„Avec grand intérêt, le voyageur observe la petite église.” Gilt es diesen Satz ins Deutsche zu übersetzen, wäre zur Wiedergabe der Tätigkeit des Reisenden das Wort beobachten wohl die falsche Wahl. Doch warum, sind doch die beiden Verben observer und beobachten seit den frühen Tagen des Fremdsprachenunterrichts als übersetzungsäquivalentes Wortpaar bekannt. Hier scheinen feine Bedeutungsunterschiede vorzuliegen, auf deren Spur uns nur ein genauerer Blick in die semantische Struktur beider Wörter führen kann. Und so möchte sich die vorliegende Arbeit mit dem Wortfeld der Verben visueller Wahrnehmung beschäftigen und dabei einen Vergleich zwischen deutscher und französischer Sprache ins Auge fassen. Welche Lexeme gehören dazu? Worin bestehen ihre Gemeinsamkeiten, und was unterscheidet sie voneinan¬der? Ist der Wortschatz beider Sprachen in diesem Bereich ähnlich strukturiert, oder gibt es größere Differenzen? Und welche Schlussfolgerungen ergeben sich hieraus für Übersetzungen?
Um all diesen Fragen nachzugehen, soll das Verfahren einer kontrastiven Wortfelduntersuchung vom Finden der Lexeme über deren semantische Analyse bis hin zum intersprachlichen Vergleich der Wortschatzstrukturen in dieser Arbeit nachvollzogen werden. Dazu werden in einem einführenden Kapitel zunächst grundlegende Begrifflichkeiten näher betrachtet sowie Ziele und Anwendungsbereiche (für mit beiden Sprachen in der Praxis Umgehende) der Wortfeldforschung erörtert. Hieran schließt sich die Aufstellung und Untersuchung des gewählten Wortfeldes, welche in der Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden hinsichtlich der Struktur und Funktionsweise des Wortschatzes der beiden Einzelsprachen münden soll. An mehreren konkreten Beispielen wird gezeigt werden, welche Ableitungen ein solcher Vergleich für die Betrachtung von Übersetzungsbeziehungen zwischen einzelnen Lexemen zulässt. Am Ende soll eine Übersicht entwickelt werden, die eine schnelle Einsicht in die Ergebnisse der Arbeit zulässt und Hilfestellungen beim Umgang mit den Verben visueller Wahrnehmung, insbesondere im Rahmen von Übersetzungsarbeiten, bieten kann.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- Ziele und Anwendungen der Wortfeldforschung
- Wortfeld - eine Begriffsbestimmung
- Wichtige Begriffe
- Semem
- Sem
- Archilexem/Partielles Archilexem
- Hyperonym/Hyponym
- DAS WORTFELD DER VERBEN VISUELLER WAHRNEHMUNG IM FRANZÖSISCHEN UND DEUTSCHEN
- Begründung und Ziele dieser Untersuchung
- Die Auswahl der Wörter
- Das Sammeln möglicher Lexeme
- Auswahlkriterien nach Coseriu
- Die Grenzen des Wortfeldes
- Semantische Analyse
- Verfahren
- Klassifikation der Verben nach Schepping
- Verben der visuellen Wahrnehmung, die keine Handlung ausdrücken
- Verben des visuellen Handelns
- Ableitungen für Übersetzungsbeziehungen - einige Beispiele
- sehen - voir
- betrachten - considérer - contempler
- beobachten - observer
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Wortfeld der Verben visueller Wahrnehmung im Deutschen und Französischen. Ziel ist es, die Struktur und Funktionsweise des Wortschatzes beider Sprachen in diesem Bereich zu analysieren und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede hervorzuheben. Darüber hinaus sollen Ableitungen für Übersetzungsbeziehungen zwischen einzelnen Lexemen aufgezeigt werden.
- Kontrastive Wortfeldanalyse des Bereichs „visuelle Wahrnehmung“ im Deutschen und Französischen
- Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Struktur und Funktionsweise des Wortschatzes
- Analyse von Übersetzungsbeziehungen zwischen einzelnen Lexemen
- Entwicklung einer Übersicht für Sprachpraxis und Übersetzung
- Bedeutungsunterschiede und sprachspezifische Besonderheiten bei der Verwendung von Verben der visuellen Wahrnehmung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit untersucht das Wortfeld der Verben visueller Wahrnehmung im Deutschen und Französischen. Ausgehend von einem konkreten Beispiel werden die Ziele und Anwendungsbereiche der Wortfeldforschung sowie die Vorgehensweise der Untersuchung erläutert.
Theoretische Grundlagen
Dieser Teil definiert den Begriff „Wortfeld“ und stellt wichtige Begriffe der semantischen Analyse vor, wie Semem, Sem, Archilexem/Partielles Archilexem und Hyperonym/Hyponym.
Das Wortfeld der Verben visueller Wahrnehmung im Französischen und Deutschen
Dieser Abschnitt erläutert die Begründung und Ziele der Untersuchung und beschreibt die Auswahl der Wörter, die in das Wortfeld aufgenommen wurden. Die semantische Analyse der Verben wird mithilfe eines Verfahrens nach Schepping durchgeführt und in zwei Kategorien unterteilt: Verben der visuellen Wahrnehmung, die keine Handlung ausdrücken, und Verben des visuellen Handelns. Abschließend werden einige Beispiele für Ableitungen für Übersetzungsbeziehungen zwischen einzelnen Lexemen wie „sehen - voir“, „betrachten - considérer - contempler“ und „beobachten - observer“ vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Verben visueller Wahrnehmung im Deutschen und Französischen. Im Fokus stehen dabei die semantische Analyse, die kontrastive Wortfeldforschung, die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Struktur und Funktionsweise des Wortschatzes beider Sprachen sowie die Ableitungen für Übersetzungsbeziehungen zwischen einzelnen Lexemen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2011, Die Verben visueller Wahrnehmung im Deutschen und Französischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175982