Sowohl das Jugendalter als auch das Erwachsenenalter sind in unserer Gesellschaft allseits
bekannte Bezeichnungen für bestimmte Lebensabschnitte, mit denen gewisse Altersstufen und
für diese typische Charakteristika verknüpft werden. Klare Altersgrenzen lassen sich hierbei
zwar nicht verallgemeinern, jedoch sind beide Altersstufen deutlich voneinander abzugrenzen
und können einem groben Altersbereich zugeordnet werden – die sich nun stellende Frage ist
demnach vielmehr, wie sich der Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter gestaltet und
über welchen Zeitraum dieser anzusiedeln ist.
Forscher stimmen mittlerweile überein, dass diese Übergangsphase bereits als neue
Altersstufe angesehen werden kann, der sogenannten „Postadoleszens“. Diese tritt zwischen
das Jugend- und Erwachsenenalter und verkürzt somit beide Lebensabschnitte: Die
Jugendphase endet früher, das Erwachsenenalter beginnt später.
In der US-amerikanischen Entwicklungspsychologie hat sich aufgrund dieses relativ
langsamen und komplexen Übergangsprozesses vom Jugendlichen zum Erwachsenen der
Begriff des „heraufziehenden Erwachsenenalters“ (emerging adulthood) etabliert, wobei in
(post-)modernen Gesellschaften zwei wichtige Trends zu beobachten sind: Einerseits ist eine
Akzeleration der körperlichen Entwicklung in der Pubertät festzustellen, welche gleichzeitig
die psychosoziale und psychosexuelle Entwicklung beschleunigt, andererseits kommt es zu
einer Retardation der finanziellen Selbstständigkeit durch einen Anstieg höherer
Bildungsabschlüsse (Oerter & Montada, 2008). Zwar hat sich der Postadoleszente in
soziokultureller Hinsicht bereits verselbstständigt, jedoch genießt er noch keine
wirtschaftliche bzw. finanzielle Unabhängigkeit – ein Phänomen, das Chisholm und
Hurrelmann (1995) als „strukturelles Paradoxon“ bezeichnen.
In der folgenden Arbeit gilt es nun die wesentlichen Charakteristika der Postadoleszens
vorzustellen sowie ihre Ursachen zu ergründen. Besonders im Fokus liegen hierbei die
Autonomieentwicklung und der Auszug aus dem Elternhaus, was anhand einer Studie von
Jörg von Irmer und Inge Seiffge-Krenke („Der Einfluss des Familienklimas und der
Bindungsrepräsentation auf den Auszug aus dem Elternhaus“, 2008) genauer vorgestellt wird.
Die zentrale Fragestellung hierbei ist, in wie weit familiäre Konflikte sowie
Bindungsrepräsentationen und das Zugeständnis von Autonomie seitens der Eltern während
der Adoleszens das spätere Auszugsverhalten der jungen Erwachsenen beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Postadoleszens
- 2.1 Charakteristika und Ursachen der Postadoleszens
- 2.2 Heterogenität in der Postadoleszens
- 2.3 Entwicklungsaufgaben
- 3 Der Auszug aus dem Elternhaus
- 3.1 Allgemeines
- 3.2 Der Einfluss des Familienklimas auf das Auszugsverhalten
- 3.3 Die Auswirkungen des Auszugs auf die Eltern-Kind-Beziehung
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Postadoleszens als Übergangsphase zwischen Jugend und Erwachsenenalter. Sie beleuchtet die Charakteristika dieser Phase, ihre Ursachen und insbesondere den Einfluss auf die Autonomieentwicklung und den Auszug aus dem Elternhaus. Dabei wird der Fokus auf den Einfluss des familiären Umfelds gelegt.
- Charakteristika und Ursachen der Postadoleszens
- Heterogenität der Lebensläufe in der Postadoleszens
- Der Auszug aus dem Elternhaus als Meilenstein der Autonomieentwicklung
- Einfluss des Familienklimas auf das Auszugsverhalten
- Auswirkungen des Auszugs auf die Eltern-Kind-Beziehung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung stellt die Frage nach dem Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter und führt den Begriff der Postadoleszens als eigenständige Lebensphase ein. Sie verweist auf die Verlängerung dieser Phase in modernen Gesellschaften aufgrund von Faktoren wie der Verlängerung der Ausbildung und dem damit verbundenen Aufschub der finanziellen Unabhängigkeit. Das "strukturelle Paradoxon" – die soziokulturelle Selbstständigkeit bei gleichzeitig fehlender wirtschaftlicher Unabhängigkeit – wird als zentrales Thema eingeführt. Die Arbeit kündigt die Fokussierung auf Autonomieentwicklung und Auszug aus dem Elternhaus an, unter Bezugnahme auf eine spezifische Studie.
2 Postadoleszens: Dieses Kapitel beschreibt den Wandel des Übergangs vom Jugend- zum Erwachsenenalter in den letzten Jahrzehnten. Frühere direkte Übergänge in elterliche Betriebe werden mit der heutigen größeren Bandbreite an Möglichkeiten, insbesondere durch den Anstieg der Abiturienten und Studierenden, verglichen. Die Verlängerung der Ausbildungszeit und die damit verbundene verlängerte finanzielle Abhängigkeit von den Eltern werden als wesentliche Ursachen für das Entstehen der Postadoleszenz dargestellt. Der Eintritt ins Berufsleben und die vollständige Selbstständigkeit verschieben sich dadurch nach hinten, während den Postadoleszenten gleichzeitig die Handlungsmöglichkeiten von Erwachsenen bereits offenstehen.
3 Der Auszug aus dem Elternhaus: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Auszug aus dem Elternhaus als zentralen Aspekt der Autonomieentwicklung in der Postadoleszens. Es behandelt den Einfluss des Familienklimas (Konflikte, Bindungsrepräsentationen, elterliches Zugeständnis von Autonomie) auf das Auszugsverhalten junger Erwachsener. Die Auswirkungen des Auszugs auf die Eltern-Kind-Beziehung werden ebenfalls thematisiert, ohne detaillierte Ergebnisse zu nennen. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen familiären Dynamiken und der Entscheidung, den elterlichen Haushalt zu verlassen.
Schlüsselwörter
Postadoleszenz, Autonomieentwicklung, Auszug aus dem Elternhaus, Familienklima, Bindungsrepräsentation, Heterogenität der Lebensläufe, Übergang Jugend-Erwachsenenalter, finanzielle Unabhängigkeit, soziokulturelle Selbstständigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Postadoleszenz, Autonomieentwicklung und Auszug aus dem Elternhaus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Postadoleszenz als Übergangsphase zwischen Jugend und Erwachsenenalter. Der Fokus liegt auf der Autonomieentwicklung und dem Auszug aus dem Elternhaus, insbesondere dem Einfluss des familiären Umfelds auf diese Prozesse.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Charakteristika und Ursachen der Postadoleszenz, Heterogenität der Lebensläufe in dieser Phase, den Auszug aus dem Elternhaus als Meilenstein der Autonomieentwicklung, den Einfluss des Familienklimas auf das Auszugsverhalten und die Auswirkungen des Auszugs auf die Eltern-Kind-Beziehung.
Was versteht man unter Postadoleszenz?
Die Postadoleszenz wird als eigenständige Lebensphase zwischen Jugend und Erwachsenenalter beschrieben. Sie ist durch ein "strukturelles Paradoxon" gekennzeichnet: soziokulturelle Selbstständigkeit bei gleichzeitig fehlender wirtschaftlicher Unabhängigkeit, verursacht durch Faktoren wie verlängerte Ausbildungszeiten und den damit verbundenen Aufschub der finanziellen Unabhängigkeit.
Welche Rolle spielt der Auszug aus dem Elternhaus?
Der Auszug aus dem Elternhaus wird als zentraler Aspekt der Autonomieentwicklung in der Postadoleszenz betrachtet. Das Kapitel 3 analysiert den Einfluss des Familienklimas (Konflikte, Bindungsrepräsentationen, elterliches Zugeständnis von Autonomie) auf die Auszugsentscheidung und die Auswirkungen des Auszugs auf die Eltern-Kind-Beziehung.
Welchen Einfluss hat das Familienklima auf den Auszug?
Das Familienklima spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung, aus dem Elternhaus auszuziehen. Konflikte, Bindungsrepräsentationen und das elterliche Zugeständnis von Autonomie beeinflussen das Auszugsverhalten junger Erwachsener.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Postadoleszenz, Autonomieentwicklung, Auszug aus dem Elternhaus, Familienklima, Bindungsrepräsentation, Heterogenität der Lebensläufe, Übergang Jugend-Erwachsenenalter, finanzielle Unabhängigkeit, soziokulturelle Selbstständigkeit.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Postadoleszenz, ein Kapitel zum Auszug aus dem Elternhaus und ein Fazit. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Postadoleszenz und der Autonomieentwicklung.
Wie wird die Heterogenität in der Postadoleszenz betrachtet?
Die Arbeit betont die Heterogenität der Lebensläufe in der Postadoleszenz, die sich durch unterschiedliche Ausbildungswege, berufliche Entwicklungen und familiäre Konstellationen auszeichnet.
Wie wird der Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter dargestellt?
Der Übergang wird als ein komplexer Prozess dargestellt, der sich in den letzten Jahrzehnten durch die Verlängerung der Ausbildungszeiten und die damit verbundene verlängerte Abhängigkeit von den Eltern verändert hat. Frühere direkte Übergänge in elterliche Betriebe werden mit der heutigen größeren Bandbreite an Möglichkeiten verglichen.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, die die zentralen Inhalte und Argumente jedes Kapitels kurz und prägnant darstellt.
- Citation du texte
- Christine Glatz (Auteur), 2010, Postadoleszens - Autonomieentwicklung und Auszug aus dem Elternhaus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175262