Thema dieser Arbeit ist das kirchliche Judenrecht bis zum Konzil von Basel (1431-1449).
Vorerst ist zu klären, was genau unter „Judenrecht“ zu verstehen ist. Es gilt zwischen
„jüdischem Recht“ und „Judenrecht“ zu differenzieren.
Jüdisches Recht beinhaltet erstens das Recht der fünf Bücher Moses, zweitens das Recht der
mündlichen Überlieferung, schriftlich niedergelegt in den Codices Mischna und Talmud und
letztlich das Recht der rabbinischen Responsa- und Decisorenliteratur späterer Zeit1.
Judenrecht ist , im Gegensatz dazu, die von nichtjüdischen Obrigkeiten für/gegen Juden
erlassene Gesetzgebung2. Es wurzelt „in der Gesetzgebung, der Verfassung, der Rechtspraxis
und den Rechtstheorien anderer Staaten und zwar anfänglich in denen des Römischen Staates,
später in denen der christlichen Staaten“3. Das Judenrecht war ursprünglich subjektives Recht,
welches „sich aus subjektiven, jeweils willkürlichen Rechten für Einzelpersonen, einzelne
Gruppen von Juden und schließlich für alle Juden eines Territoriums“ zusammensetzte4. Das
Judenrecht wurde von Kaisern, Königen, Fürsten und später auch von Städten in Form von
Privilegien und Urkunden verliehen5.
Im Folgenden soll jedoch insbesondere die kanonische Gesetzgebung, Juden betreffend,
herausgegriffen und analysiert werden. [...]
1 L. Dasberg, Untersuchungen über die Entstehung d. Judenstatus, S. 27.
2 LexMA V, S. 792.
3 L. Dasberg, Untersuchungen über die Entstehung d. Judenstatus, S. 27.
4 L. Dasberg, Untersuchungen über die Entstehung d. Judenstatus, S. 29.
5 L. Dasberg, Untersuchungen über die Entstehung d. Judenstatus, S. 30.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Grundlagen des Judenrechts
- I. Codex Theodosianus
- 1. Behinderung des jüdischen Kultus und der Mission
- 2. Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben
- 3. Schutzbestimmungen
- 4. Schlussfolgerung
- II. Codex Iustinianus
- 1. Auswirkungen des Codex Iustinianus auf die Juden
- 2. Schutzbestimmungen für die Juden
- III. Fazit
- C. Begebenheiten bis ins 12. Jahrhundert
- I. Das westgotische Spanien
- II. Der christliche Westen (ohne Spanien)
- III. Die Zeit nach dem 1. Kreuzzug
- D. Ereignisse ab dem 12. Jahrhundert
- I. Kanonische Gesetzgebung die Juden betreffend
- 1. Decretum Gratiani und Bullen Sicut Iudeis
- 2. Das III. Laterankonzil (1179)
- II. Das IV. Laterankonzil (1215)
- III. Der Begriff der Knechtschaft der Juden
- 1. Unter Papst Innozenz III. (Papst von 1198-1216)
- 2. Unter Friedrich II. (1212-1250)
- IIV. Ausweisung der Juden aus England und Frankreich
- 1. Ausweisung der Juden aus England
- 2. Ausweisung der Juden aus Frankreich
- VI. Die Judenbulle Benedikts XIII. (1415)
- V. Das Konzil von Basel (1431-1449)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung des kirchlichen Judenrechts vom frühen Mittelalter bis zum Konzil von Basel (1431-1449). Das Ziel ist es, die historischen Entwicklungen des jüdischen Rechts innerhalb der christlichen Gesellschaft aufzuzeigen, einschließlich der sich verändernden Einstellungen, Gesetze und Praktiken. Die Arbeit untersucht die verschiedenen Phasen der Gesetzgebung, die die Stellung der Juden im christlichen Europa prägten.
- Die Entwicklung des jüdischen Rechts unter dem Einfluss von römischen Rechtsquellen wie dem Codex Theodosianus und dem Codex Iustinianus.
- Die Auswirkungen von Konzilien und päpstlichen Dekreten auf die rechtliche Situation der Juden.
- Die Rolle des christlichen Westens und des westgotischen Spaniens bei der Gestaltung des Judenrechts.
- Die Entstehung des Begriffs der "Knechtschaft" der Juden im mittelalterlichen Europa.
- Die Ausweisung der Juden aus England und Frankreich als Höhepunkt der Diskriminierung.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung bietet einen Überblick über den Inhalt und die Zielsetzung der Arbeit.
- Das Kapitel "Grundlagen des Judenrechts" analysiert die römischen Rechtsquellen, die das jüdische Recht im frühen Mittelalter beeinflussten. Die Untersuchung konzentriert sich auf den Codex Theodosianus und den Codex Iustinianus, wobei die Auswirkungen auf das Leben der Juden im römischen Reich erörtert werden.
- Das Kapitel "Begebenheiten bis ins 12. Jahrhundert" beleuchtet die Entwicklung des Judenrechts im westgotischen Spanien und im christlichen Westen. Es untersucht die verschiedenen Maßnahmen und Praktiken, die die Juden im Laufe der Jahrhunderte betrafen, und analysiert die Rolle der Kirche und der politischen Macht im Kontext des jüdischen Lebens.
- Das Kapitel "Ereignisse ab dem 12. Jahrhundert" widmet sich den Veränderungen im jüdischen Recht ab dem 12. Jahrhundert. Es analysiert die kanonische Gesetzgebung, die von Konzilien und Päpsten erlassen wurde, und erörtert die Auswirkungen auf die rechtliche Situation der Juden. Des Weiteren wird die Entwicklung des Begriffs der "Knechtschaft" der Juden untersucht, der zu weitreichenden Diskriminierung und Ausweisungen führte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Schlüsselwörter: Kirchenrecht, Judenrecht, Codex Theodosianus, Codex Iustinianus, Konzilien, päpstliche Dekrete, mittelalterliche Gesellschaft, Diskriminierung, Knechtschaft, Ausweisung, Konzil von Basel.
- Citar trabajo
- Melody Geraldes (Autor), 2003, Das kirchliche Judenrecht bis zum Konzil von Basel (1431/1449), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17509