10 „Web und Print erlauben eine hohe Selektivität, was Zeitpunkt, Dauer und Inhalt der Mediennutzung angeht.“11 Trotz, dass sich diese beiden Medien an- scheinend so ähnlich sind, gibt es große Diskussionen, wenn es darum geht, ob das Printmedium durch das Internet ersetzt wird. Bucher und Püschel se- hen es so: „Galt bisher: ‚der dumme Sender schickt alle seine Bits ohne Un- terschied an jedermann’ [...], so gilt jetzt [...]: Aus der allgemeinen Zeitung in gedruckter Form wird eine persönliche Zeitung, ein ‚Daily Me’ als digitales Produkt.“12 Es scheint, dass die gedruckte Zeitung angesichts der Entwick- lungsdynamik seit der Ausbreitung der neuen Online-Medien zu den bedroh- ten Arten gehört.
Nach Einschätzungen von befragten Experten geht man davon aus, dass vor allem bei Tageszeitungen Rückgänge zu verzeichnen sind. Man ist der An- sicht, dass diese bis 2010 zehn Prozent ihrer Auflagen gegenüber dem Ni- veau vom Herbst 2002 verlieren. Auch die Nutzungsdauer soll um 15 Prozent zurückgehen. Im Vergleich zu den Tageszeitungen scheint der Rückgang der Auflagen von Publikationszeitschriften nicht so enorm zu sein. Vorausgesagt sind hier 5 Prozent Rückgang bei Auflagen und 7 Prozent bei der Nutzungs- dauer. Nach Glotz kann man also sagen, dass eine Veränderung zu Stande kommen wird und dies vor allem im Wettbewerb um die noch kaum vorhan- dene Mediennutzungszeit gesehen werden kann.13 „Dabei bewerten die Ex- perten die Substitutionskonkurrenz zwischen Zeitung und Internet höher als zwischen Zeitschrift und Internet, da ihnen im ersten Fall die funktionale Ähn- lichkeit höher erscheint.“14
Die Substitutionsfrage ist dadurch allerdings nicht geklärt. Ein großer Faktor, „der die Kooperation zwischen Online und Offline-Welt prägt, ist der ‚Wett- bewerbs-Faktor’, die Positionierung der alten Medien gegenüber und im Kommunikationsraum WWW.“15 Besonders im Bereich der Suchmaschinen kann man davon ausgehen, dass diese besonders das Printsegment gefähr- den. Berger vertritt die Meinung, dass besonders der Werbemarkt der Print- medien durch Größen wie Google und Yahoo zurückginge, da alle Ergebnis- suchen einst als Werbung in Zeitungen und Zeitschriften zu finden waren.16 Weiterhin denkt man, dass das Printmedium gerne zum Konsumieren von Nachrichten verwendet wird. Hierbei geht es aber mehr um Lesegenuss und diese Vorliebe nimmt da gerne ab, wenn es um das Konsumieren von Kurz- meldungen oder Datenabrufe geht.17
Fantapié Altobelli beantwortet die häufig gestellte Frage ‚Verdrängt Online Print?’ mit einem klaren Nein. Man ist der Ansicht, dass zwar manche Grup- pen durch die kostenlose Nutzung des Internets davon absehen, das Print- produkt zu erwerben, aber je eigenständiger das Online-Produkt im Vergleich zur gedruckten Ausgabe ist, desto geringer wird jedoch dieser Effekt sein. Denn die Onlinenutzer möchten nicht auf die gedruckten Exemplare verzich- ten.18
Trotz allen Argumenten und Vorhersehbarkeiten vertreten Bucher und Pü- schel die Ansicht, dass die Positionsbestimmung der Zeitung im Spannungs- feld von Print und Digitalisierung einen Vorteil hat. Man müsse sich nicht auf eine Seite schlagen und die Entscheidungsform müsse nicht das entschei- dende Kriterium für eine Mediendefinition sein. Sie nehmen für ihre Argu- mentation ein Zitat vom Zeitungswissenschaftler Robert Brunhuber zur Hand, der sich zu diesem Thema bereits im Jahr 1907 geäußert hat. Er hatte be- reits zur damaligen Zeit erkannt, dass andere Vervielfältigungsformen, viel- leicht chemische oder physikalische, erscheinen können, die vollkommener sein können als der Druck.19 Diese Aussage greifen Bucher und Püschel auf und sagen: „Mit ihren Online-Ausgaben haben die Zeitungen zwar keine chemische oder physikalische, aber eine elektronische Erscheinungsform gefunden.“20
Fiene äußert sich auf die Frage ‚Wer überlebt?’ folgendermaßen: „Bislang zeichnet sich - bei aller Konkurrenz - ein Wechselspiel zwischen Print- und Online-Medien ab.“21 Man glaubt, dass Onlinemedien und Printmedien bei Veränderung gleichermaßen aufeinander reagieren. Traditionelle Medien können, trotz der Schnelligkeit und Interaktivität des Internets, auf ihre Stärken setzen und sich entspannen, wenn es um Koexistenz, die sowieso nicht mehr zu vermeiden ist, geht.22
So ist Lehr der Meinung, dass die Chancen für eine Verknüpfung von Print und Internet günstig sind. Zum einen können diese beiden Medien zu einem sich ergänzenden Angebot verknüpft werden. Zum anderen bietet das Inter- net die Möglichkeit, auch überregional oder international bekannt zu werden. Ganz besonders fällt auf, dass man besonders in regionale Zeitungen oder Zeitschriften ein hohes Vertrauen setzt. Dies würde sich auf das elektroni- sche Angebot übertragen.23
Nun die Fragen, die sich die Verlage stellen: Sollen sie weiter auf Papier und Druck setzen, trotz der schlechten Prognosen der Experten? Oder sollen sie doch mehr das Internet nutzen und damit agieren, obwohl es für sie finanziell nicht sehr lukrativ zu sein scheint?24
2.2 Herausforderung und Chance für Verlagsunternehmen
Müller spricht das Problem der Verlage an. Durch die Entstehen des Inter- nets und dadurch immer häufiger veröffentlichten digitale Zeitschriften und Leseangeboten stehen die Verlagsunternehmen unter Zugzwang. Den Print- verlagen bedürfe es neuen Geschäftsmodellen, um diesem Trend folgen zu können.25
„Angesichts der Chancen und Risiken, die mit der neuen Technologie für die Verlage einhergehen, stehen die Verleger von einer Reihe von Fragen, wie z.B. der nach der möglichen Rolle bzw. Positionierung der Produkte von Verlagen in der neuen Medienlandschaft.“26
Herausforderungen und Risiken entstehen für die Verlagsunternehmen durch den Online-Boom. Es hat sich ein neues Geschäftsmodell eröffnet, das auch Änderungen im Medienunternehmen mit sich getragen hat, besonders wenn es um die Geschäftsprozesse in den Verlagen geht. Es gibt bestimmte An- forderungen an die Mitarbeiter, die durch die Zusammensetzung von Print und Online immer höher werden. „Waren die Mitarbeiter noch vor wenigen Jahren entweder Autoren bzw. Redakteure, Programmierer oder Gestalter, so vermischen sich die Profile heute immer mehr.“27 Von den Redakteuren wird heute verlangt, nicht nur den Umgang mit Texten zu beherrschen, son- dern auch eine gewisse Affinität und das Verständnis für die Zusammenhän- ge im Internet und die Informationstechnologien zu haben. Auch das Ver- ständnis für die Gestaltung und dadurch auch für die Zielgruppe sollte vor- handen sein.28
Man sieht für die Entwicklung allerdings Risiken für die Verlage. Zum einen entsteht ein finanzielles Risiko, das mit dem Engagement in elektronischen Publikationen entsteht, besonders durch die unterschiedlichen technologi- schen Möglichkeiten, die im Verlag zu kalkulieren sind. Zum anderen geht man davon aus, dass durch die verstärkte Nutzung des Internet eine wirt- schaftliche Schwierigkeit für die Verlage entstehen könnte.29 „Es entstehen zum einen Mindererlöse aus dem Verkauf von Printexemplaren. Zum ande- ren aber, und dies kann viel bedeutender sein, löst ein Auflagenverlust Druck [...] aus [...].“30 Aber den Risiken stehen mit Sicherheit auch einige Chancen gegenüber.
Zu Anfang des Online-Booms haben sich die Verlage eher darauf konzen- triert, mit der Internetseite und das dort zu findende Angebot das Interesse für das Print-Exemplar zu wecken und die Kaufabsichten möglicherweise auf die aktuelle Ausgabe zu erhöhen. Heute setzen die Verlage vielmehr einen Schwerpunkt auf die Online-Repräsentanz, um die verschiedenen Informati- onsinteressen der Nutzer zu befriedigen. So werden verstärkt Inhalte aus dem Printprodukt und noch weitere Zusatz- und Hintergrundinformationen über verschiedene Berichte Online gestellt. Die Verlage nutzen die Gelegen- heit also hauptsächlich, um einen Zusatznutzen für die User zu bieten, wie zum Beispiel durch Unterhaltungsangebote. Die Nutzer sollen dadurch ange- zogen und an das Produkt gebunden werden.31 Eine gute Chance für die Verlage, um ihr Repräsentanz zu erweitern und vielleicht die Rezipientenzahl zu erhöhen. Auch Hoffmann vertritt diese Meinung. Er sieht für die Verlage die Chance, mit den digitalen Publikationen neue Kundenkreise zu errei- chen.32
„Den Verlagen bietet sich [...] die Chance, durch den Einsatz der neuen Technologie wieder in Bereiche vorzudringen, die sie vor langer Zeit an andere Medien verloren haben, wie z.B. bestimmte Berichterstattungsformen, die an die aktuelleren Medien Radio und Fernsehen abgegeben wurden, oder aber der (teilweise) an Anzeigenblätter verloren gegangene Bereich rubrizierter Anzeigen bzw. Kleinanzeigen.“33
Nicht zu vergessen ist aber, dass auch Netzzeitungen der Schnelllebigkeit des Mediums Internet unterliegen. Daher ist es wichtig für die Verlage darauf zu achten, dass ihr Internetauftritt immer aktuell bleibt, gegebenenfalls neu strukturiert wird und das Onlineangebot immer wieder überdacht wird.34 So eröffnet sich für die Verlage ein neues Geschäftsfeld. Die Herausforde- rung liegt nun allerdings darin, „dieses zu erkennen und mit geeigneten Strukturen die entstehenden Potenziale zu erschließen.“35 „Dabei sind die alten Print-Medien vor allem gezwungen, sich ihrer selbst, ihrer eigenen Ressourcen und Schwächen bewusst zu werden und daraus Strategien zu entwickeln.“36
2.3 Strategische Vernetzung von Print und Online
„[...] [Es] wird in zunehmendem Maße deutlich, dass nur solche Verlage mit ihrem Internet-Präsenz Erfolge erzielen können, die ihr Online- Engagement in die strategische Unternehmenspositionierung integrieren und eine Neuorientierung ihrer ökonomischen und publizistischen Stra- tegien vornehmen.“37
Letztendlich entscheiden sich die meisten Verlage, angesichts der großen Präsenz des Internets, ihr Printprodukt auch im Web zu veröffentlichen. Da- bei geht es aber nicht wirklich um den Inhalt, sondern es stellte sich bei Um- fragen heraus, dass vor allem Tageszeitungen einen ‚Doppelnutzer’ errei- chen wollen, der vorrangig aber das Muttermedium, also das Printprodukt, nutzt. So würde die Leserbindung gestärkt werden. Auch die Gewinnung neuer Printleser steht gerne im Vordergrund. Bei dieser Befragung kam man zu dem Ergebnis, dass „die Verlage eher Zeitung und Online zu Komplemen- tärprodukten entwickeln wollen als den Internetauftritt zu einem eigenständi- gen Produkt [...]“38 zu machen. Dies bedeutet also, dass sie zwischen den Inhalten im Printprodukt und den Inhalten auf der Internetseite trennen.39 Neuberger zeigt die Motive der Verlage auf, sich im Internet zu engagieren. Hierbei sieht er 5 Hauptgründe. Zum einen sehen Verlage die Strategie des zweiten Vertriebswegs dahinter. Dies soll bedeuten, dass diese ihre Inhalte aus der Printausgabe, wie zum Beispiel Artikel, zusätzlich im Internet veröf- fentlichen können. Zum anderen wäre die Gewinnung neuer Leser durch den Internetauftritt zu nennen. Oft sollen hier speziell die jungen Leser für das Printmedium begeistert und durch das Internet gewonnen werden. Auch Neumann spricht hier die Zielgruppe der ‚Doppelnutzer‘ an. Diese bereits vorhandene Leserschaft soll zusätzlich über das neue Medium erreicht wer- den. Hier steht die gegenseitige Stärkung von Print und Online im Mittelpunkt und diese werden als medienübergreifende Einheit gesehen. Eine weitere Möglichkeit sehen die Verlage durch die völlige Neugestaltung, das heißt, dass ein völlig vom Muttermedium losgelöstes Angebot denkbar wäre. Hier sollen alleine Online-Nutzer für das Internet gewonnen werden. Als letzte Strategie sieht man das redaktionelle Angebot als eine Art Lockvogel an. Dies soll bedeuten, dass man den Blickfang auf den Internetauftritt lenken und ein attraktives Umfeld für Werbung und E-Commerce schaffen möchte.40 Der BDVZ hat sich mit dem Thema befasst, ob sich durch die neue Welle Internet die Verlage vorsehen müssen, was ihre Printausgaben angeht. Die- se antworten mit einem deutlichen Nein. Man ist der Ansicht, dass sich Print und Online sehr wohl ergänzen können und sich ein funktionsteiliges Zu- sammenspiel zwischen der gedruckten Zeitung und dem Web ergeben kann. Durch eine Studie hat man festgestellt, dass beide Medien komplementär verwendet werden und, was besonders für die Verlage wichtig ist, dass die Internetseite genauso beliebt und angesehen wie das Printprodukt ist. So kann man sagen, dass die Glaubwürdigkeit beider Medien gleichauf ist und sie sich in jeder Hinsicht ergänzen können.41
Stark und Kraus sehen allerdings noch Lücken in der Vernetzung von Print und Online. „Zu nennen sind hier beispielsweise logische/technische, kultu- relle oder auch generationsbedingte Hürden, oft verstärkt durch eine fehlen- de Ressourcenausstattung.“42 Man ist der Ansicht, dass das Printmedium immer noch sehr im Vordergrund stehe und man erhoffe sich ein Wechsel- spiel zwischen Print und Online durch den Verweis aufeinander. So stehe die Festlegung auf einer medienneutralen Redaktion noch aus.43 Das Online-Engagement und damit der Zeitungen und Zeitschriften ist mitt- lerweile ein fester Bestandteil in der Welt von Verlagsunternehmen. Man nehme das neue Medium war, so Spachmann. So stellte sich bei einer Um- frage heraus, dass 35% der Chefredakteure der Ansicht sind, dass das Onli- ne-Angebot eine große oder sehr große Rolle spielt und 79% denken, dass diesem ein noch wichtigerer Teil der Aufmerksamkeit zustehen wird in naher Zukunft.44
2.4 Die Zukunftsaussichten
Pfeifer zeigt nochmals die unterschiedlichen Meinungen auf. Die einen sind der Ansicht, dass elektronische Medien und Druck niemals nebeneinander bestehen können, denn eine Koexistenz setze ein Gleichgewicht der Kräfte voraus und dieses würde es nicht geben. Die multimedialen Informationsan- gebote werden die Druckmedien vernichten. Die anderen vertreten die Mei- nung, dass es niemals geschehen wird, dass eine Kommunikations- und In- formationsform die andere verdränge, sondern Neues das bereits Bestehen- de ergänzt und dadurch die Bedeutung des gedruckten Wortes noch wichti- ger werden wird.45
Brüggemann äußert sich zu dem Thema „Stirbt das gedruckte Wort, wenn einmal alle online sein sollten?“46 auf eine klare und deutliche Weise. Er ver- tritt die Ansicht, dass das gedruckte Wort auf keinen Fall aussterben wird, da sich hier die Vorteile des Papiers in den Vordergrund drängen. Die Vorteile werden in der Technik-Debatte vernachlässigt, denn schließlich habe dieses das Überleben der Zeitung fast ein halbes Jahrtausend bewährt.47 „Die Mate- rialität Papier begründet die mediale Herrschaft der Zeitung auf dem Früh- stückstisch und in der U-Bahn.“48 Außerdem verlangt das Druckwerk vom Rezipienten allein die Gabe des Lesens ab und nicht die der Computer- Bedienung, was für viele vor allem ältere Rezipienten deutlich schwieriger ist als für die jüngere Generation, die mit dem Medium Internet aufwachsen.49 Aber den Verlagen ist nicht entgangen, dass das Internet immer mehr etab- liert und die Generation der Nicht- oder Weniguser bald aussterben wird. Immer mehr Menschen nutzen das Internet täglich oder zumindest wöchent- lich.
„‚Online - Die Zukunft der Zeitung?’“50 Als das Internet auf der Bildfläche er- schien, war die größte Befürchtung, dass die gedruckte Zeitung angesichts des Internets nicht überleben würde. Dies war damals der Grund für das Fragezeichen im Leitsatz. Nun allerdings hat sich der Inhalt dieser Frage ge- ändert, laut Neuberger und Tonnemacher. Sie sehen die Bedrohung durch die Abwanderung der Rubrikenanzeigen ins Internet, also ein Wandel, der die Zeitungen existenziell treffen könne. Zur heutigen Zeit ist die Experimen- tierphase vorbei und das Internet hat sich sehr stark bewertet. Allerdings hat die Frage nicht an Berechtigung verloren.51 „Das Internet ist für die Zeitungen immer noch ein Zuschussgeschäft und wird es wohl auf absehbare Zeit blei- ben. Weder Anzeigenerlöse noch Nutzergebühren reichen für die Kostende- ckung aus.“52
„’Don´t overthink it. Just try something!’ Nicht zu lange zögern, einfach ma- chen!“53 Dies gab ein amerikanischer Zeitungsmanager seinen deutschen Kollegen beim Multimedia-Kongress auf den Weg mit. Die Konkurrenz ist zwar durch Größen wie Google oder Yahoo groß, aber der große Vorteil ergibt sich den Verlagen durch die Nähe zum Kunden. So werden die Verla- ge durch ihre Professionalität, Glaubwürdigkeit und Vertrauen auch in der Welt des Internet Fuß fassen, ohne dass das Printmedium ausstirbt.54 Diese beiden großen Medien werden überleben und eine Bereicherung für die Kunden und die Verlage darstellen.
„Tragfähige Business-Modelle werden es den Verlagen ermöglichen, ihre Online-Angebote zu finanzieren und als eigenständige Produkte zu etablieren. Damit lautet die Devise in Zukunft nicht: Print contra Online, sondern: Print und Online.“55
[...]
1 Bucher 2001, S. 9. Zit. nach: Tapscott 1996, S. 259.
2 Vgl. Polatschek 1998, S. 103.
3 Ebd.
4 Ebd.
5 O.V. 2003, S. 1.
6 Vgl. Dierks 2002, S. 119.
7 Brüggemann 2002, S. 14f.
8 O.V. 2008a, S. 1.
9 Vgl. ebd., S. 1f.
10 Vgl. Brüggemann 2002, S. 29.
11 Ebd.
12 Bucher 2001, S. 9.
13 Vgl. Glotz 2004, S. 16f.
14 Ebd., S. 17.
15 Brüggemann 2002, S. 23.
16 Vgl. Berger 2008, S. 8.
17 Vgl. Brüggemann 2002, S. 30.
18 Vgl. Fantapié Altobelli 2002, S. 17.
19 Bucher 2001, S. 14f.
20 Ebd., S. 15.
21 Fiene 2007, S. 3.
22 Vgl. ebd.
23 Vgl. Lehr 1999, S. 2.
24 Vgl. Neuberger 2003, S. 9.
25 Vgl. Müller 2008, S. 1.
26 Lehr 1999, S. 3.
27 Petschke 1998, S. 88.
28 Vgl. ebd., S. 88f.
29 Vgl. Lehr 1999, S. 28.
30 Ebd.
31 Vgl. Fantapié Altobelli 2002, S. 10.
32 Vgl. Hoffmann 2002, S. 66.
33 Lehr 1999, S. 2.
34 Vgl. Zürn 2000, S. 324.
35 Hoffmann 2002, S. 67.
36 Brüggemann 2002, S. 23.
37 Fantapié Altobelli 2002, S. 9.
38 Neuberger 2003, S. 171.
39 Vgl. ebd.
40 Vgl. ebd., S. 114f.
41 Vgl. BDZV 2002, S. 1.
42 Stark 2008, S. 307.
43 Vgl. ebd.
44 Vgl. Spachmann 2003, S. 215.
45 Vgl. Pfeifer 1997, S. 20.
46 Brüggemann 2002, S. 30.
47 Vgl. ebd.
48 Ebd.
49 Vgl. Brüggemann 2002, S. 30.
50 Neuberger 2003, S. 8.
51 Vgl. ebd., S. 8f.
52 Ebd., S. 9.
53 Fuhrmann 2007, S. 5.
54 Vgl. ebd.
55 Fantapié Altobelli 2002, S. 18.